Liebe auf den zweiten Kuss
wütend, und diese Art von Wut hat unsere Beziehung vergiftet. Und dann ist er eines Tages an Weihnachten aufgestanden und hat gesagt ›ich liebe dich nicht mehr‹ und ist gegangen.«
»Und du glaubst, dass wir beide eine ähnliche Richtung eingeschlagen hatten.«
»Ich glaube, dass es so hätte enden können«, erwiderte Nell. »Ich weiß es nicht wirklich. Das mit uns ist so völlig anders als das, was zwischen Tim und mir war. Ich brauche dich auf eine Art und Weise, wie ich ihn niemals gebraucht habe. Nicht, damit du mir irgendetwas gibst oder mich aufwertest, nein, ich brauche einfach nur dich . Und ich möchte uns nicht zerstören. Denn die Sache ist die, Gabe, wenn ich Tim heute sehe, dann hasse ich ihn. Ich meine, richtig giftigen, lodernden Hass. Und das hat nichts mit Whitney zu tun. Der Grund liegt vielmehr darin, dass er mich zweiundzwanzig Jahre für selbstverständlich gehalten hat und ich ihm das habe durchgehen lassen. Das sind zweiundzwanzig Jahre der Frustration und der unterschwelligen Wut und der Manipulation und der Selbstverleugnung. Und ich glaube nicht, dass er das verdient hat, denn er ist kein schlechter Kerl. Dennoch hasse ich ihn wirklich aus tiefstem Herzen und hoffe, dass die Agentur den Bach hinuntergeht und sein Leben daran zerbricht und er mit leeren Händen dasteht.« Sie lehnte sich zurück. »Ich möchte dich niemals so ansehen, wie ich Tim jetzt ansehe.«
Gabe rieb sich die Stirn. »Ich hatte gehofft, dass du mir eine Liste mit Forderungen präsentieren würdest. Das hier ist viel schwieriger.«
»Ja«, stimmte ihm Nell zu. »Denn ich bin mir nicht ganz sicher, wie man so etwas handhabt. Du bist wie Tim, du hast dich nicht verändert. Du wirst sagen, was du sagen musst, damit ich zurückkomme. Du wirst meinen Wünschen nachgeben, aber du wirst nicht wirklich glauben, dass ich wichtig bin.«
»Du bist wichtig«, sagte Gabe. »Ich weiß, dass du mehr als nur eine Sekretärin bist, ich wollte dich nur ein wenig bremsen.«
»Ich möchte aber nicht gebremst werden«, entgegnete Nell. »Das soll nicht heißen, dass unbedingt alles nach meiner Pfeife tanzen muss. Es muss irgendeine Art und Weise geben, wie wir das lösen können. Ich möchte gerne zurückkehren, aber wenn ich es tue, werde ich dich wieder manipulieren, und du wirst mich anbrüllen und...«
»Du hast Recht«, sagte Gabe. »Aber wir müssen dafür nicht unbedingt heute Abend eine Lösung finden. Suze macht ihre Arbeit großartig, wir stehen also nicht unter Zeitdruck. Wenn du soweit bist, dass du wieder zurückkommen möchtest, wird sie soweit sein, andere Aufgaben zu übernehmen.«
»Einverstanden.« Nell bemühte sich, nicht eifersüchtig zu sein.
Gabe atmete tief durch. »Wir können es schaffen.«
»Wir müssen«, bekräftigte Nell. »Ich kann nicht ohne dich leben, aber ich kann auch die Art und Weise nicht ertragen, wie wir waren.« Sie stand auf. »Und jetzt bin ich wirklich müde. Marlene schmollt bereits seit über einer Stunde im Auto, ich hatte einen harten Tag, und dieses Lokal ist irgendwie widerlich.«
»Riley meinte, du hättest etwas gefunden.« Gabe erhob sich ebenfalls.
»Lieber Himmel, ja«, erinnerte sich Nell, »eine interne Pressemitteilung.« Sie holte sie aus ihrer Tasche, und er musterte sie in dem gedämpften Licht. »Es ist ein Foto von Stewart und seiner Sekretärin. Lynnie.«
»Großer Gott«, murmelte Gabe. » Lynnie? Lass uns Riley finden.«
»Also, was sind die Fakten?«, fragte Gabe eine Stunde später im Sycamore und schob seinen leeren Teller von sich weg. »Stewart hat Helena 1978 ermordet, vermutlich auf Anweisung von Trevor oder von Jack. Anschließend hat er die Diamanten gestohlen.«
»Und fünfzehn Jahre später mit Lynnie zusammen bei O & D Geld unterschlagen«, sagte Nell über ihren Essigfritten.
»Und dann schlägt ihn Margie mit ihrem Milchkrug und er verschwindet«, fügte Suze hinzu.
»Unglaublich.« Riley musterte erneut das Rundschreiben.
»Und Lynnie macht sich aus dem Staub, weil sie denkt, dass Stewart sie anrufen und nachkommen wird und weil sie nicht die Verantwortung für die Veruntreuung übernehmen will«, sagte Gabe. »Sieben Jahre später steht sie bei uns auf der Matte und überzeugt Rileys Mutter davon, sich einen Urlaub zu gönnen. Dann beginnt sie Trevor und Jack und Budge und Margie mit Stewarts Verschwinden zu erpressen.«
»Budge hat sie doch wegen Unterschlagung erpresst«, meinte Nell stirnrunzelnd. »Das passt nicht.«
»Budge war
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