Liebe auf den zweiten Kuss
Idioten für dich spielen, Liebling.«
»Und ob du das wirst.« Suze wandte sich ihrem Computer zu.
»Vermutlich doch«, murmelte Riley und verschwand in seinem Büro.
Suze starrte einen Augenblick lang den Monitor ihres Computers an, dann stand sie auf und ging in Rileys Büro. »Da du mich ohnehin hasst...«, begann sie.
»Ich hasse dich nicht«, unterbrach er sie verärgert.
»… ich habe am Sonntagabend mit Jack geschlafen.«
Einen Augenblick lang schwieg er, dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Ich komme mir wirklich ziemlich dämlich vor. Allmählich fing ich an, über ihn hinwegzukommen und...«
»Suze, du warst vierzehn Jahre lang mit ihm verheiratet. Das kann man nicht einfach so abhaken. Frauen wie du jedenfalls können das nicht.«
»Was willst du damit sagen, Frauen wie ich?«
»Du hast ihn eine lange Zeit über geliebt. Es dauert ein Weilchen, um über eine langjährige Ehe hinwegzukommen.«
»Zwei Jahre.«
»Was?«
»Du hast zwei Jahre gesagt. Als wir über Nell sprachen.«
»Richtig«, bestätigte Riley. »Die meisten Leute haben sich nach zwei Jahren wieder gefangen.«
»Dann bin ich vierunddreißig.«
»Und immer noch zuckersüß. Entspanne dich und lass dir etwas Zeit.«
»Du bist wirklich verdammt nett, was diese ganze Sache betrifft«, meinte Suze. »Was ist nur los mit dir?«
»Ich schlage nicht auf Leute ein, die bereits am Boden liegen. Allerdings scheinst du dich schnell zu erholen, du solltest dich also von jetzt an vorsehen.«
Suze nickte und ging zur Tür.
»Bist du hier hereingekommen, damit ich dich mies behandle?«, fragte Riley. »Herzlichen Dank auch.«
»Nein. Ich musste einfach mit jemandem reden, und aus irgendeinem Grund habe ich dafür dich ausgewählt.«
»Ist schon gut. Ist alles in Ordnung?«
»Ja.« Suze atmete tief durch. »Es ist alles in Ordnung.«
Nell saß am Esstisch, trank bereits die dritte Tasse Kaffee und versuchte, einen Plan, irgendeinen Plan auszuhecken, als das Telefon klingelte. Gabe , dachte sie, doch als sie den Hörer abnahm, war es Jack. »Hallo, Nell«, sagte er mit seiner üblichen ›Ich hasse dich, weil du meine Ehe zerrüttet hast‹-Kälte. »Ist Suze da? Sie ist weder zu Hause noch im Café.«
»Nein«, erwiderte Nell. »Kann ich ihr eine Nachricht hinterlassen?« Du ehebrecherischer Feigling.
»Weißt du, wo sie ist?«, fragte Jack und schien kurz zu überlegen. »Warum bist du zu Hause?«
»Ich habe gekündigt«, erwiderte Nell in der Annahme, ihn so am schnellsten loszuwerden.
»Du hast gekündigt.« Jack schwieg einen Augenblick lang, lange genug jedenfalls, dass Nell darüber nachzugrübeln begann, was in aller Welt er gerade machte. Schadenfreude würde ihm nicht so lange die Sprache verschlagen, zumindest nicht über etwas so Unwesentliches in Jacks Augen wie ihr verlorener Job. »Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass du die Detektei so ziemlich im Griff hattest«, sagte er schließlich.
»Diesen Eindruck hat Gabe auch gewonnen«, bestätigte Nell. »Mach dir keine Sorgen, ich werde schon etwas finden.«
»Natürlich wirst du das«, erwiderte er automatisch, und sie runzelte die Stirn. Er war überhaupt nicht hämisch. »Nun, viel Glück«, sagte er schließlich und legte auf. Und Nell dachte, was sollte das denn ?
Eine halbe Stunde später rief er wieder an.
»Sie ist immer noch nicht hier, Jack«, sagte Nell.
»Ich weiß. Ich habe gerade mit Trevor gesprochen. Er schlug vor, du könntest für uns arbeiten. Ich finde es auch eine sehr gute Idee.«
»Wie bitte? Jack, du hasst mich.«
»Das ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt«, erwiderte Jack. »Ich glaube zwar nicht, dass du meiner Ehe eine große Hilfe warst, aber du bist meine Schwägerin. Du gehörst zur Familie. Da möchte ich helfen.«
Aber sicher möchtest du das. Irgendetwas hatte er vor. Vor sieben Monaten hätte Nell ihm gesagt, er brauche sich nicht weiter zu bemühen, doch die Arbeit mit Gabe und Riley hatte sie gelehrt, nach den Motiven zu forschen, die dem menschlichen Handeln zu Grunde lagen.
»Das ist wirklich nett von dir, Jack«, meinte sie betont freundlich. »Wirklich, es rührt mich.«
»Familie ist Familie, Nell«, erwiderte Jack ebenso freundlich. »Wie wäre es, wenn wir uns um zwölf zum Mittagessen im Sycamore treffen und die Sache besprechen?«
»Im Sycamore . In Ordnung. Danke.«
Nell legte auf und dachte, das Fehlen jedweder Aufrichtigkeit in dieser Unterhaltung war
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