Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
so schnell weg.«
»Ah«, sagte Adrian. Das Gehörte verblüffte ihn nicht weiter, denn er hatte bereits mehrfach den Eindruck gewonnen, dass Clarissas Vater ein kluger, umsichtiger Mann war. Er atmete tief durch. »Um noch mal auf diese Liste zurückzukommen. Joan und Keighley waren auch mit in London und haben uns nach Mowbray begleitet.«
»Keighley ist dein persönlicher Diener, nicht wahr?«
Adrian nickte. »Er kannte Clarissa vorher gar nicht, aber wenn die ersten Unfälle tatsächlich bloß Unfälle waren …«
»Die Diener haben aber kein Motiv«, erinnerte Crambray ihn. »Lydia dagegen schon. Sie hasst Clarissa.«
»Bleibt noch Reginald, der dringend Geld braucht, wenn Hadley richtig informiert ist«, gab Adrian zu bedenken.
»Zweifelst du an seinen Ermittlungen?«, forschte Crambray.
Adrian schüttelte vehement den Kopf. »Nein. Hadley ist ein überaus umsichtiger, korrekter Mann.«
»Gut, dann werde ich jetzt mal ein Wörtchen mit meiner Frau reden.« Crambray erhob sich.
Adrian sah zu, wie die Tür hinter seinem Schwiegervater ins Schloss fiel, dann wandte er sich zum Fenster. Sein Blick schweifte über die sanften Hügel und die sattgrünen Felder des ländlichen Anwesens. Seine Gedanken aber fuhren Karussell. Kaum zu glauben, dass Reg jemandem Böses wollte, aber …
Als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm, wurden seine Grübeleien schlagartig ausgeblendet, und er wirbelte herum. Die Verbindungstür zur Bibliothek, die sich an sein Arbeitszimmer anschloss, schwang ganz langsam auf, und dahinter stand Clarissa. Ein Blick in ihr Gesicht, und er wusste, dass sie gelauscht hatte.
»Wie viel hast du von unserem Gespräch mitbekommen?«, wollte er wissen, während er den Schreibtisch umrundete.
»So ziemlich alles«, gab sie zu. »Nachdem du mit Vater gegangen warst, wollte ich mir ein Buch aus der Bibliothek holen. Ich hatte gar nicht vor, euch zu belauschen, aber die Tür zu deinem Arbeitszimmer stand einen Spaltbreit auf. Deswegen hab ich alles mit angehört. Ich kann mir aber einfach nicht vorstellen, dass Reg mir etwas antun würde«, platzte sie heraus, als Adrian zu ihr kam und seine Hände um ihre Taille schlang.
Er zog sie seufzend an seine Brust und schmiegte seine Wange an ihre. »Ich auch nicht. Aber irgendwer muss es ja gewesen sein.«
»Aber warum?«, fragte sie niedergeschlagen.
Adrian drückte sie an sich, er wünschte, er hätte ihr dieses Wissen ersparen können. Sie wirkte tief bestürzt und erschüttert. »Ich weiß es nicht, Liebes. Aber ich werde es herausfinden«, versprach er. Er schob sie auf Armeslänge von sich und betrachtete ihr schönes Gesicht. »Am besten legst du dich wieder ins Bett.«
»Ich bin nicht müde, mir geht es blendend.«
»Clarissa, heute Nacht hat nicht viel gefehlt, und ich hätte dich verloren. Ich möchte, dass du das Bett hütest. Du brauchst wenigstens noch einen Tag Erholung.« Als sie protestieren wollte, setzte er eindringlich hinzu: »Bitte, tu mir den Gefallen. Ich bin fast übergeschnappt, als du so leichenblass und reglos dalagst. Ich möchte dich nicht verlieren.«
***
Adrian war nah genug, dass Clarissa die dunklen Ringe gewahrte, die seine Augen verschatteten. Er hatte sich wirklich schlimme Sorgen um sie gemacht, stellte sie fest, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Vielleicht lag ihm tatsächlich etwas an ihr und es machte ihm gar nichts aus, wenn sie ihre Brille trug. Vielleicht mochte er sie trotzdem. Aber das wollte sie lieber ein anderes Mal in Erfahrung bringen.
Sie umarmte ihn zärtlich und blinzelte hastig die Tränen fort, die in ihren Augen glitzerten.
»Fantastisch«, murmelte Adrian. »Ich hab mich so danach gesehnt, dich wieder in meinen Armen zu halten. Ich dachte schon, es ist für immer vorbei, und ich bekomme nie wieder die Chance, dich zärtlich zu verwöhnen.«
Clarissa kuschelte sich seufzend an seine Brust. Sie genoss das Spiel seiner Hände, die ihren Rücken streichelten, durch den seidenzarten Morgenmantel. Er liebkoste sie geistesabwesend, vermutlich war ihm nicht mal bewusst, was er tat. Als seine Hände mehr zufällig die Außenseiten ihrer Brüste streiften, fühlte sie spontan, wie eine Welle der Erregung ihren Körper erfasste.
Ein verführerisches Lächeln auf den Lippen, bog sie den Kopf ein wenig nach hinten und wisperte: »Ich schlag dir einen Kompromiss vor. Ich geh wieder ins Bett … wenn du mitkommst.«
Adrian verschlang sie mit Blicken. »Lust hätte ich schon, aber dafür
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