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Liebe auf den zweiten Klick

Liebe auf den zweiten Klick

Titel: Liebe auf den zweiten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowell Rainbow
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wirklich nicht unter der Woche rausgehen solltest –, das ist Band-Freundinnen-Diffamierung.
    Von Jennifer an Beth: Und was passiert mit denen, die da so diffamieren?
    Von Beth an Jennifer: Sobald du zur Tür raus bist, egal, ob du deinen Typen dabei mitschleifst oder nicht, schnappt sich jeder andere anwesende Herr seine Dame und dankt ihr dafür, dass sie nicht so eine Spielverderberin ist. Sie fühlt sich deshalb gut und geliebt und erscheint am nächsten Morgen gerädert und mit Kopfschmerzen bei der Arbeit und trägt ein Plektron um den Hals wie ein Albatros.
    Von Jennifer an Beth: Du bist also eine Spielverderberin?
    Von Beth an Jennifer: O ja, und zwar eine ganz schlimme. Eine Spielverderberin nahezu mythischen Ausmaßes. Das geht schon damit los, dass ich sie die Partys nicht in meiner Wohnung abhalten lasse. Und bei all ihren Partys früh verschwinde, nämlich um Mitternacht. Ich habe irgendwann damit aufgehört, so zu tun, als würde es mir mein Körper nicht übel nehmen, wenn ich die ganze Nacht aufbleibe, rauche und trinke.
    Zu bleiben wäre allerdings auch keine Lösung. Da hat man dann nämlich nicht die Wahl, bei ihren Lastern dankend abzulehnen. Denn das wäre ja praktisch so, als würde man sie dafür verurteilen.
    Gestern Abend war es besonders schlimm. Stef ist mir tierisch auf die Nerven gegangen. Er war high, und ich glaube, er wollte ein Mädchen beeindrucken, das er bei einem Konzert aufgegabelt hatte.
    Â»Beth …«, sagte er zu mir, »warum amüsierst du dich denn überhaupt nicht mehr?«
    Ich hab ihn ignoriert, aber das konnte er natürlich gar nicht vertragen. »Im Ernst, Beth. Du hast dich verändert. Früher warst du mal cool.«
    Â»Ich hab mich nicht verändert. Ich war noch nie cool.«
    Â»Und ob. Als Chris angefangen hat, dich mitzubringen, waren wir anderen alle neidisch. Du hattest diese Haare bis zum Po und diese engen Hüsker-Dü- T -Shirts, und du hast dich besoffen und bist die ganze Nacht aufgeblieben, um unsere Refrains umzuschreiben.«
    Und das war gleich in mehrfacher Hinsicht fies, weil er damit:
    1. so getan hat, als ob ich ihm mal sympathisch war,
    2. mich daran erinnert hat, wie er mir immer auf den Busen gestarrt hat,
    3. und mich in Verlegenheit gebracht hat, weil ich nach einer Möglichkeit suchen musste, ihn so zu beleidigen, dass Chris nicht gleich mit beleidigt wird. Ich meine, ich konnte nicht sagen: »Ich bin jetzt erwachsen«, oder: »Jetzt muss man ja nichts mehr umschreiben, ihr spielt schließlich seit sechs Jahren dieselben Songs …«
    Also hab ich nur gesagt: »Lass es gut sein, Stef, ich bin müde.«
    Dann hat er plötzlich angefangen, Sympathie zu heucheln und vorzuschlagen, ich sollte doch nach Hause gehen, damit ich am nächsten Morgen für die Arbeit ausgeruht bin. Ich hab ihm erklärt, dass Filmkritiker nie vor Mittag anfangen zu arbeiten. Gewerkschaftsvorgaben.
    Â»Und genau das hat dich verändert, Beth. Dein Job. Die Filmkritik. Kritiker sind Schmarotzer. Die leben von der Kreativität anderer. Sie erschaffen selbst nichts Neues. Die sind wie unfruchtbare Frauen, die auf Supermarktparkplätzen die Babys anderer Leute klauen. Wer selbst nichts draufhat, wird Lehrer, und wer nicht einmal unterrichten kann, der kritisiert eben.«
    Er hatte sich gerade so richtig schön in Rage geredet, da hat einer der anderen Typen beschlossen einzugreifen – »Hey, Chris, willst du denn deine Freundin nicht verteidigen?«
    Und Chris’ Antwort lautete: »Beth braucht meine Hilfe nicht, um sich zu verteidigen. Vertrau mir. Sie ist eine Walküre.«
    Und das fühlte sich irgendwie gut an. Dass er mich stark und unabhängig mag. Andererseits würde ich es auch ganz gut finden, wenn man mich mal ein wenig verteidigt. Und außerdem, rauben die Walküren nicht die Seelen toter Krieger? Oder vielleicht begleiten sie sie nur in den Himmel oder das Walhalla oder wie? Jedenfalls macht mich das noch nicht zur Kriegerin. Vielleicht sind die Walküren auch bloß Schmarotzer, die sich im Glanz der Seelen sonnen, die sie einfordern. Ich weiß auch nicht, ich hätte mir gewünscht, dass er was anderes sagt.
    Ich wollte, dass er sagt: »Verpiss dich, Stef!«
    Oder: »Beth ist doch keine Last für mich. Sie ist der Wind, der meine Flügel zum Schwingen bringt. Und ohne sie würden Filme wie Armageddon und

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