Liebe auf den zweiten Kuss
über Randy herausgefunden haben, den Phantomtexaner, sprich: nur Unbedeutendes. Andersrum: Wir haben nichts Schlechtes über ihn gefunden.«
»Nichts ausreichend Schlechtes«, korrigierte sie Gabe. »Außerdem brauche ich...«
»Den Quartalsbericht.« Nell hielt ihm die Akte entgegen.
»Aufhören!« Gabe riss ihr die Papiere aus der Hand. »Himmel noch mal, können Sie Gedanken lesen?«
»Nein«, erwiderte Nell etwas schockiert. »Ich habe mir nur gedacht, dass Sie vielleicht hineinsehen wollen, weil Trevor zwei Mal angerufen hat.«
»Danke.« Gabe nahm die Akte. »Tut mir Leid, dass ich gebrüllt habe. Stellen Sie ihn mir durch, bitte?«
»Leitung 1«, sagte Nell. Als er abrupt zu ihr aufsah, hielt sie verteidigend die Hände hoch und sagte: »Einfach nur verdammtes Glück. Kurz bevor ich hier hereingekommen bin, hat er angerufen.«
»Sie werden mir langsam unheimlich«, meinte Gabe und griff nach dem Hörer.
»Hey«, sagte sie. Er sah zu ihr auf. Sie stand vor seinem Fenster, in ihrem Rücken die Dämmerung, ihre Haare wie Feuer um ihr Gesicht mit diesen lebhaften braunen Augen, ihre schmalen Schultern gestrafft in Erwartung seines Angriffs, ihr Körper in diesem engen roten T-Shirt, das sich an Hüften schmiegte, die ganz eindeutig runder waren als vor sechs Monaten. Ihre langen, wohlgeformten Beine hatte sie fest auf seinen Perserteppich gestellt. »Ich bin überhaupt nicht unheimlich«, sagte sie. »Ich bin effizient.«
Das ist aber längst noch nicht alles, was du bist. Er versuchte, sie nicht anzusehen, doch das war unmöglich.
»Und Trevor hat mir eben noch einmal diesen Job angeboten. Also passen Sie gut auf, mein Lieber, sonst stehen Sie demnächst ohne Sekretärin da.«
»Tut mir Leid. Ist nicht mein Tag heute.«
»Ach verdammt, Gabe.« Sie ließ die Hände von den Hüften fallen. »Mir tut es auch Leid. Ich bin einfach nur müde und gereizt. Möchten Sie noch eine Tasse Kaffee, bevor ich gehe?«
»Nein.«
»Was kann ich Ihnen sonst bringen? Tee? Bier? Wasser?«
Dich selbst , dachte er und erlaubte sich den Luxus einer glühenden Phantasie, mit Nell auf seinem Schreibtisch, wie seine Hände unter ihrem T-Shirt die blasse, weiche Haut hinaufglitten, bevor er erwiderte: »Nichts. Nun gehen Sie endlich.«
»Ihre Umgangsformen lassen zu wünschen übrig«, bemerkte Nell und kehrte dankenswerterweise in den Empfangsraum zurück.
Er nahm den Hörer und drückte auf die Eins. »Trevor? Tut mir Leid, dass ich dich habe warten lassen. Gut von dir zu hören.« Irgendjemanden zu hören, solange es nicht Nell war. Er öffnete die unterste Schublade und zog eine Flasche Glenlivet heraus. »Wie ich höre, machst du dir Sorgen wegen Olivia.« Nell. Himmel noch mal.
»Sie heckt irgendwas aus«, sagte Trevor. »Ich weiß, dass dein Juniorpartner ein guter Mann ist, aber ich denke doch, du solltest den Fall selbst übernehmen.«
Gabe klemmte sich den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter, während er sich nach irgendetwas umsah, in das er den Whiskey gießen konnte. Wenn Nell da gewesen wäre, würde sie jetzt bereits ein Glas unter die Flaschenöffnung halten. Wenn Nell da wäre, würde er überhaupt gar keinen Whiskey trinken wollen. Er würde... »Riley ist nicht mein Juniorpartner, Trevor, er ist mein Partner. Und meist ist er um einiges besser als ich. Glaube mir, er ist der richtige Mann für diesen Fall.« Er blickte sich im Zimmer nach einem Glas um, nach einer alten Kaffeetasse, nach irgendetwas, aber da war nichts. Nell war da gewesen. Das Zimmer war tadellos aufgeräumt. Er gab auf und nahm einen Schluck aus der Flasche.
»Wenn du dir sicher bist«, meinte Trevor.
Gabe genoss die Glut, mit der der Scotch seine Kehle hinabrann. »Ich bin mir sicher, Riley ist der Beste, den es hierfür gibt.«
»Ruf mich an, wenn du irgendetwas herausfindest«, sagte Trevor. »Ich weiß, dass ich etwas übervorsichtig bin, aber verdammt noch mal, sie ist mein kleines Mädchen.«
»Stimmt«, pflichtete ihm Gabe bei und drehte den Verschluss der Flasche wieder zu. Olivia Ogilvie war ein ebenso sehr kleines Mädchen wie Britney Spears ein Teenager. »Verlass dich auf uns. Ach, und Trevor? Bitte hör auf, mir meine Sekretärin abspenstig zu machen.«
Als Gabe auflegte, Trevors unbefangenes Lächeln noch im Ohr, sagte Riley vom Türrahmen aus: »Danke.«
Gabe blickte überrascht hoch. »Ich wusste gar nicht, dass du noch hier bist.«
»Ich bin der Beste, den es gibt, ja?«
Gabe lehnte sich auf seinem Stuhl
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