Liebe auf den zweiten Kuss
Hobby hält, tiefer kann man doch nicht sinken. Was für ein mieser Kerl.«
Das ist nicht der Grund, warum du ihn nicht ausstehen kannst, dachte Gabe. Doch es war Freitagnachmittag und er hatte keinerlei Interesse daran, sich mit dem alten Groll seines Cousins zu beschäftigen. »Ich bin mit ihm und Trevor Ogilvie am Montag verabredet. Mit beiden Seniorpartnern gleichzeitig.«
»Schön für dich. Ich hoffe, Jack steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten.«
»Sie werden erpresst.«
»Erpressung?«, hakte Riley ungläubig nach. »Jack? Sollte es tatsächlich etwas geben, das noch schrecklicher ist als das, was bereits alle Welt über ihn weiß?«
»Schon möglich«, erwiderte Gabe und dachte an Jack und dessen vollkommene Ignoranz, was die Konsequenzen seiner eigenen Handlungen betraf. Es war schon erstaunlich, was man einem attraktiven, charmanten, egoistischen und wohlhabenden Rechtsanwalt durchgehen ließ. Zumindest war es erstaunlich, was man Jack durchgehen ließ. »Jack geht davon aus, dass ihnen ein unzufriedener Angestellter Angst einjagen will. Trevor hält es lediglich für einen Scherz, und wenn sie ein paar Wochen warten...«
Riley schnaubte. »Das sieht Trevor ähnlich. Ein Rechtsanwalt, der ein Vermögen damit verdient hat, die Gegenseite immer wieder hinzuhalten. Aber immerhin besser als Jack, dieser hinterhältige Mistkerl.«
Gabe fühlte Ärger in sich aufsteigen. »Himmel noch mal, Riley, lass doch noch ein gutes Haar an dem Mann. Die Sache ist jetzt vierzehn Jahre her, und er ist immer noch mit ihr verheiratet. Vor einer Weile hat sie die Dreißig überschritten, und er hat sie trotzdem nicht verlassen. Soweit wir wissen, könnte er ihr sogar treu sein.«
Riley blickte ihn finster an. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du sprichst...«
»Susannah Campbell Dysart, die Frau deiner Jugend.«
»…wenn ich zwischen dem ›Heißen Mittagstisch‹ und Jack Dysart wählen muss«, fuhr Riley fort, »nehme ich den Mittagstisch. Ich muss am Montag ohnehin in die Uni, da liegt es geradezu auf dem Weg.«
Gabe runzelte die Stirn. »Ich dachte, du erledigst am Montag ein paar Hintergrundrecherchen. Was machst du denn an der Uni?«
»Ich bin zum Mittagessen verabredet«, erwiderte Riley unschuldig.
Gabes Gereiztheit wuchs. Riley war vierunddreißig Jahre alt. Es war längst überfällig, dass er endlich erwachsen würde. »Gehst du jetzt mit einer Studentin aus?«
»Einer jungen Studentin«, erwiderte Riley ohne das geringste Schuldbewusstsein. »Mit Botanik als Hauptfach. Weiß alles über Pflanzen. Wusstest du eigentlich, dass eine Kornblume...«
»Dann ist sie, lass mich nachrechnen, fünfzehn Jahre jünger als du?«
»Dreizehn«, erwiderte Riley. »Ich erweitere meinen Horizont, indem ich etwas über die Pflanzenwelt lerne. Du auf der anderen Seite steckst so tief in deinem Trott, dass du deine eigenen Horizonte gar nicht mehr erkennen kannst. Komm doch mit uns, such dir jemanden...«
»Etwa eine junge Studentin?« Angewidert schüttelte Gabe den Kopf. »Nein. Ich bin mit Chloe zum Abendessen verabredet. Wie du siehst, habe ich bereits jemanden aufgegabelt.«
Riley schüttelte entsetzt den Kopf. »So gerne ich Chloe mag, mit deiner Ex-Frau zu schlafen, wird dich nicht aus deinem Trott reißen.«
»Genauso wenig wird es dir beim Erwachsenwerden helfen, mit einer jungen Studentin zu schlafen«, gab Gabe zurück.
»Auch gut.« Gut gelaunt wie immer stand Riley auf. »Grüße mir Jack und die anderen am Montag.«
Er nahm den kaputten Stuhl, tauschte ihn gegen einen am Fenster aus und verließ das Zimmer. Gabe begann, die auf seinem Tisch verstreuten Unterlagen zu ordnen, nahm dann jedoch den Telefonhörer und wählte die Kurzwahl des Astro, des Cafés seiner ehemaligen Frau. Er hätte auch einfach durch die Tür gehen können, die den Empfangsbereich seines Büros mit dem Lagerraum des Cafés verband. Er hätte mit seiner Ex-Frau in Fleisch und Blut reden können, doch im Augenblick wollte er Chloe nicht in Fleisch und Blut haben, sondern lediglich sicherstellen, dass er sie später am Abend in Fleisch und Blut haben würde.
Als Chloe fröhlich ans Telefon kam, sagte er nur: »Ich bin’s.«
»Gut«, erwiderte sie, und die Fröhlichkeit ebbte ab. »Hör mal, gerade eben war eine Frau hier, die Mandelkekse gekauft hat. Groß und dünn. Rotes Haar, leicht ausgebleicht. Schöne Augen. Kam sie von dir?«
»Ja, aber sie ist keine Kundin. Du kannst dir also das ganze Gerede sparen, von wegen
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