Liebe auf den zweiten Kuss
Riley wandte sich Gabe zu und sagte: »Wenn ihr beide keine Therapie anfangt, unternehme ich etwas.«
»Heute ist nur ein schlechter Tag«, beschwichtigte ihn Gabe. »Es wird besser werden. Was wolltest du eigentlich sagen, als du hier hereingekommen bist?«
»Ach ja, ich weiß auch nicht, ob es eine gute Neuigkeit ist, aber immerhin ist es eine Neuigkeit: Gina lässt sich von Harold wegen Ehebruchs scheiden. Das ist das Ende des ›Heißen Mittagstischs‹, wie wir ihn gekannt haben. Kannst du das glauben?«
»Ja«, erwiderte Gabe. »Er hat gegen die Regeln verstoßen. Sie hatten eine Abmachung, und er hat sie durchkreuzt, und jetzt gibt es nichts mehr, was sie zusammenhält.«
»Eigentlich war es gar keine Abmachung«, widersprach Riley.
»Abmachungen anderer kann man nicht beurteilen«, meinte Gabe. »Man macht seine eigenen und bemüht sich, sie einzuhalten.«
»Ich glaube nicht, dass du und Nell dieselbe Abmachung habt.«
»Aber ich versuche, mich immer noch daran zu halten«, erwiderte Gabe.
Suze wischte gerade die Tische ab, als Nell das Café betrat. Sie sah schrecklich aus. »Was ist denn?«, fragte Suze. »Was hat er getan?«
»Er hat angerufen«, sagte Nell. »Er möchte sich mit mir im Sycamore treffen. Ich glaube, er wird Whitney mitbringen.«
»Whitney?«, fragte Suze. Dann fiel bei ihr der Groschen. »Tim hat angerufen.«
»Er möchte mit mir essen gehen.« Nell atmete tief durch. »Ich habe ihn seit Wochen nicht gesehen, ich hatte ihn bereits vergessen, und nun das. Ich weiß nicht.«
»Gehst du denn hin?«
»Ja sicher«, erwiderte Nell. »Es könnte sich um alles Mögliche handeln. Wir haben immer noch ein gemeinsames Geschäft. Wir haben einen gemeinsamen Sohn. Ich kann nicht einfach nein sagen.«
»Natürlich kannst du das. Und wenn du es nicht kannst, kann ich es. Ich komme mit dir mit.«
Um halb sechs abends trat Gabe aus seinem Büro. »Für heute bin ich fertig. Wie steht es mit dir?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Riley. »Ich brauche ein Bier. Lass uns ins Sycamore gehen.«
»Aus irgendeinem bestimmten Grund?«
»Hat Nell dir nichts darüber erzählt?«
Gabe schüttelte den Kopf. »Sie sagte, Suze und sie wollten zum Abendessen ins Sycamore gehen. Ich dachte erst, Suze wollte etwas mit ihr alleine besprechen. Oder vielleicht wollte sie einfach nur etwas Abstand von mir.«
»Sie treffen sich mit Tim. Suze glaubt, dass Whitney mit dabei sein wird und sie Nell wegen irgendeiner Sache unter Druck setzen wollen.«
Widerlicher Mistkerl. Die Ironie, dass er Tim hasste, weil er Nell mies behandelt hatte, entging Gabe nicht. Doch seine Wut auf jemanden anderen zu lenken tat ihm gut, also ignorierte er sie.
»Ein Bier kann ich jetzt weiß Gott gut gebrauchen«, bemerkte er.
16
Suze folgte Nell ins Sycamore, bereit, ihr den Rücken frei zu halten. Tim und Whitney saßen bereits an einem der Tische in der Mitte des Restaurants und hielten Händchen. Nell setzte sich Tim gegenüber, somit blieb Suze der Platz, von dem aus sie die neueste Mrs. Dysart ins Visier nehmen konnte. Sie war ein hübsches kleines Ding, doch ihre Kinnpartie war angespannt und sie starrte Nell an, als sei diese der leibhaftige Teufel.
»Es freut mich, dass ihr kommen konntet«, sagte Tim in seiner besten Verkäufermanier und Nell nickte. »Es gibt ein paar Dinge, die wir klären müssen, nichts Ernstes, dann können wir uns entspannen und ein nettes Abendessen miteinander genießen.«
Auf welchem Planeten soll das stattfinden?, dachte Suze.
Die Zeiten waren vorbei, in denen Tim unwidersprochen den großen Macker spielen konnte.
Als Nell schwieg, nickte Tim und fuhr fort: »Es geht um die Eiszapfen. Sie zu ersetzen kostet einhundertfünfzig Dollar das Stück, und du hast im September vierzehn davon zerschmettert, also macht das...« Er wandte sich Whitney zu und runzelte die Stirn.
»Zweitausendeinhundert Dollar«, flötete Whitney.
»Richtig, zweitausendeinhundert Dollar«, wiederholte Tim. »Und dann brauchen wir einen neuen Schreibtisch, das hat uns, Steuern mit eingerechnet, fünftausendsechshundert gekostet.«
»Fünftausend Dollar?«, rief Suze ungläubig. »Wo hast du denn den Schreibtisch gekauft? Im Pentagon? Und warum gerade jetzt?«
»Steuern«, erwiderte Nell und entspannte sich ein wenig. »In sechs Wochen werden die Steuern fällig. Sie brauchen Bargeld.«
»Was wir brauchen, ist ein Scheck über siebentausendsiebenhundert Dollar«, schaltete sich Whitney ein. »Wir haben die
Weitere Kostenlose Bücher