Liebe auf den zweiten Kuss
hereinkamen.
»Ganz wie ich gesagt habe: Passiv«, stellte Suze fest.
»Ich würde eher sagen: beliebt.« Riley steckte die Visitenkarte in seine Jackentasche. Gabe zog neben ihm einen Stuhl für Nell hervor, und Riley blickte auf und sagte: »Was hat euch denn so lange aufgehalten?«
»So dies und das«, erwiderte Nell.
»Wir hatten noch ein paar Dinge zu erledigen.« Gabe setzte sich neben Suze. »Und, was gibt es Neues?«
»Eben hat eine Frau Riley angemacht«, sagte Suze.
»Das kommt vor«, bestätigte Gabe. »Er sitzt einfach nur da, und sie werfen sich ihm an die Brust.«
»Passiv eben«, wandte sich Suze wieder an Riley.
»Lass mich in Ruhe«, erwiderte Riley. Doch später, als er ihr in den Mantel half, lehnte sie sich zurück und flüsterte: »Mach ihm etwas Dampf, ja?« Seufzend verdrehte Riley die Augen, doch nach vierzehn gemeinsamen Einsätzen kannte sie ihn in- und auswendig. Er würde es tun.
Jetzt musste sie nur noch Nell auf die Sprünge helfen. Dann würde wenigstens irgendjemand etwas Prickelndes erleben.
Am nächsten Abend hörte Gabe, wie Nell Riley fragte, ob sie noch irgendetwas für ihn tun könne, bevor sie nach Hause ging. Marlenes Krallen klackerten auf dem Holzfußboden, als sie eine letzte Runde durch die Rezeption machte und dabei am längsten vor dem Weihnachtsbaum innehielt, den Nell aufgestellt hatte, obwohl er nicht gewollt hatte, dass sie einen aufstellte. Gabe spürte, wie ihn die frühabendliche Melancholie überkam, wie zuletzt so häufig. Das Büro war ein gänzlich anderes, wenn Nell gegangen war, so, als würde sie das Licht und die Geräusche mit sich nehmen. Aber das lag vermutlich nur daran, dass sie immer kurz nach fünf ging, wenn die Welt ohnehin leiser und dunkler wurde.
Riley klopfte an die Tür und trat ein. »Ich mache Schluss für heute. Brauchst du noch irgendetwas?«
»Lynnie«, erwiderte Gabe. »Helenas Diamanten. Stewart Dysart.«
»Himmel, Gabe, lass es gut sein«, sagte Riley.
»Sie war einfach nicht der Typ, der sich so sang- und klanglos aus dem Staub macht«, beharrte Gabe. »Sie steckt irgendwo und heckt etwas aus. Und ich würde zu gerne wissen, wo in aller Welt Stewart ist. Ich würde zu gerne eine Verbindung zwischen den beiden aufspüren und herausfinden, dass er derjenige war, der sie hierher geschickt hat, um nach irgendetwas zu suchen. Und dass er ihr gesteckt hat, wen es sich lohnt, bei O & D zu erpressen. Ich habe dort nachgefragt, aber eine Lynn Mason hat zu keiner Zeit bei O & D gearbeitet.«
»Vielleicht unter einem anderen Namen«, gab Riley zu bedenken. »Hör mal zu, ich habe nachgedacht. Nell ist eine sehr attraktive Frau. Dieses rote T-Shirt, das sie jetzt trägt...«
»Kein Sex mit der Sekretärin«, unterbrach ihn Gabe.
»Ich rede nicht von mir«, erwiderte Riley. »Sondern von dir.«
»Um Gottes willen. Allein die Vorstellung, welche Blüten diese rücksichtslose Effizienz im Bett treiben würde.« Die Vorstellung hatte einen perversen Reiz, also versuchte Gabe, sie beiseite zu schieben.
»Ich wette, du kannst es dir vorstellen«, sagte Riley. »Du machst dich lächerlich.«
»Nun geh schon.«
»Außerdem machst du dir selbst was vor.«
Gabe lehnte sich entnervt zurück. »Was willst du damit sagen?«
»Diese Sache mit dir und Nell...«
»Da gibt es keine Sache.«
»... ist so offensichtlich, dass du der Einzige bist, dem sie noch nicht aufgefallen zu sein scheint.« Riley hielt inne und dachte nach. »Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob ihr schon ein Licht aufgegangen ist.«
»Damit wärst du der Einzige, dem irgendetwas aufgefallen ist. Nein danke.«
»Suze Dysart hat es erwähnt.«
Gabe hob eine Augenbraue. »Seit wann sprichst du mit Suze über so etwas?«
»Wir haben gestern zusammen etwas getrunken. Als wir auf euch gewartet haben, erinnerst du dich?«
»Mir ist aufgefallen, dass Jack nicht mit dabei war.«
»Er hatte eine geschäftliche Verpflichtung.«
»Nachts?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
Gabe seufzte und rieb sich die Stirn. »Es klang sehr aufrichtig, als er beteuerte, sie nicht zu betrügen, als wir über die Erpressung sprachen.«
»Das war vor drei Monaten. Jack ist nicht gerade für eine lange Aufmerksamkeitsspanne bekannt.«
»Nun denn, solange Suze uns nicht damit beauftragt, ihn in flagranti zu erwischen, soll es uns egal sein. Hast du denn gar nichts zu tun? Wie steht es mit dem ›Hot Lunch‹?«
»Den hat Nell übernommen«, sagte Riley. »Da gibt es eine nette
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