Liebe auf den zweiten Kuss
für das Ende seiner Ehe verantwortlich.« Suze zuckte zusammen, und Nell berührte ihre Hand. Dann wandte sie sich an Tim: »Dein Bruder erteilt dir nicht den Ratschlag, der deinen eigentlichen Interessen entspricht. Er möchte Rache.«
Tim tauschte einen Blick mit Whitney aus. »Nell, sei vernünftig. Schulden zu machen ist im Augenblick für mich nicht der richtige Schritt.«
»Auch gut«, erwiderte Nell. »Das sollte wohl kaum ein Problem darstellen. Budge schien einen potenziellen Investor an der Hand zu haben, der mich auszahlen könnte. Du würdest zwar die Kontrolle über die Agentur verlieren, denn man würde regelmäßige Buchprüfungen und Geschäftsberichte verlangen, aber andererseits müsstest du dir meinetwegen keine Sorgen mehr machen.« Sie lächelte ihn an. »Und bevor du den Scheck ausstellst, kannst du die eintausendeinhundert Dollar meines Anteils davon abziehen. Ich werde Budge Bescheid sagen, dass es damit seine Ordnung hat.«
»Was für ein Zufall«, sagte Riley und rutschte neben Tim auf die Sitzbank, bevor der noch etwas sagen konnte. Tim wurde gegen Whitney gedrückt. »Ihr seid auch hier, wer hätte das gedacht?«
Suze entspannte sich und atmete zum ersten Mal an diesem Abend tief durch.
Gabe holte sich einen Stuhl von einem der anderen Tische und setzte sich an die Schmalseite des Tisches, den Ellbogen dicht an Nells.
»Wir wollten nur ein Bier trinken«, wandte er sich an Nell.
Sie lehnte ihre Schultern etwas zurück und lächelte ihn an. »Tatsächlich?« Sie lehnte sich etwas dichter an ihn, und Suze sah, wie sich Gabe ebenfalls entspannte.
»Nun, wie stehen die Dinge?«, fragte Riley. »Alle zufrieden?«
»Nell hat soeben ihre Hälfte der Agentur an Tim verkauft«, erwiderte Suze zufrieden. »Budge macht die Buchprüfung und wird den Wert der Firma ermitteln.«
»Ein guter Mann, Budge Jenkins«, meinte Gabe und winkte der Bedienung. »Wir feiern«, sagte er an sie gewandt. »Wir brauchen zwei Krüge mit Bier, sechs Gläser und viermal Pommes frites mit Essig.«
»Wir haben noch nicht zugestimmt«, bemerkte Whitney.
»Es gibt auch gar nichts, dem ihr zustimmen müsstet«, sagte Nell. »In der Scheidungsvereinbarung ist lediglich davon die Rede, dass wir dem jeweils anderen das Vorkaufsrecht einräumen. Genau das tue ich jetzt. Wenn ihr davon keinen Gebrauch macht, werden Budges Investoren meine Hälfte kaufen. Wie auch immer, wir werden voneinander befreit sein.« Sie sah Tim an. »Endlich.«
»Darauf trinke ich einen«, sagte Gabe, als die Bedienung die Karaffen und Gläser auf den Tisch stellte. Er schenkte Nell ein Glas ein und schob es ihr hin. Nell schob es weiter an Suze, die es über den Tisch hinweg Whitney zuschob.
»Cheers«, sagte sie tonlos und blickte Whitney in die Augen.
Whitney hob ihr Glas. »Ebenfalls Cheers. Ich habe gehört, dass dein Mann dich verlassen hat.«
Suze biss die Zähne zusammen, doch noch ehe sie etwas antworten konnte, schaltete sich Riley ein: »Ich hatte wohl noch nicht das Vergnügen, ich bin Riley.« An Tim vorbei, streckte er Whitney seine Hand entgegen, weshalb Tim sich zurücklehnen musste. Whitney nahm sie an, war sich jedoch nicht ganz sicher, was sie tun sollte. Sie lächelte etwas verwirrt, als er ihre Hand ein wenig zu lange in der seinen behielt.
Dann ließ er sie los. »Legen Sie sich mit der Blonden nicht an. Sie macht Sie in Null Komma nichts fix und fertig.«
Whitney errötete, Suze entspannte ihre Kiefermuskeln, und Gabe schenkte das letzte Glas ein und fragte: »Worauf sollen wir anstoßen?«
Nell blickte sich in der Runde um. »Gütiger Himmel. Stoßt auf mich an. Mir ist eben gerade aufgegangen, dass ich mit jedem an diesem Tisch geschlafen habe.«
»Was wir wirklich zu schätzen wissen«, nickte Riley, während Tim ihn anstarrte.
»Außer Whitney, natürlich«, korrigierte sich Nell.
»Auf Nell.« Gabe hob sein Glas.
»Auf Nell.« Riley trank, Suze stieß mit Nell an und trank ebenfalls. Whitney versuchte, ein überlegenes Augenrollen mit Tim auszutauschen, doch starrte dieser nach wie vor Nell an. Sie wandte sich wieder Nell zu, beugte sich über den Tisch zu ihr hinüber und blickte sie halb amüsiert, halb abschätzig an. »Das ist ja wirklich ganz wild von dir. Drei Männer in, na, wie viel waren es, fünfzig Jahren?«
Elende Ziege, dachte Suze und sagte: »Und mich.« Sie hob die Hand, und alle drei Männer wandten sich ihr schlagartig zu, wodurch Whitney plötzlich überhaupt kein Publikum mehr blieb.
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