Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
heiraten. Mal ganz ehrlich, wenn ich so was Heimtückisches wirklich vorhätte, würde ich eher dich umbringen und sie heiraten. Sie ist ein hübsches kleines Ding – das ist mir gleich aufgefallen – und ganz reizend. Wenn ich mir die Zeit genommen hätte, sie besser kennenzulernen, hätte ich festgestellt, dass sie ihre Brille nicht aus Eitelkeit verschmäht, sondern weil Lydia, dieses Biest, sie ihr weggenommen hat. Vielleicht wäre ich dir dann zuvorgekommen und hätte sie geheiratet. Leider konnte ich nicht schnell genug die Kurve kriegen, nachdem sie mir meinen Lümmel verbrüht hat.«
Bei der Vorstellung, dass sein Cousin Clarissa Avancen machen könnte, verfinsterte sich Adrians Miene. »Du behauptest, du hast die Gerüchte um deine finanziellen Schwierigkeiten selber in die Welt gesetzt? Weshalb?«
Reginald zog eine Grimasse. Jetzt war er derjenige, der Adrians Blick auswich. Schließlich räumte er seufzend ein: »Ich bin an einer bestimmten Dame interessiert, die sich diese Saison auf den angesagten Bällen tummelt. Allerdings hab ich läuten hören, dass die Dame es auf einen betuchten Ehemann abgesehen haben soll. Folglich hab ich hier und da fallen lassen, dass ich finanziell angespannt bin, um mal zu testen, wie sie darauf reagiert.«
»Also daher weht der Wind?« Adrian war verblüfft, als sein Cousin verlegen errötete. Anscheinend war Reg ziemlich verknallt in besagte Dame. »Wer ist denn die Glückliche?«
»Ach, das tut erst mal nichts zur Sache. Lass uns noch mal auf das Thema Clarissa zurückkommen und ihren vermeintlichen Mörder.«
Adrian seufzte und nickte; das Liebesleben seines Cousins konnten sie später noch diskutieren.
»Also, Lydia war es nicht, und ich war es auch nicht – ich versichere dir, ich war es nicht …« Reginald bedachte ihn mit einem eisigen Blick. »Im Übrigen kannst du Thoroughgood fragen, wenn du mir nicht glaubst. Er kann bezeugen, dass ich ganz woanders war, als das Feuer im Stadthaus der Crambrays ausbrach. Wenn es dich beruhigt, kannst du dich bei meinem Bankberater nach meiner Finanzlage erkundigen. Meinen Segen hast du.«
»Das ist sicher nicht erforderlich«, antwortete Adrian betreten und im Nachhinein tief erschüttert, dass er seinen Cousin verdächtigt hatte. Er hätte auf seine Instinkte hören sollen. Reg war kein Mörder.
»Hmpf«, knurrte Reg missfällig. »Anscheinend doch, sonst wärst du nicht hergekommen, um mich als Meuchelmörder zu diffamieren.«
»Himmel, Reg«, hob Adrian an. »Es tut mir wahnsinnig leid. Ich hatte dich nie wirklich in Verdacht, aber ich musste es ganz genau wissen. Irgendjemand versucht Clarissa umzubringen, und ich …«
Reginald winkte großspurig ab. »Lass gut sein und bleib beim Thema. Wer kann es sonst noch gewesen sein?«
Adrian holte tief Luft und ließ den Atem langsam durch die Nasenlöcher entweichen.
Reg blieb beharrlich. »Also, wie schon gesagt, wenn es Lydia nicht war und ich war es definitiv auch nicht, wer kommt sonst noch infrage?«
Adrian rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. »Höchstens noch die Angestellten – oder jemand, auf den wir noch gar nicht gekommen sind.«
Reginald blies die Backen auf. »Die Angestellten, sagst du?«
Adrian nickte. »Aber keiner von ihnen hat ein Motiv.«
»Hatte ich auch nicht, trotzdem hast du mich verdächtigt«, schnappte Reg.
»Kannst du das nicht endlich auf sich beruhen lassen? Wer ist denn hier der Idiot, der überall rumtönt, dass er finanziell am Ende ist?«
»Um noch mal auf die Angestellten zurückzukommen …«, wich Reg seiner Argumentation aus.
Adrian schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann mir wie gesagt nicht vorstellen, weshalb einer meiner Angestellten Clarissa den Tod wünschen sollte. Außerdem beschäftige ich hier auf dem Land anderes Personal als in der Stadt. Folglich wäre keiner in der Lage, an beiden Orten gleichzeitig irgendetwas zu planen, Keighley und Joan einmal ausgenommen.«
»Keighley und Joan? Joan ist Clarissas Zofe, nicht wahr?«
Adrian fixierte seinen Cousin eindringlich. »Und, was weiter? Ich kenne diesen Gesichtsausdruck, Reg. Los, raus mit der Sprache. Was denkst du gerade?«
Sein Cousin wiegte unschlüssig den Kopf hin und her. »Es ist vermutlich nichts. Wahrscheinlich täusche ich mich.«
»In welcher Hinsicht, Reg?«, fragte er ungeduldig. »Spuck’s aus, wenn dir irgendwas einfällt. Ganz egal was. Vielleicht hilft es uns weiter. Selbst wenn es irgendein Blödsinn ist.«
»Es ist bloß …
Weitere Kostenlose Bücher