Liebe auf den zweiten Kuss
Flinte zu schnell ins Korn warfen.
»Wirst du die Probleme mit Nell in den Griff bekommen?«, erkundigte sich Lu und starrte ihn durch ihre Tränen hindurch an.
»Nein«, erwiderte Gabe. »Ich werde warten, bis sie wieder zur Vernunft kommt und von alleine zurückkehrt. Ich lasse mich nicht gerne emotional erpressen.«
»Du und Jase«, sagte Lu. »Ihr verliert beide lieber die Frau, die ihr liebt, als das Richtige zu tun. Ihr riskiert es, für immer allein zu bleiben.«
Sie brach erneut in Tränen aus. Gabe kam um den Schreibtisch herum, zog sie von ihrem Stuhl hoch und nahm sie in seine Arme. »Hör zu, wenn du so unglücklich bist, dann geh zu ihm zurück.«
»Wie denn?«, schluchzte Lu in sein Jackett.
»Vorausgesetzt, er ist kein Idiot, schaffst du die Sache aus der Welt, indem du den ersten Schritt machst, dich entschuldigst und das Ultimatum zurücknimmst. Damit, würde ich sagen, ist die Sache geritzt.«
»Ich werde mich nicht entschuldigen«, weigerte sich Lu.
»Ich bin im Recht.«
»Und einsam«, fügte Gabe hinzu und schob sie zur Tür. »Im Recht zu sein ist ein schwacher Trost, Liebling. Und um ehrlich zu sein, du bist noch nicht einmal im Recht. Lass mich dir beim Mittagessen die Kunst des Kompromisses erklären.«
»Du?« Lu sah blinzelnd zu ihm auf, während sie sich von ihm hinausführen ließ. »Na, das wird sicher ein Spaß.«
Auf dem Weg hinaus wandte sich Gabe an Suze. »Wir gehen etwas essen. In einer Stunde sind wir wieder zurück.«
»Mittagessen?«, erkundigte sich Suze fröhlich. »Du weißt, im Fire House haben sie einen wirklich ausgezeichneten Mittagstisch.«
»Ich möchte aber ein Reuben Sandwich im Sycamore «, sagte Lu und beugte sich hinunter, um Marlene zu streicheln, die auf der Couch lag, bekleidet mit einem Trenchcoat.
»Im Fire House gibt es exzellente Reuben-Sandwiches«, sagte Suze. »Und es ist ruhiger dort.«
Gabe beobachtete, wie sie Lu aufmunternd zulächelte. »Seit wann bist du denn ein Fan des Fire House ?«
»War ich doch immer schon«, gab Suze zurück. »Es ist gleich bei mir um die Ecke. Dort gibt es eine mit Mandeln panierte Forelle, die...«
»Was geht hier vor?«, fragte Gabe.
»Nichts«, gab Suze zurück.
Gabe stützte sich auf den Schreibtisch und beugte sich drohend über sie. »Du bist die lausigste Lügnerin, der ich jemals begegnet bin.«
»Du kommst offenbar nicht viel herum, nicht wahr?« Suze drehte ihm den Rücken zu, um weiter am Computer zu arbeiten.
»Ist irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte Lu.
»Das werden wir herausfinden, wenn wir im Sycamore sind«, erwiderte Gabe und beobachtete, wie Suzes Schultern enttäuscht absackten.
Nachdem sie gegangen waren, rief Suze Riley an und sagte: »Reagiert Gabe schnell eifersüchtig?«
»Im Allgemeinen nicht.«
»Weil er gerade mit Lu ins Sycamore geht, und dort wird er sehen, wie Jack mit Nell zu Mittag isst.«
»Na prima«, meinte Riley. »Aber wenn du fragst, ob er Jack vermöbeln wird, lautet die Antwort nein. Wenn du fragst, ob er ausgesprochen schlecht gelaunt zurückkommen wird, dann ja. Warum isst Nell mit Jack zu Mittag?«
»Weil er sie gebeten hat. Außerdem ist es umsonst.«
»Es gibt nichts umsonst«, bemerkte Riley. »Hast du Hunger?«
»Das fehlt noch. Dass du und ich auch noch im Sycamore auftauchen, würde diesem Schlamassel die Krönung aufsetzen«, erwiderte Suze. »Ich bleibe hier. Irgendjemand muss die Feuerwehr rufen können, wenn sie sich an die Kehle gehen.«
»Ich dachte eigentlich an chinesisches Takeaway«, schlug Riley vor. »Keine zehn Pferde würden mich heute ins Sycamore bringen.«
»Dann für mich eine Extra-Portion Huhn, bitte.«
»Und zu den Fritten bitte etwas Essig«, wandte sich Nell an die Bedienung, nachdem diese ihre Bestellung aufgenommen hatte.
Jack lachte und erntete bewundernde Blicke der Bedienung. Er war wirklich ein ausgesprochen attraktiver Mann, musste Nell zugeben. Dieses zerfurchte Gesicht, das silberne Haar und diese blauen, blauen Augen. Männern bekam das Alter, während Frauen an Attraktivität verloren. Wie konnte das sein? Es musste wohl an der Wahrnehmung liegen, an der Vorstellung vielleicht, dass ältere Männer sowohl reicher als auch schlauer waren. Natürlich waren auch ältere Frauen für gewöhnlich reicher und schlauer, aber bei Frauen zählte das nicht als Pluspunkt. Jung und knackig, das waren die Trümpfe für Frauen.
»Ich bin froh, dass du kommen konntest«, meinte Jack, als sich Nell ihm wieder
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