Liebe auf den zweiten Kuss
möchte?«
»Ja«, erwiderte Nell. »Aber ihr Mann würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, also fällt das flach.«
Gabe trat aus seinem Büro. »In den Akten von’78 war nichts«, wandte er sich an Riley. »Nell nimmt sich deshalb heute den Keller vor. Falls du etwas Zeit übrig hast, kannst du ihr helfen.«
»Worauf du dich verlassen kannst«, erwiderte Riley, ohne Nell anzusehen. »Vorher muss ich allerdings den Bericht über gestern Abend schreiben.« Er verschwand in seinem Büro. Gabe drehte sich um und sah Nell an.
»Was ist denn mit dem los?«
»Gestern Abend ist es spät geworden«, erwiderte Nell, ohne den Blick von den Papieren auf ihrem Schreibtisch zu heben.
»Sie wissen schon, diese Verführungssache.«
»Richtig. Wie ist es denn gelaufen?«
Ohne ihn anzusehen, reichte Nell ihm das Band. »Schuldig wie die Sünde. Hier ist alles aufgezeichnet.«
»Großartig«, erwiderte Gabe, ohne das Band entgegenzunehmen.
»Machen Sie eine Kopie für die Akten, lassen Sie die Fotos entwickeln und schicken Sie die Originale zusammen mit Rileys Bericht per Kurierdienst los.«
»In Ordnung.«
»Sagen Sie mir jetzt, was los ist?«
»Nein.«
»Ich werde es ohnehin herausfinden. Ich bin Detektiv.«
»Nein.«
»Okay«, Gabe knurrte, »dann ran an den Keller.« Damit ging er zurück in sein Büro.
Himmel, sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie ihre Erklärung geklungen hätte. ›Ich habe versucht, meinem Leben wieder Feuer einzuhauchen, also habe ich mit Riley geschlafen, aber irgendwie hat es nicht funktioniert, und jetzt bin ich etwas deprimiert, aber ich gebe nicht so schnell auf. Haben Sie irgendwelche Anregungen?‹
Nein.
Also gut, böswillige Zerstörung von Eigentum hatte nicht geholfen, bedeutungsloser Sex auch nicht, obwohl beides einen Augenblick lang befriedigend gewesen war. Vielleicht war sie zu sehr auf sich selbst fixiert. Vielleicht sollte sie versuchen, anderen zu helfen.
War da nicht der Hund in Easton …
Sie stand auf und betrat Gabes Büro. »Diese Frau, die am Montag hier wegen ihrem Hund vorbeigekommen ist...«
»Der in Easton.« Gabe nickte.
»Ich finde, wir sollten da etwas unternehmen.«
»Nein.« Gabe wandte sich wieder seinen Unterlagen zu.
»Sie können nicht einfach nein sagen«, meinte Nell. Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt.
»Und ob ich das kann. Der Laden gehört mir.«
Er beachtete sie nicht weiter und erwartete, dass sie das Büro verließ, was sie wütend machte. »Sie könnten es heute Abend erledigen. Sie müssen einfach nur hingehen und sich den Hund schnappen. Der Besitzer würde nie etwas davon erfahren.«
»Nein.«
Nell presste die Lippen zusammen. »Es wäre aber richtig, das zu tun.«
»Das hieße, das Gesetz zu brechen.«
»Es wäre trotzdem richtig.«
Gabe sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Wollen Sie, dass ich Sie persönlich aus diesem Büro entferne?«
Nell sah in seine dunklen, dunklen Augen. Zu ihrer großen Überraschung fühlte sie, wie Schauder über ihren Körper lief. Ja . Dann trat sie einen Schritt zurück. Eine einzige Nacht mit Riley, und sie suchte es an allen Ecken und Enden. Also wirklich. »Nein, Sir.«
»Dann gehen Sie jetzt. Freiwillig.«
Nell gab auf. Beim Hinausgehen fühlte sie, dass er sie beobachtete. Sie schloss die Tür hinter sich, setzte sich an ihren Schreibtisch und nahm den Telefonhörer zur Hand.
»Heute Abend um zehn brauche ich deine Hilfe«, sagte Nell, als Suze abnahm.
»Geht in Ordnung«, erwiderte Suze. »Was steht an?«
Nell blickte über die Schulter, um sicherzustellen, dass Gabe nicht im Türrahmen stand. »Wir entführen einen Hund«, flüsterte sie. »Zieh dir was Schwarzes an.«
Um sich abzulenken, vertiefte sich Gabe in Bürokram. Gleichzeitig spekulierte er darüber, was Nell im Kampf um den Hund in Easton als Nächstes unternehmen würde.
Am späten Nachmittag trat sie mit einem grünen Buch ins Zimmer. »Möglicherweise habe ich im Keller etwas gefunden, aber ich bin mir nicht ganz sicher.«
Gabe blickte auf. In ihrem hellgrauen Kostüm sah sie immer noch makellos aus. »Wie ist es Ihnen im Keller gelungen, so sauber zu bleiben?«
»Naturtalent.« Nell legte das Buch auf seinen Schreibtisch.
»Aber zunächst habe ich eine Frage. Etwas an den Akten von 1978 ist auffällig. Bis Mitte des Jahres sind sie überaus ordentlich geführt, danach geht alles drunter und drüber. Haben Sie die Sekretärin gewechselt?«
»Ja«, bestätigte Gabe.
»Eine schlechte
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