Liebe auf den zweiten Kuss
entledigt hatte. »Alles in Ordnung?«
»Ja«, erwiderte Nell, die sich dessen allerdings nicht sicher war. Ihr Körper fühlte sich wunderbar an, doch ihre Seele war verwirrt. Sie verglich die Leidenschaft und Riley mit ihren früheren Erfahrungen und konnte sich keinen Reim drauf machen. Nun, das war gut so. Sie versuchte, ein neues Leben zu beginnen. Doch jetzt, erschöpft nach dem Liebesspiel, fühlte sie sich eigentlich nicht sonderlich verändert. Kühl und peinlich berührt, aber nicht verändert. Sie tastete nach ihrer Chenilledecke. Riley rollte von ihr weg und stand auf.
»Suchst du das hier?« Er breitete die Decke über sie.
»Danke.« Sie setzte sich auf und versuchte, den großen, nackten Mann in ihrem Appartement nicht anzustarren, während dieser sich ankleidete.
»Äh, Riley«, begann sie, als er sich das Hemd zuknöpfte.
»Ich denke...«
»Lass gut sein«, erwiderte er und küsste sie erneut.
»Schlaf jetzt, Kleine, und fang erst morgen wieder mit dem Denken an. Keine Sorge, du wirst mühelos wieder zu deiner Bestform zurückfinden.«
Noch bevor ihr eine passende Antwort einfiel, war er verschwunden. Sie ließ sich auf das Bett zurückfallen. Vom weichen Chenille umschlungen lauschte sie in ihren Körper. Ihre Seele mochte vernebelt sein, aber ihr Körper war hell und klar. Gute Dinge waren ihm widerfahren.
»Was soll’s«, murmelte sie. Zum ersten Mal seit ihrer Scheidung fiel ihr auf, dass niemand da war, der sie hätte hören können.
Vielleicht war es an der Zeit, sich wieder an den Umgang mit anderen Menschen zu gewöhnen.
Nicht, dass sie nicht Suze und Margie gehabt hätte …
Suze und Margie. Sie würden vergehen, wenn sie wüssten, was sie eben getan hatte. Zu ihrer eigenen Überraschung lachte Nell laut auf, dann rollte sie sich zusammen und schlief, vom Leben beschwingt, ein.
Nell lächelte so unschuldig wie möglich, als Gabe am nächsten Morgen ins Büro herunterkam, trotzdem hielt er inne und starrte sie an.
»Was ist?«, erkundigte sie sich schuldbewusst.
»Ihre Frisur sieht prima aus.«
Überrascht berührte sie ihr Haar. Richtig, sie hatte es rot gefärbt. »Danke.«
»Gab es irgendeinen bestimmten Grund dafür?«
»Nein«, log Nell. Doch er blieb neben ihr stehen, groß und unergründlich, und starrte sie mit diesen Augen an, bis sie sagte: »Ehrlich, es gab keinen besonderen Grund. Ich meine, da war diese Sache gestern Abend, dieser Lockvogeljob...«
Gabe nickte.
»... Riley meinte, ich solle heiß aussehen...« Sie errötete, weil das albern klang und weil den Namen »Riley« auszusprechen sie daran erinnerte, wie albern sie tatsächlich gewesen war. »… außerdem war es an der Zeit, ich meine, ich sah ja schon ziemlich farblos aus...«
Geduldig nickte er noch einmal, was sie wütend machte.
»… außerdem geht Sie das eigentlich gar nichts an.« Sie streckte das Kinn in die Luft.
»Ich weiß«, sagte er. »Wollen Sie mir noch irgendetwas sagen?«
»Ich möchte Ihnen überhaupt gar nichts sagen«, entgegnete Nell und wandte sich wieder ihrem Computer zu. Sie ignorierte ihn, bis er meinte: »Danke, dass Sie Kaffee gemacht haben. Heute können Sie mit dem Keller anfangen.« Damit verschwand er in seinem Büro.
Eine Minute später kam Riley aus seiner Wohnung herunter.
»Hör mal«, begann Nell. »Wegen letzter Nacht...«
»Es hat Spaß gemacht, dir hat es gefallen, du fühlst dich viel besser, aber du möchtest es nicht wiederholen.« Riley nahm Tasse und Untertasse aus dem Regal und schenkte sich Kaffee ein.
Eigentlich fühle ich mich nicht so viel besser , dachte Nell und vergewisserte sich, dass Gabes Tür tatsächlich geschlossen war. »Stimmt. Woher wusstest du das?«
»Ich habe dir doch schon gesagt, du bist in der Phase der Wegwerfliebhaber. Das Allerletzte, was dir jetzt vorschwebt, ist eine feste Beziehung. Andererseits möchtest du dich gerne vergewissern, dass noch alles funktioniert. Nach einer Scheidung ist das vollkommen normal.« Er nippte an seiner Tasse. »Der Kaffee ist wirklich gut.«
»Danke.« Nell lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Für alles.«
»War mir ein Vergnügen.« Riley grinste sie an. »Versprich mir, dass du das nächste Mal nicht mit dem Typen nach oben gehst.«
»Ich gehe mit überhaupt niemandem mehr nach oben«, erwiderte Nell bestimmt. »So etwas mache ich nie wieder.«
»Vermutlich eine kluge Entscheidung. Hast du irgendeine Freundin, die sich mit ein bisschen Flirten was dazuverdienen
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