Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
sicherlich clever genug, um Tante Isabel und den Butler bloß vorzuschieben.
»Und, was kann ich für dich tun?«, fragte sein Cousin locker und fläzte sich neben Adrian in einen Sessel. »Brauchst du Hilfe bei deiner Angetrauten? Ein paar gute Ratschläge, wie du sie umgarnen und verführen kannst oder so was? Ich stehe immer zu deinen Diensten.« Er grinste süffisant.
Adrian schluckte betreten. Es war wirklich schwer zu glauben, dass dieser Mann Clarissa etwas antun könnte. Und tatsächlich war es auch nur ein winzig kleiner Teil seines Verstandes, der das wirklich glaubte. Doch diese kleine Ungewissheit nagte entsetzlich an ihm. Er musste es genau wissen.
»An dem Abend auf dem Ball bei den Crambrays«, stieß er abrupt hervor, worauf Reginalds Brauen fragend nach oben zuckten.
»Was ist damit?«, wollte Reg wissen.
»Du warst nicht zufällig derjenige, der diese ominöse Notiz einem Burschen übergab, damit der sie an Clarissa weiterleiten sollte, was?«
»Nein, natürlich nicht. Ich wollte auf dem Ball persönlich mit ihr sprechen und sie zu dir in den Park schicken, wie wir beide es abgesprochen hatten. Wieso sollte ich ihr eine Nachricht schicken?« Er stockte gedankenvoll. »Ich gebe zu, ich hab mit dem Gedanken gespielt. Weil ich keine Lust hatte, auf diesen Ball zu gehen. Ich hab mich halb zu Tode gelangweilt, deshalb bin ich auch nicht lange geblieben.«
»Wann bist du gegangen?«
»Gleich nach unserem Gespräch. Ach, nein … also nicht sofort. Ich hatte ein kleines Problem, weil ich Jeevers erst nicht finden konnte, aber danach bin ich gefahren. Ich war noch bei Staudt’s und hab dort ein kleines Vermögen verspielt.«
Adrians Miene verdunkelte sich. Jeevers war der besagte Freund mit der Einladung, den sein Cousin auf den Ball begleitet hatte, um mit Clarissa zu sprechen. Und Staudt’s war eine verrufene Spielhölle.
»Bist du allein gefahren?«, hakte er nach.
»Zu Staudt’s? Nein, ich hab unterwegs Thoroughgood getroffen, und der ist mitgekommen. Weshalb fragst du mich das alles, Adrian?«, fragte er hörbar pikiert. »Tante Isabel hat mir erzählt, dass Clarissa neulich eine Lebensmittelvergiftung hatte. Demnach hattest du wohl recht mit deiner Vermutung, dass ein paar von den Unfällen durchaus auch Anschläge auf das Leben deiner Frau sein könnten.«
Adrian zuckte wortlos mit den Schultern und wich Regs Blick aus.
»Tante Isabel hat mir auch erzählt, dass du zusammen mit Hadley und Lord Crambray versuchst, demjenigen auf die Schliche zu kommen, der hinter Clarissas ›Unfällen‹ steckt. Und dass ihr der Auffassung seid, dass der Betreffende zeitgleich mit euch in London war und sich jetzt hier auf dem Land aufhält.«
Adrian rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her.
»Auf mich trifft das auch zu«, fuhr Reginald gelassen fort. Als Adrian ertappt zusammenfuhr, sprang sein Cousin spontan auf. »Du verdächtigst doch nicht etwa mich , oder?«
»Ich wollte dich nicht verdächtigen«, versicherte Adrian hastig, »aber wie du schon sagst, Hadley wies darauf hin, dass es jemand sein muss, der in London war und der sich jetzt hier aufhält und … na ja, mir wäre Lydia als Täterin bedeutend lieber gewesen, aber sie hat sich als unschuldig erwiesen, und da bleibt …«
»Da bleibe wohl bloß noch ich«, unterbrach Reg zynisch. »Na bravo, herzlichen Dank. Nach allem, was ich getan hab, um euch zwei zusammenzubringen – ganz zu schweigen von unserer langjährigen Freundschaft. Demnach bist du also davon überzeugt, dass ich ein wahnsinniger Mörder bin?«
»Nein, du bist nicht wahnsinnig«, versetzte Adrian schnell – und wusste sofort, dass er das Falsche gesagt hatte.
»Weswegen sollte ich Clarissa denn umbringen wollen?«, hakte Reg nach. »Hat dieser Hadley wenigstens mal ansatzweise in Erwägung gezogen, dass ich kein Motiv habe?«
»Tja«, meinte Adrian gedehnt, »leider Gottes hat er ein Tatmotiv gefunden.«
Reginald funkelte seinen Cousin verständnislos an. Dann fragte er irritiert: »Wie bitte? Welches Motiv könnte ich haben, deine Frau zu töten?«
»Hadleys Ermittlungen haben ergeben, dass du in finanziellen Schwierigkeiten steckst.«
Reginald schnaubte herablassend. »Das sind alles bloß Gerüchte, die ich zudem selber gestreut hab. Überdies wäre das eher ein Motiv, dich um die Ecke zu bringen, nicht aber deine Frau.«
»Du würdest nicht erben, solange Clarissa noch lebt.«
»Nein, aber wenn Clarissa deine Witwe wäre, könnte ich sie
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