Liebe auf den zweiten Kuss
ganze Zeit hättest du es sein sollen.«
»Von Jack möchte ich nichts hören«, sagte Riley, küsste sie erneut, und Suze taumelte ihrer Zukunft entgegen.
Von ihrem Tisch aus beobachtete Nell die beiden und dachte, wenigstens diese Sache entwickelt sich so, wie sie sich entwickeln sollte. Vielleicht sollte ich Gabe hinterher rennen und Gina die Augen auskratzen . Es war ihre eigene Schuld. Sie hatte zweiundzwanzig Jahre gebraucht, um ihre erste Beziehung an die Wand zu fahren, und anschließend nur drei Monate, um unter die zweite einen Schlussstrich zu ziehen. Wenn sie mit Jack etwas angefangen hätte, wäre es nach einer Woche vorbei gewesen.
Sie stützte ihr Kinn in die Hand und dachte über eine Zukunft ohne Gabe nach. Das war zu trostlos, sie musste ihn einfach zurückbekommen. Gerade wollte sie überlegen, wie sich das bewerkstelligen ließe, als sich jemand neben ihr niederließ. Sie drehte sich um und sah Gabe, der ihr ein Glas hinschob. »Du machst ganz den Eindruck, als ob du das gebrauchen könntest«, meinte er. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, als sie zu ihm aufblickte.
»Danke.« Sie beachtete den Drink nicht weiter, sondern versuchte, ihren Atem wieder zu beruhigen. »Wo ist denn Gina?«
»Ich habe sie eben in ein Taxi gepackt. Wo ist Riley?«
»Er ist Suze hinterher«, sagte sie. Gabe beugte sich zu ihr hinüber und ihr Atem stockte. »Was machst du da?«
»Ich bin dir hinterher«, sagte Gabe und küsste sie und alles war wieder wie zu Beginn, und sie dachte, ja, danke und erwiderte seinen Kuss. Dann sagte er: »Ich wollte nur sichergehen, dass ich noch eine Chance habe.«
»Ich liebe dich«, sagte sie, sich an ihn klammernd.
»Ich liebe dich auch«, sagte er. »Wenn du erklären möchtest, weswegen du gegangen bist, werde ich diesmal zuhören.« Er sah wunderbar aus, gefährlich und heiß und süß und stark und gut und alles, was sie sich jemals von einem Mann erwünscht hatte. Dann erinnerte sie sich an sein Diktum »nur eine Sekretärin«, und einen kurzen Augenblick lang sah er aus wie Tim.
»Einverstanden.« Sie nippte an ihrem Drink – Glenlivet auf Eis, wie in alten Zeiten -, stellte das Glas vor sich ab und wählte ihre Worte mit Bedacht. »Du musst eines verstehen. Tim und ich haben eine gute Ehe geführt. Wirklich. Ich bin ihm in meinem ersten Jahr auf dem College begegnet und habe mich mit meinen neunzehn Jahren sofort in ihn verliebt. Wir haben geheiratet, und ich habe das College sausen lassen, um ihm in der Versicherungsagentur seines Onkels zu helfen. Er hat mir jeden Tag gesagt, dass er ohne mich nicht leben könnte. Er war ein toller Kerl, Gabe. Ich habe ihn wirklich geliebt. Und er hat mich wirklich geliebt. Es war kein Fehler.«
Gabe nickte, und Nell atmete tief durch.
»Sein Onkel starb und hat uns sein Geschäft hinterlassen. Wir haben allmählich Fuß gefasst und schließlich alle ein, zwei Jahre einen Eiszapfen gewonnen, und Tim hat sich überhaupt nicht verändert.«
»Aber du hast dich verändert«, sagte Gabe und Nell seufzte erleichtert auf.
»Ja«, bestätigte sie. »Ich habe im Büro alle Entscheidungen getroffen und Tim hat sämtliche Verkäufe und Versicherungsentscheidungen getroffen. Trotzdem blieb ich für ihn die frisch gebackene Studienanfängerin, die er geheiratet hatte.« Sie beugte sich vor. »Ich möchte nicht, dass du mich falsch verstehst. Er war gut zu mir, er wollte nur einfach nicht zugeben, dass ich ein ebenbürtiger Partner war. Also habe ich ihn manipuliert, damit er dachte, er sei es, der die Entscheidungen traf, und die Agentur lebte tatsächlich auf. Neun Jahre später haben wir Jahr für Jahr einen Eiszapfen gewonnen. Tim war in der Firma Legende.«
»Aber du nicht«, ergänzte Gabe.
Nell lehnte sich zurück. »Ich weiß gar nicht so recht, ob es mir wirklich was ausgemacht hat, wie die anderen Leute darüber dachten. Es hat mir aber etwas ausgemacht, dass Tim es nicht erkannt hat. Allmählich wurde ich nachlässiger beim Manipulieren, vermutlich weil ich schon viel zu lange Zeit so unheimlich wütend war. Wir fingen an, uns zu streiten. Während einer dieser Auseinandersetzungen habe ich ihm an den Kopf geworfen, er könne den Laden ohne mich gar nicht führen.« Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Er erwiderte, ich würde meine Arbeit sehr gut machen, solle mir jedoch nicht einbilden, dass ich der Chef sei. Er hat mich lächerlich gemacht. Also habe ich wieder mit dem Manipulieren angefangen, aber ich blieb
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