Liebe auf den zweiten Kuss
Kopf auf die Hände. »Jetzt verstehe ich endlich, warum Männer Frauen schlagen.«
»Wie bitte?«
»Das würdest du nicht verstehen. Für dich ist das alles ein Spiel. Aber ich schwöre, wenn du sie einerseits nicht dazu bringen kannst, das zu tun, was sie tun soll und andererseits nicht ohne sie leben kannst...«
»Das klingt aber gar nicht nach dir.« Riley richtete sich auf seinem Stuhl auf. »Reiß dich zusammen.«
»Ich kann es nicht«, erwiderte Gabe. »Es gibt nichts zum Zusammenreißen. Mein Leben verschwindet unter zehn Schichten Farbe, und die Frau, die es beerdigt, ist der Mittelpunkt.« Er blickte zu Riley auf, der ihn ernsthaft besorgt ansah. Dann sagte er: »Ich würde sie nie schlagen. Aber sie fängt damit an und ich spüre, wie mir alles entgleitet und ich nichts tun kann, weil ich absolut verrückt nach ihr bin. Ich möchte sie nur etwas beruhigen, einen Gang herunterschalten...«
»Verstehe«, sagte Riley. »Was hältst du von einer Therapie? Denn das sieht dir alles überhaupt nicht ähnlich. Bei Licht betrachtet, wenn es wirklich so schlimm ist, kündige ihr. Verbanne sie aus deinem Leben. Ich meine, ich mag sie … platonisch natürlich«, fügte er hastig hinzu, als Gabe ihn böse anfunkelte, »... aber das ist sie nicht wert.«
»Ich kann es nicht«, erwiderte Gabe und kam sich vor wie ein Idiot, weil es der Wahrheit entsprach. »Manchmal denke ich, es wäre besser, sie würde einfach verschwinden, aber ich brauche sie. Wenn sie doch nur für eine einzige Minute still stehen würde. Wenn nicht jede Minute irgendetwas mit Veränderung zu tun haben müsste...«
»Ich gehe davon aus, dass ein Kompromiss nicht zur Debatte steht?«
»Das habe ich bereits probiert. Auf diese Weise bin ich zu diesen verdammten gelben Wänden gekommen.«
Riley blickte ihn an, als ob er verrückt wäre.
»Ich wollte keine gelben Wände«, sagte Gabe. »Mir gefielen die alten.«
Riley schüttelte den Kopf. »Wie auch immer, du wirst aufhören müssen zu brüllen, weil es dir aufs Gemüt schlägt.«
»Das Brüllen hält mich davon ab, sie umzubringen. Das hat wohl auch meinen Vater davon abgehalten, meine Mutter zu schlagen. Er war so verrückt nach ihr, und sie war so hitzköpfig und stur und widerspenstig...«
»Ein Muster kannst du offenbar nicht erkennen«, bemerkte Riley.
»Mein Gott, ich hoffe nicht«, erwiderte Gabe. »Sie hat ihn verlassen.« Erschöpft ließ er sich in seinen Stuhl zurückfallen. »Wenn sie mir nur die Geschäfte und deren Führung hier überlassen würde, wäre alles in Ordnung. Ich bin ihr Chef, verdammt noch mal.«
»Küsser«, sagte Riley. »Wer dominiert im Bett?«
»Ich habe zwar einige Schrammen abbekommen«, erwiderte Gabe, »aber ich denke, dass ich mit ein paar Punkten in Führung liege.«
»Dann ist dort also auch nichts entschieden.«
»Nein. Je besser es wird, umso schlimmer wird es auch.«
Riley schwieg lange, bis Gabe schließlich nachhakte. »Was ist denn?«
»Bist du dir sicher, dass du sie nicht schlagen wirst?«
»Ja.«
»Bitte erwähne nichts hiervon gegenüber anderen. Mir wird ganz schlecht, wenn ich denke, was die Polizei mit dieser Unterhaltung anfangen würde.«
»Ich weiß. Mir wird selbst schlecht, wenn ich daran denke. Es kommt mir dann so vor, als ob ich den Typen kennen würde, der Lynnie geschlagen hat. Er ist so wie ich.«
»Das ist er nicht«, widersprach Riley.
»Ich frage mich nur, ob sie auf diese Weise gestorben ist, ob sie ihn einfach zu sehr gereizt hat und er dann durchgedreht ist und sie verprügelt hat. Wenn ich mir Trevor oder Jack in dieser Rolle vorstelle, fällt das leicht. Mit Budge fällt es mir schon etwas schwerer«, fügte er nachdenklich hinzu.
»Kommt drauf an«, erwiderte Riley. »Manchmal hat er in Gegenwart von Margie einen Ausdruck in den Augen, der nicht gut ist.«
»Sogar Stewart. Ich kann mir sogar vorstellen, dass Stewart dumm genug gewesen wäre, sie umzubringen. Was ich mir nicht vorstellen kann, ist, weswegen man sie anschließend in die Tiefkühltruhe gesteckt hat. Was für ein kranker…« Nell klopfte und trat ein, und Gabe schloss die Augen. »Nicht schon wieder. Ich schwöre, heute kann ich nichts mehr ertragen.«
»Es geht lediglich um den Terminplan für morgen.« Sie klang ebenso erschöpft wie er.
»Danke«, sagte er. Sie sah sehr mitgenommen aus. »Es tut mir Leid, dass ich gebrüllt habe.«
»Ich weiß«, erwiderte sie. »Das bist nicht du.«
Sie lächelte Riley verkrampft zu und ging.
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