Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
hat, mitten in dem Neubauviertel mit seinen weißen Wohnsilos und den von üppigen Gärten umgebenen Villen, hier oben in den Wüstenbergen, wo man in die Einöde mit künstlicher Bewässerung die schönsten Häuser Kairos baute und Schritt um Schritt weiter in die Wüste vordrang, lag auch eine von einer hohen Mauer umzogene Villa, die sich von anderen dadurch unterschied, daß sie ein Kuppeldach hatte, ähnlich einer Moschee.
    Die Kuppel war mit glasierten Kacheln belegt, von feinster arabischer Filigranbaukunst durchzogen, ein fast schwereloses Dach, das über dem Haus zu schweben schien. Daß hinter den herrlichen Säulchen und Rauten rundherum Maschinengewehrposten lagen und die ganze Umgebung unter Kontrolle hatten, wußte niemand. Von hier aus konnte man die neue Bergstraße einsehen, das Kasino, den Weg in die Wüste und sogar die alten pharaonischen Steinbrüche, an denen entlang man die Straße gebaut hatte.
    Auch den Sender sah man nicht, der in die Kuppel eingebaut war … ein starker Kurzwellensender, mit dem die Bewohner des Hauses mühelos Kontakt zu allen anderen Fedajin-Stationen aufnehmen konnten … mit Damaskus, Beirut, Tripolis, Amman, Jerusalem und sogar mit El Riad in Saudi-Arabien. Was in der Welt an arabischem Terror geschah – in dieser Villa nannte man es Freiheitskampf – hier wußte man alles und koordinierte die Ansichten und Befehle, bis sie einen durchschlagenden Sinn erhielten.
    Dr. Safar Murad al Mullah bewohnte in der Villa einen schönen, großen Raum mit einem riesigen Fenster zu dem parkähnlichen Garten hinaus. Der Raum war verschwenderisch mit Teppichen und geschnitzten Möbeln ausgestattet, vollklimatisiert und unterschied sich in nichts von den Luxuswohnungen, die hier auf den Mokattam-Bergen entstanden waren. Nur eine Kleinigkeit störte: die schwerbewaffneten Wachen innerhalb der hohen Mauer, die hin und her patrouillierten und die eine Art kleine Kaserne am Ende des Parkes bewohnten. Wer sich der Mauer näherte, sei es von draußen oder von innen, wurde zuerst gewarnt und dann beschossen, denn niemand kannte genau die Personen, die ständig kamen und gingen, Ausweise vorzeigten oder in Begleitung von Fedajin-Offizieren einfuhren. Auch Dr. Safar Murad, obgleich oft hier gewesen, wurde wie ein Fremder behandelt und fügte sich in das strenge Sicherungssystem.
    Es war nach einem guten Mittagessen mit gegrilltem Hammel, Reis und viel Früchten, als man Professor Moshe Yonatan in das große Zimmer führte. Er sah um ein Jahrzehnt gealtert aus und setzte die Füße unsicher voreinander.
    »Ich wollte mit Ihnen einen guten Kaffee trinken«, sagte Safar Murad gutgelaunt. »Sie müssen zugeben, Moshe, das Mittagessen war vorzüglich.«
    »Ich sehe, Sie leben wie ein Kalif, Safar, während Ihre Landsleute, für die sie kämpfen, Ihre Palästinenser, armselig und hungernd in Wüstenlagern vegetieren. Sie sollten zur seelischen Aufrichtung Fotos von diesen Räumen verteilen lassen …«
    »Moshe, Sie sind wieder vor Ekel stachelig wie ein Kaktus. Was haben Sie?« Dr. Murad klopfte auf einen Polstersessel. »Setzen sie sich. War die Fischsuppe nicht gut? Der Hammel zu zäh? Der Reis zu pappig?«
    Moshe Yonatan ging langsam zu dem Sessel und setzte sich ganz vorsichtig, als müsse er sich auf Nägeln niederlassen. »Meine Suppe waren Schläge mit einem Eisenrohr auf den Rücken, der Hammel bestand aus Ohrfeigen, und der Reis hatte das Aussehen von Bambusstöcken, die mich weich klopften …«
    Dr. Murad starrte Yonatan ungläubig an. »Das … das ist doch nicht möglich!« sagte er dann gepreßt. »Moshe, Sie wollen mir einen Schrecken einjagen. Es gefällt Ihnen, mich zu ärgern …«
    »Wenn es Sie ärgert … bitte!«
    Professor Yonatan erhob sich wieder, drehte sich herum, knöpfte seine Hose auf, ließ sie fallen und beugte sich nach vorn, um sein Hinterteil Dr. Murad hinzuhalten. Es war übersät mit blutigen, dick aufgetriebenen Striemen. Man mußte ihn mit den dünnen, federnden Bambusstäben mörderisch geschlagen haben.
    »Mein Mittagessen –«, sagte Yonatan ruhig, zog seine Hose wieder hoch und drehte sich um. Murad saß wie versteinert in seinem Sessel. »Auf einen guten Kaffee mit Ihnen freue ich mich deshalb besonders –«
    »Warten Sie, Moshe –«, sagte Murad. Seine Stimme versank fast in Heiserkeit. »Warten Sie, bitte. Ich kläre das gleich …«
    Er sprang auf, rannte hinaus, und schon auf dem Flur hörte Yonatan ihn brüllen, wie er noch nie einen Mann

Weitere Kostenlose Bücher