Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf den zweiten Kuss

Liebe auf den zweiten Kuss

Titel: Liebe auf den zweiten Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
Vom Netzwerk:
betrügerischer Mistkerl er war. »Ich verspreche, die Sache ganz langsam anzugehen«, sagte er und berührte flüchtig ihre Schulter. Zu ihrer eigenen Überraschung errötete Nell.
    Ihr Puls stolperte. Nur ein klein wenig, aber unverkennbar und mit einem Mal erkannte sie, wie lange es kein solches Stolpern mehr gegeben hatte. Sie blickte an ihrem Körper hinab, in Suzes blaues Lycra gehüllt, und spürte, wie sehr sie den Kontakt zu ihrem eigenen Körper verloren hatte. Kein Verlangen, keine Lust. Sie war sich noch nicht einmal sicher, ob sie noch Schmerz empfinden konnte. Der Schnitt auf ihrer Wange hatte kein bisschen wehgetan, daran erinnerte sie sich. Vielleicht war sie bereits tot und einfach nur zu dumm, es sich selbst einzugestehen.
    »Nell?«, fragte Ben. »Es tut mir Leid, ich...«
    »Ja.« Sie drehte sich zu ihm um, plötzlich verzweifelt erpicht darauf, etwas zu empfinden. Sie wollte nicht sterben und mit niemandem außer mit Tim geschlafen haben. Sie wollte überhaupt nicht sterben, sie wollte sich wieder lebendig fühlen. Ben war ein Betrüger, er zählte nicht, er war nicht aus dieser Stadt, sie würde ihm nie wieder begegnen. Beweise mir, dass ich noch lebe.
    »Ja«, sagte sie. »Ich würde gerne mit Ihnen auf Ihr Zimmer kommen.«
    »Das freut mich. Sie gehören zu den Leuten, die ich gerne etwas besser kennen lernen würde.«
    Du willst mich gar nicht kennen lernen, hätte sie gerne gesagt. Schlaf mit mir, und danach verrate ich dich an deine Frau .
    Der Aufzug kam, und Leute traten heraus. Zitternd vor Anspannung stand Nell neben ihm. Was sie tat, war richtig. Sie musste irgendetwas tun, um das Eis zu brechen, das sie gefangen hielt, irgendetwas, um sich selbst wieder in Bewegung zu bringen.
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und Ben hielt sie für sie auf. Sie ging mit ihm den Flur hinab und wartete, während er seine Tür aufschloss. »Hereinspaziert«, bemerkte er fröhlich. Sie trat ein und versuchte, das Atmen nicht zu vergessen.
    Er zog seinen Mantel aus und warf ihn über einen der Brokatsessel. Er sah genauso aus wie all die anderen Männer in Hemd und Schlips, die sie kannte.
    Das nächste Mal sollte ich es vielleicht mit einem Typen in Bikermontur probieren, dachte sie.
    »Wie wäre es mit einem Drink?«, erkundigte sich Ben. Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Nein danke.«
    Sie trat näher an ihn heran, sodass er sie küssen konnte, und er trat ebenfalls näher an sie heran. Er roch nach Whiskey, was nicht unangenehm war, und seine Arme unter ihren Händen fühlten sich warm an, was ebenfalls nicht unangenehm war. Sie hatte das Gefühl, eigentlich ein klein wenig mehr als »nicht unangenehm« verdient zu haben, aber sie war schon seit so langer Zeit tot, dass sie nicht zu viel verlangen wollte. Und als er sie küsste – ein durchaus passabler Kuss -, war das ebenfalls nicht unangenehm.
    Er ließ die Hände ihren Rücken hinabgleiten zu ihrem Po, und sie empfand rein gar nichts, kein Zittern, kein Schauer. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie möglicherweise vor einem Problem stand: Falls er nicht gerade Gleitgel im Reisegepäck hatte, könnte sie unmöglich mit ihm schlafen. Ganz abgesehen davon, dass er das Mikrofon entdecken würde, sobald er ihren BH öffnete.
    Er küsste sie erneut, während sie darüber nachgrübelte, was sie machen sollte. Vielleicht sollte sie...
    Es klopfte an der Tür, und Ben flüsterte: »Entschuldigen Sie mich bitte.« Dann ging er zur Tür.
    »Wenn ich mich nicht irre, befindet sich meine Frau bei Ihnen«, hörte sie Riley. Und Nell dachte, dem Himmel sei Dank .
    »Ihre Frau?«, fragte Ben. Nell trat zur Tür und unterdrückte ein erleichtertes Lächeln.
    »Hallo, Liebling«, flötete sie fröhlich.
    »Liebling?«, fragte Ben. »Ich dachte, Sie sind geschieden?«
    »Noch nicht ganz«, knurrte Riley mit zusammengebissenen Zähnen und blickte sie wutentbrannt an. »Mit den Details nimmt sie es nicht immer so genau.«
    »Das tut mir wirklich Leid«, wandte sie sich an Ben, während sie an ihm vorbeiglitt. Der blickte sie jetzt genauso an wie Riley kurz zuvor. Sie konnte es ihm nicht verübeln, sie hatte ihn angelogen.
    Andererseits hatte er sie nicht ebenfalls angelogen? »Es tut mir wirklich Leid«, sagte sie und wandte sich zum Gehen. »Ich halte es für durch und durch verwerflich, einem künftigen Liebhaber gegenüber nicht ehrlich zu sein, was den Familienstand angeht. Finden Sie nicht auch?«
    Bevor Riley sie fortzerrte, sah sie gerade noch, wie Ben

Weitere Kostenlose Bücher