Liebe auf den zweiten Kuss
verschwindet. Und wenn du schon dabei bist, wirf den Hut auch gleich weg.«
»In Ordnung«, erwiderte Suze und sammelte die Sachen zusammen. »Noch irgendetwas?«
Sie stand in einem Sonnenkegel vor dem Fenster und war möglicherweise die schönste Frau, der er im wirklichen Leben jemals begegnet war. Dennoch wünschte er, sie wäre Nell.
»Nein«, erwiderte er. »Trotzdem vielen Dank.« Suze nahm Hut und Jackett mit ins Vorzimmer und verstaute beides in einem Schrank. Solange Gabe in dieser Laune war, würde sie gar nichts wegwerfen. Sie setzte sich an ihren Tisch und rief im Computer gerade den Terminkalender auf, als Riley hereinkam und wie angenagelt in der Tür stehen blieb.
»Nein«, sagte er.
»Was ist denn?«, fragte sie. »Ich vertrete Nell lediglich so lange, bis die beiden die Sache geklärt haben.«
»Nein, das tust du nicht«, sagte er und machte den Eindruck eines wildgewordenen Stiers. Er deutete auf die Tür. »Raus.«
»Gabe sagte, ich sei eingestellt. Was ist nur los mit dir?«
Er ging an ihr vorbei und betrat, ohne anzuklopfen, Gabes Büro. Dann hörte sie ihn sagen: »Nein, nein, nein.« Damit knallte er die Tür zu.
Was war nur mit ihm los? Sie stand auf und presste ihr Ohr gegen die Tür, konnte aber nichts hören. Also drehte sie ganz langsam den Türknauf und schob die Tür gerade so weit auf, dass sie Gabe sagen hörte: »Nun lass doch mal gut sein. Wir brauchen sie, bis Nell wieder zur Vernunft kommt.«
»Nell wird nicht wieder zur Vernunft kommen«, widersprach Riley. »Nell hat Recht. Du bist im Unrecht. Entschuldige dich bei ihr und sieh zu, dass du die Blondine hier herausbeförderst.«
Gut gemacht, dachte Suze und ignorierte die Bemerkung über die Blondine.
»Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass sie gar nicht mit dir schlafen will«, sagte Gabe. »Es ist nicht umgänglich.«
»Doch, das ist es«, erwiderte Riley. »Sie muss gehen.«
Ich? , dachte Suze.
»Sie bleibt«, beharrte Gabe. »Werde endlich erwachsen.«
»Lass mich dir eine Frage stellen«, sagte Riley. »Hat es in der sechzigjährigen Geschichte dieser Firma jemals eine Sekretärin gegeben, mit der nicht einer der Partner geschlafen hätte?«
»Nein«, bestätigte Gabe. »Aber wir stehen am Beginn eines neuen Jahrtausends. Alles ist möglich.«
»Das ist genau der Grund, weswegen ich sie nicht hier haben will«, erwiderte Riley, dessen Stimme näher rückte.
Suze eilte an ihren Schreibtisch und tippte irgendwelchen Unsinn, als er aus der Tür trat und sie anstarrte.
»Was ist dein Problem?«, fragte sie ihn so unschuldig wie nur möglich. »Ich bin sehr fleißig.«
»Das bezweifle ich nicht. Es geht auch nicht eigentlich um dich.«
»Um wen dann?«
»Wir halten hier an einer bestimmten Tradition fest. Du passt einfach nicht ins Schema.«
»Aber ich bitte dich«, sagte Suze. »Ich passe, ich bin absolut perfekt für den Job.«
»Wie bitte?« Er schien verblüfft und sie deutete auf den schwarzen Vogel auf der Hängeregistratur.
»Der Malteser Falke«, sagte sie. »Same Spade. Ich würde eine prima Effi Perine abgeben. Du darfst mich sogar ›Schätzchen‹ nennen. Das wird mir zwar aufstoßen, aber ich werde damit klarkommen.«
»Du kennst den Malteser Falken ?«
»Natürlich kenne ich den Malteser Falken«, erwiderte Suze verärgert darüber, dass er sie für blöd hielt. »Es ist zwar nicht mein Lieblingsfilm, aber...«
»Was gefällt dir daran nicht?«, unterbrach sie Riley angriffslustig.
»Sam Spade zum Beispiel«, erklärte Suze. »Diese ›Ich werde für dich nicht den Trottel spielen, Liebling‹-Attitüde. Was für ein widerlicher Kerl.«
»Hey«, sagte Riley. »Keine Kritik an Sam.«
»Er hat den ganzen Film über nichts anderes getan, als für sie den Trottel zu spielen«, fuhr Suze fort. »Sie hat ihn Zeile für Zeile angelogen, und er hat ihr alles geglaubt, weil er mit ihr schlafen wollte. Und dann hat sie mit ihm geschlafen und er hat ihr noch mehr abgenommen, weil er weiterhin mit ihr schlafen wollte. Wenn man ihn mit einem Messer angekratzt hätte, hätte man Ahornsirup zapfen können.«
»Du hast ganz eindeutig den Code nicht begriffen«, entgegnete Riley.
»Welchen Code?« Suze lachte auf. »Er schlief mit der Frau seines Partners. Ist das ein Code?«
»Frauen sind tückisch...«, setzte Riley an.
»Und du machst dich lächerlich. Ich habe Arbeit zu erledigen. Du kannst jetzt gehen.«
»… aber ich habe dich durchschaut«, fuhr Riley fort. »Ich werde nicht den
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