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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weil es an die Tür klopfte. Er fuhr hoch und schwang die Beine auf den Teppich, einen Augenblick verwirrt und vom Schlaf noch umfangen. Dann hörte er das Klopfen herrisch und feindlich, so wie es war, und eine Stimme, die draußen schrie: »Machen Sie auf!«
    Murad starrte auf die Tür. Jemand hatte einen hohen Stuhl unter die Klinke geschoben, so daß sie sich von außen nicht mehr aufmachen ließ. Moshe Yonatan saß auf seinem Diwan und hatte die Hände im Schoß gefaltet.
    »Sie klopfen schon länger«, sagte er. »Ich nehme an, daß sie mich zu einem Gespräch abholen wollen.« Die Nacht hatte ihn etwas erfrischt, wenn auch sein mißhandelter Körper noch an allen Stellen schmerzte, vor allem in der Nierengegend, wo man ihn mit Knüppeln geschlagen hatte.
    »Haben Sie den Stuhl unter die Klinke geschoben?« fragte Murad.
    »Nein, Sie, Safar. Gestern nacht.«
    »Ach ja.« Murad erhob sich vollends, ging zur Tür und klopfte seinerseits. Auf der anderen Seite war plötzlich Ruhe. »Wer ist da?« fragte Safar.
    »Lassen Sie den kindischen Blödsinn, Safar –«, hörte er Jasirs ekelhafte Stimme. »Warum sperren Sie sich ein? Wir haben gedacht, es sei Ihnen etwas geschehen. Abdul wollte Ihnen das Frühstück bringen und kam nicht hinein.«
    »Glauben Sie, ein Mann wie Moshe Yonatan würde mich umbringen?« Safar tat nichts, um den Stuhl wegzurücken. »Haben Sie mit dem obersten Rat gesprochen, Jasir?«
    »Ich habe meine festen Instruktionen.«
    »Das verstehe ich. Ich habe sie auch.«
    »Wir können auch durch das Fenster kommen –«
    »Das ist mir klar.« Murad blickte auf die gesperrte Türklinke. »Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich in meinen Rocktaschen vier Handgranaten mitgebracht habe.«
    »Beleidigen wir uns doch nicht mit theoretischen Gesprächen, Safar.« Jasirs Stimme war betont ruhig. »Sie haben Handgranaten und eine Pistole, wir haben ein ganzes Arsenal zur Verfügung bis hinauf zu einem kleinen Raketenwerfer. Was soll das? Wäre ich so, wie Sie mich einschätzen, würde diese Tür ein lächerliches Hindernis bieten. Machen Sie auf, Safar!«
    »Sie wollen Moshe Yonatan zum Verhör holen?«
    »Wir wollen Ihnen das Frühstück bringen.«
    »Ich öffne Ihnen nur, wenn Sie Ihr Ehrenwort geben, Moshe nicht anzurühren.«
    »Sie sind verrückt, Safar«, murmelte Yonatan von seinem Diwan. »Sie sind ja verrückt! Sie machen sich selbst zum Verräter an der palästinensischen Sache.«
    »Ist Ihnen mein Ehrenwort überhaupt noch etwas wert?« hörten sie Jasirs spöttische Stimme. »Gut, Safar. Mein Ehrenwort. Machen Sie jetzt auf?«
    Murad zögerte. Er kannte Jasirs brennenden Ehrgeiz, aber er wußte auch, daß der Bruch eines Versprechens unter Freunden wie ein Mal auf dem Gesicht klebte und nicht mehr abwaschbar war. Konnte Jasir sich das leisten?
    Langsam rückte er den Stuhl weg und trat zwei Schritte zurück. Die Klinke wurde heruntergedrückt, die Tür flog auf. Auf der Schwelle stand Jasir in einem langen, weißen Haikh, auf den krausen schwarzen Locken einen roten Fez. Er war guter Laune, die Nacht mit den Weibern schwang in ihm nach. Nicht umsonst versprach Mohammed dem braven Gläubigen im Paradies ein Weiterleben im Kreise schöner Houris.
    Moshe Yonatan erhob sich und humpelte durch das große Zimmer. Jasir blickte ihn mit zusammengekniffenen bösen Augen an.
    »Ich stehe zur Verfügung –«, sagte Moshe ruhig. Safar winkte ab.
    »Er will ein Märtyrer sein, Jasir«, sagte er heiser. »Das ist jüdische Tradition. Tun Sie ihm nicht diesen Gefallen. Ich habe mit ihm die halbe Nacht diskutiert. Sie können ihn lebend in Öl braten … er wird schweigen. Es gibt sanftere, aber wirksamere Mittel, ihn zum Reden zu bringen.«
    »Das ist unfair von Ihnen, Murad!« sagte Yonatan böse. »Er spielt auf meinen Sohn an.«
    Jasir wurde hellhörig. Verwundert starrte er zuerst Murad an, dann Yonatan. »Was ist mit dem Judenlümmel?« fragte er laut.
    »Er studiert in Köln Medizin.« Dr. Murad trat etwas zur Seite. Drei Araber schoben einen fahrbaren Tisch mit einem opulenten Frühstück ins Zimmer. Kaffee, Toast, Butter, verschiedene Käsesorten, Fleisch, viel frisches Obst, Fruchtsäfte, gebackene Eier, einen Honigtopf, duftendes Schmalzgebäck. »Wir sind ihm auf der Spur und glauben, daß es kein besseres Mittel gibt, einen verstockten Vater wieder munter zu machen, als ihm seinen einzigen Sohn in kleinen Scheibchen zuzuschicken. Moshe Yonatan wird reden, Jasir …«
    »Sie Satan!« stöhnte

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