Liebe auf den zweiten Klick
einen anderen Stundenplan haben würden und sich die Sache damit erledigt hätte. So lange würde ich noch warten und dann eben weiterziehen.
Von Jennifer an Beth: Das ist toll, du hast mich wirklich so weit gekriegt, dass ich jetzt glaube, jede Hoffnung sei verloren. Clever.
Von Beth an Jennifer: Was mich betraf, war ja auch jede Hoffnung verloren.
Und dann ⦠dann kam ich in der Woche vor den Abschlussprüfungen zur üblichen Zeit ins Studentenwerk und fand Chris auf meinem Stuhl vor. Die Kopfhörer hingen ihm um den Hals, und er sah mich an, während ich auf ihn zuging. Jedenfalls denke ich, dass er mich angesehen hat. Er hatte mich nie zuvor angesehen, noch nie, und schon allein bei der Vorstellung wurde mir heià und kalt. Noch bevor ich mir überlegen konnte, wohin ich mich jetzt setzen sollte, hatte er mich auch schon angesprochen.
Von Jennifer an Beth: Hat er gesagt: »Hör auf, mir nachzuschleichen, du Psychopatin«?
Von Beth an Jennifer: Nein. Er meinte: »Hey.«
Und ich sagte: »Hi.«
Und er fing an: »Hör mal â¦Â« Seine Augen waren grün. Und er hat beim Sprechen ein bisschen geblinzelt. »Nächstes Semester hab ich einen Kurs um 10:30 Uhr, also ⦠müssen wir uns wahrscheinlich irgendwas anderes überlegen.«
Ich stand da wie vom Schlag getroffen.
Und dann meinte ich: »Willst du mich verarschen?«
»Nein, ich frage dich, ob du mit mir ausgehen willst.«
»Dann lautet meine Antwort Ja.«
»Gut â¦Â«, sagte er. »Wir könnten zusammen essen gehen. Du könntest mir gegenübersitzen. Das wäre dann immer noch wie am Dienstagmorgen. Nur eben mit Grissini.«
» Jetzt machst du dich aber über mich lustig.«
»Ja.« Er lächelte immer noch. »Jetzt ja.«
Und das war alles. Wir gingen am Wochenende aus. Und am nächsten. Und dem danach. Es war verrückt und romantisch.
Von Jennifer an Beth: Wow, der hatte ja die Ruhe weg. (Aber echt cool.) Wusste er etwa die ganze Zeit, dass du ihn beobachtet hast?
Von Beth an Jennifer: Ja, ich denke schon. Das ist eben Chris. Er überstürzt nichts. Er lässt sich nie in die Karten gucken. Er legt immer als Erster auf.
Von Jennifer an Beth: Was soll das heiÃen, er legt als Erster auf?
Von Beth an Jennifer: Na ja, als wir angefangen haben, miteinander zu telefonieren, da hat immer er das Gespräch beendet. Wenn wir uns geküsst haben, dann hat sich immer er zuerst von mir gelöst. Er war stets nur einen Schritt davon entfernt, mich in den Wahnsinn zu treiben. Ich hatte dauernd das Gefühl, dass ich ihn viel zu sehr will, und deshalb wollte ich ihn nur noch umso mehr.
Von Jennifer an Beth: Das hört sich an wie die reinste Qual.
Von Beth an Jennifer: Es ist die reinste Qual, aber es ist auch fantastisch. Es fühlt sich toll an, etwas so sehr zu wollen. Wenn ich an ihn dachte, dann war das so, als würde man an etwas zu essen denken, nachdem man anderthalb Tage fasten musste. Ein bisschen so, als würde man dafür seine Seele verkaufen.
Von Jennifer an Beth: Ich hab noch nie anderthalb Tage nichts gegessen.
Von Beth an Jennifer: Nicht mal, wenn du die Grippe hattest oder so?
Von Jennifer an Beth: Vielleicht ein einziges Mal. Was ist denn mit dem Sig-Ep-Typen passiert?
Von Beth an Jennifer: O Gott. Das war schrecklich. Bis Sonntagnachmittag hatte ich völlig vergessen, dass ich ja noch mit ihm Schluss machen musste. Neun Stunden lang war ich mit zwei Männern zusammen. Nicht, dass ich Chris damals schon meinen Freund genannt hätte. Ich wollte ihn auf keinen Fall vergraulen. Das erste Jahr war seltsam. Es kam mir vor, als wäre ein Schmetterling auf mir gelandet. Ich dachte, wenn ich mich bewegen oder atmen würde, dann würde er davonflattern.
Von Jennifer an Beth: Weil er immer als Erstes aufgelegt hat?
Von Beth an Jennifer: Genau. Und auch wegen anderer Sachen. Ich wusste nie, wann ich ihn als Nächstes sehen oder wann er wieder anrufen würde. Manchmal redeten wir eine ganze Woche nicht miteinander. Und dann hatte er mir einen Zettel unter der Tür durchgeschoben. Oder ein Blatt. Oder einen Songtext auf einem Streichholzbriefchen.
Oder Chris tauchte einfach so auf. Lehnte Mittwochabend an meiner Tür, wenn ich von Wirtschaftskunde zurückkam. Manchmal blieb er nur eine Viertelstunde. Manchmal verschwand er, sobald ich eingeschlafen war. Manchmal überredete er mich aber auch,
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