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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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»Ich bin schließlich kein Krösus. Und wenn ich lange Finger mache, schnappt mich womöglich die Gendarmerie. Mir steht der Sinn nicht nach Sing Sing.«
    »Das Gefängnis«, rief Lady Havard triumphierend. »Sing Sing ist das Gefängnis.« Sie kombinierte, ihre Miene angestrengt. »Und die Gendarmerie ist sicher die Polizei, nicht wahr?«
    »Die Hüter des Gesetzes«, bekräftigte Lord Greville. Clarissa gewahrte den belustigten Unterton, mit dem er das sagte.
    Lydia hingegen fand das Ganze kein bisschen lustig. »Wollen Sie etwa damit sagen, dass die Polizei hinter Ihnen her ist?«, erregte sie sich.
    »Aber nein. Ah, mon dieu! Ich bin der Sohn des Duke of Moonstruck!« Lord Greville klang schockiert, dass sie Derartiges überhaupt für möglich hielten, und bei Clarissa schrillten sämtliche Alarmglocken. Duke of Moonstruck? War das eine Erfindung? Oder ein Spitzname? Da hätte er sich auch gleich »Lord Etepetete von Wolkenkuckucksheim« nennen können. War Lord Greville tatsächlich ein Duke? Merkwürdig, sie war sich ziemlich sicher, dass sie den Titel eines Duke of Moonstruck noch nie gehört hatte.
    »Ja, aber Sie sagten doch eben …«, stammelte Lady Crambray.
    »Ich sagte wenn . Ich meine damit, wenn ich lange Finger machen würde, würden sie mich schnappen.«
    »Lange Finger machen?«, echote Lydia schwach, sie kam sich offenbar ziemlich ignorant vor.
    »Stibitzen, etwas heimlich mitgehen lassen. Das würde ich natürlich nie machen.«
    »Nein, natürlich nicht.« Ihre Stiefmutter klang nicht besonders glücklich.
    Wenn das so weitergeht, tippte Clarissa, lässt sie mich bestimmt nicht aus dem Haus. Dann wird Lydia ärgerlich, und ich kann mir die Kutschfahrt und mein Wiedersehen mit Lord Mowbray getrost abschminken. In diesem Augenblick ließ Greville seine Taschenuhr aufschnappen und setzte sich kerzengerade hin.
    »C’est pas vrai, meine montre de poche sagt mir, es wird Zeit zu gehen«, verkündete er. Vermutlich hat er Muffe, dass er das Spiel zu weit getrieben hat, räsonierte Clarissa.
    »Gehen? Aber Sie sind doch gerade erst gekommen.« Ungeachtet ihrer Feststellung schien Lydia erleichtert.
    »Tja, aber ich möchte Sie ungern länger stören. Ich hab bloß vorbeigeschaut, um zu fragen, ob Lady Clarissa mich auf einer Kutschfahrt durch den Park begleiten darf. Mir war daran gelegen, Paletot und Chapeau einem größeren Publikum vorzustellen, aber es wäre nur halb so interessant, wenn ich allein durch den Park fahren müsste. Das ist einfach nicht chic, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ach du liebes …« Lydia spähte hilfesuchend zu Lady Havard.
    Clarissa konnte förmlich hören, wie es hinter Lydias Stirn arbeitete. Zweifellos wog sie die Gerüchte, dass Lord Greville ein Frauenheld war, gegen ihre eigenen Eindrücke ab, die sie in der kurzen Zeit mit ihm im Salon gesammelt hatte.
    »Och, lass sie doch mitgehen«, sagte Lady Havard leichthin. »Lord Greville passt schon auf sie auf.«
    Anscheinend war Reginalds Vorstellung überzeugend gewesen, sonst wären Lady Havards Worte bestimmt ins Leere gelaufen. Doch Clarissa konnte undeutlich sehen, dass Lydia zustimmend nickte.
    »Na gut«, sagte sie. »Aber vergiss deine Maske nicht, und sei vorsichtig … Stell bloß nicht wieder was an!«
    Beflügelt von der Aussicht, Lord Mowbray wiederzusehen, nickte Clarissa und schnappte sich die Maske, die Lydia ihr zuschob. Was ihre Stiefmutter sonst noch sagte, ließ sie kalt. Fass nichts an, lass dich von seiner Lordschaft am Arm führen und so weiter – Clarissa kannte die Litanei auswendig, so oft hatte sie das alles schon gehört. Sie nickte pflichtschuldig, als Lady Havard sie zur Tür geleitete; dann wurde sie in den offenen Landauer gescheucht, der vor dem Stadthaus parkte, und neben Greville auf die Bank geschoben.
    »Puh, das wäre geschafft!«, seufzte Lord Greville erleichtert und fasste die Zügel. Seine Stimme, die mit einem Mal viel tiefer und männlicher klang, löste bei Clarissa einen spontanen Heiterkeitsanfall aus. Das Lachen, das sie sich die ganze Zeit hatte versagen müssen, war befreiend, und eine zarte Röte färbte ihre Wangen. Als sie sein leises geknirschtes »Verdammt« hörte, verstummte sie abrupt.
    »Verzeihung, Mylord«, murmelte Clarissa verlegen. »Jetzt halten Sie mich bestimmt für undankbar, aber das stimmt nicht, ich bin Ihnen nämlich sehr, sehr dankbar. Es ist bloß so, dass ich über das konsternierte Gesicht meiner Stiefmutter lachen muss, als sie Ihrer

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