Liebe auf den zweiten Kuss
Tag, nachdem ich es hätte abheben sollen.«
Jack sah Trevor scharf an. »Richtig.«
Nein, es ist nicht richtig, dachte Gabe. »Und was sagte sie zu Ihnen, Budge?«
»Ich hatte bereits aufgelegt, noch ehe sie soweit gekommen war«, erwiderte Budge. »Sie hat mich der Unterschlagung beschuldigt.«
»So etwas machen Erpresser nun mal«, sagte Gabe. »Sie beschuldigen Leute. Aber so, wie die Sache jetzt steht, werde ich wohl nicht viel machen können. Falls ihr die Polizei einschalten wollt, kann sie die Anrufe zurückverfolgen. Aber die Frau hat vermutlich von einer öffentlichen Telefonzelle und nicht von ihrem Wohnzimmer aus angerufen.«
»Keine Polizei«, sagte Jack. »Hier handelt es sich doch lediglich um einen üblen Scherz.«
»Ich halte es nicht für einen Scherz«, wandte Budge ein. »Meiner Ansicht nach...«
»Budge«, unterbrach ihn Jack. »Wir halten es alle für einen Scherz.« Er sagte das mit so viel Nachdruck, dass Budge verstummte. Jack erhob sich. »Danke, dass du vorbeigekommen bist, Gabe. Es tut mir Leid, wenn wir deine Zeit verschwendet haben.«
»Immer ein Vergnügen«, erwiderte Gabe, allerdings nicht wahrheitsgemäß. Für O & D zu arbeiten war in den seltensten Fällen ein Vergnügen, jedoch immer ausgesprochen einträglich. Er erhob sich: »Sagt mir Bescheid, falls sich in der Sache noch etwas tut.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Trevor, doch sein Gesichtsausdruck sagte: Auf gar keinen Fall.
»Es war sehr nett, euch alle wieder einmal zu sehen«, bemerkte Gabe zum Abschied. Er fragte sich, was in aller Welt hier vorging, doch eigentlich war es ihm gleichgültig.
Währenddessen knallte Riley in der Agentur die Tür hinter sich zu und warf einen Aktenordner auf Nells Schreibtisch. »Ich kann die Frau nicht ausstehen.«
»Welche Frau?« Nell zog den Aktenordner zu sich heran und setzte sich hinter ihren Schreibtisch, um die Beschriftung zu lesen. Nach der Konfrontation mit ihrem Spiegelbild bemühte sie sich, die Fassung wiederzugewinnen. »Der Heiße Mittagstisch«, las sie laut vor. »Was ist das denn?«
»Einer unserer Stammklienten.« Riley ließ sich auf das Sofa fallen, das laut ächzte. »Die Ehefrau des Klienten gönnt sich mehrmals im Jahr einen neuen Liebhaber. Sie trifft sie immer im Hyatt-Hotel, und zwar montags und mittwochs zur Mittagszeit. Deshalb heißt sie bei uns nur der ›Heiße Mittagstisch‹.«
Nell blickte den Aktenordner verwirrt an. »Wie lange macht sie das schon?«
»So etwa fünf Jahre.« Riley streckte die Beine aus und verschränkte mit düsterer Miene die Hände hinter seinem Kopf. »Und mir hängt es zum Hals heraus.«
»Ihnen hängt es zum Hals heraus?« Nell öffnete den Aktenordner. »Und wie sieht das der Klient?«
»Der will nur unseren Bericht.« Riley schloss die Augen. »Das Ganze ist eine Farce. Sie kennt uns inzwischen beide, man kann also nicht behaupten, dass wir sie noch unbemerkt beschatten. Heute hat sie mir auf dem Weg zum Fahrstuhl sogar zugewinkt.«
»Immerhin hat sie Sinn für Humor.« Nell überflog die Aufzeichnungen und zuckte mit den Schultern. Riley rutschte auf der Couch hin und her, die unter ihm ächzte. »Ich schätze, wenn der Klient unsere Aufzeichnungen erhalten hat, zeigt er sie ihr, sie streiten sich und versöhnen sich dann mit heißem Sex. Wenn alles wieder in gewohnten Bahnen läuft, ruft er uns an und sagt: ›Ich glaube, meine Frau hat eine Affäre. Ist wirklich wahr, Sherlock‹.« Er seufzte. »Das ist doch keine Ehe.«
»Sind Sie verheiratet?«, erkundigte sich Nell überrascht.
»Nein«, erwiderte Riley. »Aber ich weiß, was eine Ehe ausmacht.«
»Und das wäre...«
»Unbedingte Loyalität auf immer und ewig, ohne jedes Wenn und Aber und ohne Gejammere«, sagte Riley, ohne zu zögern. »Das ist auch der Grund, weswegen ich nicht verheiratet bin. Ich bin mehr ein Mensch, der für den Augenblick lebt. Können Sie meine Aufzeichnungen abtippen?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Nell. »Könnten Sie mir Ihren Terminkalender geben, damit ich Ihre Termine in den Computer eingeben kann?« Als Riley nickte, fuhr sie fort: »Und noch eine Frage: Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal Geld aus der Handkasse entnommen?«
Riley zuckte mit den Schultern. »Wann auch immer es dort notiert ist. Irgendwann im letzten Monat. Warum?«
Nell holte die Handkasse hervor und reichte ihm die Belege. Mit gerunzelter Stirn überflog er sie. »Die sind nicht von mir.«
»Ich weiß. So wie ich das sehe, hat
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