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Liebe auf den zweiten Klick

Liebe auf den zweiten Klick

Titel: Liebe auf den zweiten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowell Rainbow
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und er setzte sich weit nach vorn. Ein roter Samtsitz. Jetzt, wo es das Indian Hills nicht mehr gab, war das wahrscheinlich das einzige noch verbliebene Kino, in dem es keine Plastikstühle oder Doppelsitze mit einstellbaren Armlehnen gab. Vor der Leinwand hing hier noch immer ein Vorhang, der sich öffnen würde, wenn die Vorschauen anfingen. Früher hatte Lincoln immer gedacht, wie sinnlos das doch eigentlich war. Jetzt wartete er genau darauf.
    Und exakt in dem Moment, als er darauf wartete, fiel jemandem im hinteren Teil des Saals eine Schachtel mit Süßigkeiten zu Boden, mit irgendetwas Hartem, vielleicht M &Ms oder Gobstoppers, die geräuschvoll den Betonfußboden entlangrollten. Ohne auch nur darüber nachzudenken, drehte Lincoln sich um. Und da sah er sie, ein paar Reihen hinter ihm, ein paar Sitze weiter.
    Beth.
    So wunderschön.
    Dunkles Haar. Ein herzförmiges Gesicht. Sommersprossen. Beth.
    Als Lincoln bemerkte, dass sie es war, schaute er sofort weg – aber Beth hatte ihn schon erkannt. Sie hatte ihn direkt angeschaut. Sie hatte … ja, wie hatte sie eigentlich ausgesehen?
    Ãœberrascht. Einfach nur überrascht.
    Man hätte meinen sollen, dass er diesen Moment in Gedanken schon einmal durchgegangen war, so oft, wie er in den letzten Monaten an Beth gedacht hatte. Es war ja nicht so, als würden sie in Tokyo oder Mumbai wohnen oder an irgendeinem anderen Ort, an dem die Leute sich aus den Augen verlieren konnten. Das war eine kleine Stadt. Eine kleine Stadt mit relativ wenig Möglichkeiten, seine Zeit zu verbringen, vor allem als Kinokritikerin. Lincoln hatte das Dundee immer als sein Kino angesehen, aber eigentlich war es ja beinahe so, als wäre er hier in Beths Büro aufgetaucht …
    Und jetzt würde er gehen müssen. Das würde sie doch wollen, oder nicht? Vor allem dann, wenn sie in der Zwischenzeit eins und eins zusammengezählt hatte. Denn auch das war eine Überlegung, die er bisher geflissentlich vermieden hatte. Ob sie ihn in Gedanken wohl immer noch »Mein süßer Typ« nannte? Oder hatte sie mittlerweile begriffen, dass er der unheimliche Kerl war, der ihre E -Mails gelesen hatte?
    Er musste einfach gehen. Sofort. Nein. Sobald das Licht ausging. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass sie ihn noch einmal ansehen würde.
    Lincoln beugte sich in seinem Sitz vor, schlug eine Hand vors Gesicht und versuchte, die Lichter mittels Telepathie auszuknipsen. Nach ein paar schmerzlichen Sekunden erloschen sie endlich. Das Licht ging aus, der Projektor setzte sich quietschend in Gang, der alte Vorhang öffnete sich, und Lincoln fing an, seine Jacke anzuziehen.
    Genau in diesem Moment setzte Beth sich neben ihn.
    Er erstarrte, einen Arm im Ärmel der Jacke. Er sagte nichts. Und rührte sich nicht. Nur sein autonomes Nervensystem ging weiter seiner Arbeit nach. Er lehnte sich zurück und wartete.
    Beth sagte kein Wort.
    Und sie sagte nichts. Und rührte sich nicht. Und sagte nichts.
    Schließlich konnte Lincoln sich nicht länger zurückhalten. Er sah zu ihr hinüber. Beth starrte auf die Leinwand, als erwarte sie von dort Eingebungen des Heiligen Geistes, die Augen viel zu weit aufgerissen, während sie den Kuli mit beiden Händen umklammert hielt. Die Filmmusik war irgendwas von T . Rex. Cosmic Dancer .
    Lincoln sah weg. Er redete sich ein, geduldig zu sein, darauf zu warten, dass sie etwas sagte oder tat. Aber das Warten wurde ihm unerträglich, es schnürte ihm die Kehle zu. Oder war es vielleicht eher die Tatsache, dass er so nahe neben ihr saß? Oder das Verlangen, sie noch einmal anzusehen? Noch einmal. Und immer wieder.
    Und dann sah er sich plötzlich selbst dabei zu, wie er das sagte, was er immer zu Frauen sagte, was bei Beth aber wirklich angebracht war.
    Â»Es tut mir leid«, flüsterte er und blickte sie über seine Schulter hinweg an.
    Â»Das muss es nicht«, sagte sie.
    Jetzt sah sie ihn an, direkt, voller Entschlossenheit. Sie reckte das Kinn vor. Sie weiß es, dachte er, und ihm rutschte das Herz bis auf den Betonfußboden hinunter. Sie weiß, dass ich der unheimliche Typ bin. Vielleicht würde sie ihn ja jetzt anschreien. Oder ihn schlagen. Wusste sie es tatsächlich? Plötzlich merkte er, dass er die Entfernung zwischen ihr und ihm abschätzte. Vielleicht achtunddreißig Zentimeter, höchstens vierzig. Er war nie nahe genug an sie herangekommen,

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