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Liebe auf den zweiten Kuss

Liebe auf den zweiten Kuss

Titel: Liebe auf den zweiten Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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Lynnie sie an Ihrer Stelle unterschrieben.«
    Riley pfiff durch die Zähne. »Wie viel hat sie sich denn geholt?«
    »Mit den anderen Schecks zusammen über 5000 Dollar.«
    »Und Gabe meint, wir sollten die Sache einfach vergessen und den Verlust hinnehmen.« Riley warf die Belege zurück in die Handkasse. »Wissen Sie, früher hätte er allein um des Spaßes willen die Sache weiter verfolgt. Heutzutage ist er eher pragmatisch.«
    »Was ist passiert, dass er sich so geändert hat?«
    »Sein Vater ist gestorben, hat uns die Agentur hinterlassen, und jetzt ist er einfach zu ernsthaft. Die Verantwortung für Chloe und Lu hat ihn bereits ziemlich gebremst, aber dass Patrick einfach hoffnungslos war in Finanzdingen, hat ihm den Rest gegeben.«
    Nell runzelte die Stirn und versuchte, Riley zu folgen. »Chloe und Lu?«
    »Frau und Tochter. Früher war Gabe ein richtig toller Hecht. Wie Nick Charles.«
    »Wer ist Nick Charles?«
    »Heutzutage liest kein Mensch mehr.« Riley deutete auf den schwarzen Vogel auf dem Bücherregal. »Wissen Sie, was das ist?«
    »Der Rabe von Edgar Allan Poe«, riet Nell. »Aus dem Gedicht ›Nevermore‹?«
    »Und Sie arbeiten in einer Detektei.« Seufzend schlenderte Riley auf sein Büro zu. »Sie haben echt keine Ahnung von der einschlägigen Literatur, und Gabe ist auch nicht mehr ganz auf der Höhe. Himmel, ich kann nur hoffen, selber nie so alt zu werden.«
    »So alt sind wir nun auch nicht«, rief ihm Nell hinterher, aber seine Bürotür hatte sich bereits hinter ihm geschlossen, bevor sie den Satz beenden konnte. »Hey!«, rief sie. Als er die Tür nicht wieder öffnete, klingelte sie bei ihm an und erzählte ihm vom Fall Farnsworth, verschwieg allerdings Mrs. Farnsworths Vorschlag, den Hund zu stehlen. Das sollte die Klientin ihm schon selbst sagen. Dann lehnte sie sich zurück und versuchte zu verdauen, was sie eben erfahren hatte. Gabe McKenna war also mit Chloe verheiratet. Sie versuchte, sich die beiden als Paar vorzustellen, aber es war einfach zu absurd, es war, als sei der Teufel ein Verhältnis mit einem Engel in Rüschen eingegangen. Und sie hatten eine gemeinsame Tochter. Wie in aller Welt konnte irgendjemand auf die Idee kommen, so unterschiedliche Erbanlagen zusammen zu bringen. Tim und sie hatten perfekt zueinander gepasst, sie hatten einen perfekten Sohn in die Welt gesetzt – und ihre Ehe war inzwischen Vergangenheit.
    McKenna und Chloe befanden sich am jeweils anderen Ende des menschlichen Spektrums, und doch waren sie immer noch zusammen. Die Ehe war ein Mysterium, mehr konnte man dazu nicht sagen.
    Sie nahm Rileys Notizen über den »Heißen Mittagstisch« zur Hand: Da beging eine Frau namens Gina Taggart immer wieder Ehebruch und kam ungeschoren damit davon. Das war das Problem mit dieser Welt. Leute taten ganz bewusst Dinge, die nicht richtig waren, weil sie genau wussten, dass sie damit durchkommen und andere Leute sie nicht daran hindern würden. Der »Heiße Mittagstisch« und seine Seitensprünge, Lynnie veruntreute, der Typ in Easton, der seinen Hund quälte, und Tim, der sie sitzen gelassen hatte. Und sie – sie sah mittlerweile aus wie ein Jahrtausende altes Fossil – ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie sich an ihr Spiegelbild erinnerte – und niemand bekam die Rechnung serviert. Aber sie durfte nicht sauer auf Tim sein, er hatte sich schließlich fair verhalten. Es war ihre eigene Schuld, dass sie so schrecklich aussah. Sie durfte wirklich nicht so wütend sein.
    Doch hier in dem düsteren Büro wurde ihr klar, dass sie wütend sein wollte und am liebsten losgebrüllt hätte: »Nein, du kannst nicht einfach nach zweiundzwanzig Jahren Ehe deine Meinung ändern, du rückgratloses Frettchen.« Freilich wäre das in keiner Weise konstruktiv, es würde die Sache für alle Beteiligten nur schwieriger gestalten, niemandem würde es in irgendeiner Weise nützen. Angenommen, sie hätte Tim angeschrien, als er sie verließ, die Scheidung wäre die Hölle und keine zivilisierte und faire Angelegenheit geworden. Wenn sie herumgebrüllt und mit Gegenständen geworfen hätte, dann wäre es ihnen nie und nimmer gelungen, die freundliche Beziehung aufrechtzuerhalten, die sie heute unterhielten. Wenn sie ihm Beschimpfungen – und mehr – an den Kopf geworfen und ihm an die Gurgel gegangen wäre …
    »Nell!« Sie wirbelte ihren Stuhl in Richtung Rileys Bürotür.
    »Ja bitte?« Sie runzelte die Stirn. »Schreien Sie doch nicht so. Warum haben Sie mich nicht über

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