Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Moshe und lehnte sich an die seidenbezogene Wand. »Sie fürchterlicher Satan!«
    Jasir war einen Augenblick verwirrt. »Das haben Sie eingeleitet?« fragte er. »Warum weiß ich davon nichts? Nicht die geringste Information …«
    »Sie wußten auch nicht, daß ich Professor Yonatan bei mir habe, als ich in Kairo ankam«, sagte Murad und kümmerte sich um den Frühstückstisch. Er setzte sich und winkte Moshe, auch Platz zu nehmen. »Unser altes Leiden, Jasir: Keine Kooperation der einzelnen Gruppen! Jeder macht, was er für richtig hält, operiert auf eigene Faust, sammelt Punkte im Heldischsein, und das alles unter dem Namen: Freiheit für Palästina! Die einen entführen Flugzeuge, die anderen überfallen Banken und Büros, die dritten liquidieren bekannte Persönlichkeiten, und keiner weiß was vom anderen. Es fehlt die Zentrale, Jasir – ich sage es immer! Man kann eine Revolution unserer Größenordnung nur machen, wenn ein Befehl gegeben wird und nicht hundert verschiedene.«
    Er griff zu, machte sich einen Toast mit Honig und biß genußvoll hinein. Moshe Yonatan trank nur ein wenig Kaffee in kleinen Zügen. Das Getränk war glutheiß. Jasir ben Rahman stand unschlüssig herum, er kam sich ziemlich überflüssig, dumm und geradezu blamiert vor. Was Dr. Murad sagte, stimmte: Es gab keine einheitliche Linie im Kampf um Palästina. Arafat machte, was er wollte, Dr. Habbasch genauso, die Ägypter und Syrer träumten nur von Befreiungskriegen, Jordanien schwankte immer hin und her und tat gar nichts, der Libanon war nur bereit, Station verschiedener Terrorbüros zu sein, in Libyen rief Gaddafi zum Heiligen Krieg auf, die anderen arabischen Staaten schickten nur Geld … im Grunde genommen war man immer allein. Eine Wespe, die hier und da stach … aber durch einen Wespenstich ist noch kein Bulle gestorben.
    »Und wo ist der Judenjunge?« fragte Jasir erregt.
    »Auf der Flucht. Meine Leute sind unterwegs, ihn zu jagen. Er soll in der Schweiz sein.« Safar Murad kaute mit vollen Backen, zwischen seinen Zähnen krachte der knusprige Toast. »Keine Sorgen, Jasir … wir bekommen ihn. Deshalb bin ich ja nach Ägypten gekommen zu Ihnen: Hier haben wir Moshe sicher vor allen Befreiungsversuchen. Wir können hier warten, bis der junge Yonatan ins Netz gegangen ist.«
    »Sie Teufel!« stöhnte Yonatan und begann zu zittern. »Sie Mörder …«
    »Also warten wir –«, sagte Jasir zufrieden. »Ich werde mich aber über den Mangel an Information doch beschweren …«
    Als er hinaus war und die Tür zuklappte, lehnte sich Murad mit einem strahlenden Lächeln zurück. »Er hat es gefressen, Moshe! An diesem Brocken wird er ersticken.«
    »Sie sind ein vom Satan ausgebildeter Schauspieler, Safar«, sagte Yonatan und griff nun auch zu dem goldgelben Toast. »Sie haben das so natürlich vorgetragen, daß gar kein Zweifel aufkommen konnte.«
    »Und Sie, Moshe?« Murad lachte. »Wie Sie ›Satan!‹ aufgeschrien haben! Und Ihr Zittern! Die geweiteten Augen! Das war einsame Klasse, mein Lieber! Das macht Ihnen keiner auf der Bühne nach!«
    »Zum Teil war es echt, Safar.« Yonatan ließ nachdenklich den goldenen Honig auf seine Brotschnitte rieseln. »Ich habe in diesen Augenblicken wirklich daran gedacht, wie es meinem Jungen ergehen könnte, wenn wir nicht die Väter von zwei Liebenden wären …« Er stellte den Honigtopf zurück und blickte Murad über den Rand seines Toastes an. »Es ist Ihnen doch wohl klar, daß wir nur eine kurze Zeitspanne damit gewonnen haben …«
    »Natürlich.« Dr. Murad zerteilte eine saftige Apfelsine. »Eine ganz kurze Zeitspanne. Jasir wird bald erfahren, wie er geblufft worden ist. Diese Stunden bis zur Wahrheit müssen wir nutzen, Moshe. Wir müssen aus dieser Luxus-Festung heraus –«
    An diesem Morgen holten sie Professor Yonatan nicht mehr zur ›Befragung‹. Jasir hatte alle Mühe, seine großen Führer zur Befreiung Palästinas ans Telefon zu bekommen – der eine konferierte in Damaskus, der andere war unbekannt unterwegs, der dritte, Gaddafi, saß in Algier und redete auf den algerischen Präsidenten ein, den Ölhahn für Europa noch mehr zuzudrehen. Das war eine harte Arbeit, denn Algerien brauchte die Dollars zum Aufbau des Landes. Niemand konnte den schwarzen Saft saufen und damit satt werden.
    Aber gegen Mittag konnte sich Jasir ein Bild machen: Moshe Yonatans Sohn war tatsächlich auf der Flucht und wurde von verschiedenen Gruppen der Palästinenser gejagt. Auch der israelische

Weitere Kostenlose Bücher