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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Teil aufsetzte, dann nahm sie ihr Buch aus dem Nachtschrank und tappte zur Wanne.
    »Soll ich …« Joans Satz endete mit einem abrupten Plumps , weil sie vor Schreck das Seifenstück in die Wanne fallen ließ.
    Clarissa musterte die Zofe angespannt, um ihr Mienenspiel zu entschlüsseln. Sie mochte es ungern zugeben, aber was sich auf Joans Gesicht malte, war eindeutig blankes Entsetzen. Gerade als sie sich das eingestand, rang sich die Zofe mit sichtlicher Mühe ein mitleidiges Lächeln ab und sah rasch beiseite. »Ich … Sie …«
    Clarissa winkte ab. Sie hatte keine Lust, über ihre Brille zu diskutieren. Was hatte sie schon von fadenscheinigen Ausflüchten oder lahmen Beteuerungen wie: Die Brille sieht doch »nett« an Ihnen aus. Die spontane Reaktion ihrer Zofe sprach für sich, sann das Mädchen deprimiert.
    Joan schwieg unbehaglich. Sie fasste Clarissas Hand und half ihr in die Wanne. Dabei schielte sie mehrfach heimlich nach der Sehhilfe – das blieb Clarissa nicht verborgen.
    Nachdem ihre Brille nun ein offenes Geheimnis war, zumindest für Joan, beharrte Clarissa nicht mehr darauf, allein zu baden, sondern ließ sich von ihrer Zofe die Haare waschen. Als sie fertig war, glitt Joan zum Schrank, um die Garderobe für ihre Lady zusammenzustellen. Unterdessen versuchte Clarissa, sich in der Wanne zu entspannen und ein bisschen zu lesen. Dabei war sie sich allerdings unangenehm bewusst, dass Joan ihrer bebrillten Herrin dauernd neugierige Blicke zuwarf.
    »Ist sie wirklich sooo gruselig?«, fragte Clarissa schließlich, worauf Joan ertappt zusammenfuhr.
    »Was haben Mylady gesagt?«, fragte die Zofe.
    »Sehe ich denn so gruselig mit Brille aus?«, erklärte Clarissa. »Erst hast du so entsetzt geguckt, als wäre ich ein Schreckgespenst, und jetzt starrst du mich dauernd an.«
    »Oh nein, Mylady«, versicherte Joan schnell. »Ich war nicht entsetzt. Die Brille sieht gut aus. Ich war bloß überrascht. Ich wusste ja nicht, dass Lord Adrian Ihnen eine neue Brille besorgt hat. Was Sie für Entsetzen gehalten haben, war reine Verblüffung, Mylady.«
    »Hmmm«, muffelte Clarissa zweifelnd, ehe sie ihre Zofe eindringlich musterte. Sie sah die blonde junge Frau jeden Tag und kannte ihr Gesicht, aber mit Brille eröffneten sich für Clarissa ganz neue Perspektiven. Joan war recht hübsch – erstaunlich für eine Zofe. Quatsch, es war schließlich nicht verboten, dass eine Zofe hübsch war, oder? Bloß dass hübschere Frauen in der Regel bessere Anstellungen fanden, beispielsweise als Verkäuferin in einem Geschäft. Mit einem wegwerfenden Schulterzucken schob Clarissa den Gedanken beiseite und widmete sich wieder ihrer Lektüre. Doch war sie unkonzentriert und der Lesegenuss wollte sich nicht einstellen. Mit der Brille hatte sie noch mehr Hemmungen vor Joan, als wenn sie nackt vor ihr im Zimmer herumgelaufen wäre.
    Schließlich legte sie seufzend das Buch beiseite und sank tiefer in die Wanne. Was sollte sie bloß einmal machen?, grübelte sie verzweifelt. Bei Joan kam die Brille offenbar gar nicht gut an. Demnach war das Experiment mit Bausch und Bogen gescheitert. Sollte sie den blöden Nasenkneifer überhaupt noch mal in der Öffentlichkeit aufsetzen? Dämliche Frage.
    Hmmm, irgendwann würde sie sich einen Ruck geben und das bescheuerte Ding in Adrians Gegenwart tragen müssen, schließlich mochte sie nicht ihr Leben lang Blindekuh spielen und sich heimlich auf ihr Zimmer stehlen, um die Brille dort zu tragen, oder?
    Bei der Vorstellung drehte sich ihr der Magen um. Es klang fast so, als wäre sie ihrem Mann untreu. Mit einer scheußlichen Brille!!! Außerdem, wenn sie ihrer Schwiegermutter und Kibble glauben durfte, hatte Adrian Bedenken, dass sie ihn unattraktiv finden könnte, wenn sie ihn gestochen scharf sah, und es wurde höchste Zeit, dass sie ihn vom Gegenteil überzeugte. Es gab keine Alternative. Sie würde das Teil irgendwann in seinem Beisein tragen müssen. Sie hatte es immer schon gewusst, klar doch, aber jetzt wollte sie das Aha-Erlebnis noch etwas hinauszögern.
    Bloß ein bisschen, beschwichtigte Clarissa ihr schlechtes Gewissen. War es nicht auch so, dass sie Adrian zunehmend mehr bedeutete? Er hatte sich ernsthaft Sorgen um sie gemacht und war erkennbar erleichtert gewesen, als es ihr wieder besser ging. Aber dennoch …
    »Feige Drückebergerin«, knurrte sie und stand in der Wanne auf. Sie angelte nach dem Badetuch, das Joan neben die Wanne gelegt hatte, doch ihre Zofe war schneller. Sie

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