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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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feinen französischen Redensarten.«
    »Redensarten?« Lydia schien ähnlich verdutzt wie Clarissa.
    »Vornehm und très chic, meine Liebe«, erklärte Lady Havard so selbstverständlich, als wären Lydia und Clarissa weltfremde Landpomeranzen, weil sie davon keine Ahnung hatten. »Es ist heutzutage en vogue bei der jungen Generation, sich so auszudrücken.«
    »Ach so.« Lady Lydia klang eine Idee verschnupft, offenbar ärgerlich, dass ihre Freundin ihr ganz nebenbei Ignoranz unterstellte. »Diese neumodischen Strömungen kümmern mich nicht. Was heute modern ist, ist morgen schon wieder unmodern. Was meint er denn eigentlich?«
    Eine kurze Gesprächspause entstand, ehe Lady Havard antwortete, ihre Miene ein großes Fragezeichen. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich glaube, er sprach vom Segeln und Anstreichen.«
    »Anstreichen? Was will er denn hier anstreichen?« Ein konsternierter Ausdruck schlich sich in Lydias Züge.
    »Vielleicht hab ich mich auch verhört«, ruderte Lady Havard zurück.
    »Bonjour, meine Damen!«, schmetterte jemand aufgeräumt, worauf Clarissa abermals den Kopf reckte und angestrengt blinzelnd mitbekam, dass ein bunter Farbklecks das Zimmer betrat. Der Klecks sah wirklich gefährlich farbenfroh aus und tänzelte mit wiegendem Hüftschwung durch den Salon. Das war doch garantiert nicht Lord Greville – jedenfalls nicht der Lord Greville, den sie kennengelernt hatte, sann Clarissa besorgt. Sie spähte ängstlich zu ihrer Stiefmutter und rechnete mit dem Schlimmsten.
    Lydia schien eigenartigerweise angenehm überrascht. Sie erhob sich. »Lord Greville, wie schön, dass Sie uns einen Besuch abstatten.«
    »Mais non, Mylady. Das Vergnügen ist ganz meinerseits.« Der kunterbunte Paradiesvogel stolzierte zu Lydia, verbeugte sich und küsste ihr galant die Hand. Dann drehte er sich zu Clarissa. »Ah Lady Clarissa, bezaubernd schön wie eh und je. Und ganz reizend.« Ihre Hand wurde gepackt, nach oben gerissen und mit einem feuchten Schmatzer dekoriert. Dann ließ er Clarissas Finger unvermittelt los, als hätte er sich an ihrer Haut verbrannt, und widmete sich Lady Havard. »Und Lady Havard – welch eine Freude! Sie machen mich heute zum glücklichsten aller Männer. Drei schöne Frauen in einem Raum.«
    »Sie schmeicheln uns«, gurrte Lydia. »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten, Mylord?«
    »Aber gewiss, gewiss. Ganz reizend von Ihnen.«
    »Nehmen Sie doch Platz.«
    »Merci beaucoup.«
    Alle setzten sich wieder – bis auf Clarissa, die nicht aufgestanden war –, und Lydia räusperte sich verlegen.
    »Nun, das ist eine Überraschung, Mylord. Was veranlasst Sie zu diesem Besuch? Ich hoffe doch sehr, es ist Ihnen keine lästige Verpflichtung?« Lady Crambray goss ihm eine Tasse Tee ein.
    »Verpflichtung?« Er klang verblüfft. »Mais non, Sie sind mir zu nichts verpflichtet! Ich nehme nie etwas für meine Gesellschaft, obwohl ich ein genial guter Unterhalter bin.«
    Er giggelte affektiert wie ein junges Mädchen. Clarissas Augen weiteten sich in Panik. Grundgütiger! Sie war zwar extrem kurzsichtig, aber nicht taub. Das hier war definitiv nicht der Lord Greville, den sie kannte. Lord Greville hatte eine ähnlich angenehm tiefe Stimme wie sein Cousin Adrian, und er war seriös und korrekt. Dieser überkandidelte Kerl konnte unmöglich Lord Reginald Greville sein, entschied sie, während die beiden anderen Damen artig über seinen kleinen Scherz kicherten.
    Wer war dieser impertinente Lackaffe?, zerbrach Clarissa sich den Kopf. Eigenartig. Ihre Stiefmutter und Lady Havard, die beide hervorragend sehen konnten, müssten ihn doch als Hochstapler entlarven, wenn er nicht Lord Greville war. Die beiden Frauen schienen indes kein bisschen beunruhigt. Die einzige andere Möglichkeit, grübelte Clarissa krampfhaft, war, dass seine Lordschaft hier irgendeine Schau abzog. Weshalb, war ihr schleierhaft. Er klang wie ein elitärer Snob … nein, um ehrlich sein, klang er ganz wie ein weichlicher, eitler Geck.
    Unvermittelt dämmerte es ihr. Sie hatte Lord Mowbray neulich gefragt, ob sein Cousin ein Frauenheld sei, weil ihre Stiefmutter es dann niemals gebilligt hätte, dass er sie zu einer Kutschpartie abholte. Offensichtlich hatten die beiden Cousins beschlossen, Lydias Skepsis auszuräumen, und zwar mithilfe einer grandiosen schauspielerischen Darbietung.
    Während Clarissa noch seine darstellerischen Fähigkeiten bewunderte, verkündete Lord Greville: »Eigentlich wollte ich bloß meinen neuen Paletot

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