Liebe aus Versehen
Frühstückssaal.
Den Ausflug in die schottische Umgebung hatte Catherine bis jetzt ohne größere Zwischenfälle hinter sich gebracht. Überraschenderweise verstand sie sich mit ein paar alten Schulkolleginnen, inklusive Jane, sehr gut, und so war der Tag wie im Fluge vergangen.
Jacob hatte sie die meiste Zeit nur aus der Ferne wahrgenommen. Er hing mit seiner alten Clique herum und verschwendete anscheinend kaum einen Gedanken an sie.
Zum Abschluss des Tages stand eine Besichtigung von Stirling Castle auf dem Programm. Unter einem wolkenlosen Himmel erklommen sie den Hügel zum Schloss und erhielten eine eigens für sie geplante Führung durch die alten Gemäuer.
Nach gut einer Stunde brannten Catherines Fußsohlen derart, dass sie sich nicht länger auf die Vorträge über die Geschichte des Schlosses und die Erzählungen zu den im Renaissancestil erbauten Hallen konzentrieren konnte. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit flüchtete sie in einen der Gärten, die das Gebäude umgaben. Sie setzte sich auf eine Holzbank, die geradezu zum Verweilen einlud, streckte die Beine von sich und genoss die Maisonne . Bienen summten um einen rot blühenden Strauch, dessen Namen sie nicht kannte, Vögel zwitscherten, und ein leichter Wind sorgte für Abkühlung. Während sie all das in sich aufsog, legte sie den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
»Denkst du an gestern Nacht?«
Ruckartig riss sie den Kopf hoch und starrte in Jacobs Gesicht. Wie ein Hüne stand er vor ihr. »Was machst du hier?« Instinktiv suchte sie die Umgebung nach ehemaligen Mitschülern ab, aber es war keiner weit und breit zu entdecken.
»Die restliche Führung schwänzen, so wie du.« Er ließ sich neben sie auf die Bank fallen, streckte die Beine aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Wenn das unser alter Klassenlehrer Mr. Conrad wüsste.«
»Wo sind die anderen?«
Jacob zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
»Britney sucht bestimmt schon nach dir.«
Langsam öffnete er ein Auge und grinste sie breit an. »Du beobachtest mich?«
Sie rutschte ein Stück von ihm ab und drehte sich zu ihm. »Nein«, erklärte sie mit Nachdruck. »Aber euer Geturtel ist kaum zu übersehen.«
»Ich muss ständig an deine Showeinlage von gestern Abend denken.«
»Ich war betrunken.« Sie blickte rasch zur Seite.
»Wohl kaum«, erwiderte er und rückte näher. »Du warst verdammt heiß.«
Sie sah ihm in die Augen. Jacob McGuire fand sie heiß? Wow.
Er rutschte noch näher und ließ sie nicht aus den Augen. »Und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie es wäre, dich endlich anzufassen.« Er legte eine Hand auf ihr Knie und strich langsam hinauf.
Gott sei Dank hatte sie eine Jeans an, war das Einzige, das sie denken konnte. Als Jacob begann, ihren Schritt zu massieren, sprang sie auf. Schließlich könnte man sie hier jederzeit entdecken.
Jacob erhob sich ebenfalls, umfasste ihre Taille und zog sie an sich. Seine Hand rutschte über ihren Rücken, hinab in ihre Hose. Er knetete ihren Po und rieb sich an ihr. »Ich will dich berühren, überall«, flüsterte er.
Ihr Blick blieb an seinen Lippen haften, die ihren so nahe waren. Nur einen Kuss, einen schnellen Kuss von Jacob McGuire . Wie lange hatte sie davon geträumt?
Als sich sein Kopf ihr langsam entgegenneigte, schloss sie die Augen. Ihr Herz raste. Er würde sie küssen. Sie, Catherine Meyer.
»Jacob! Bist du hier irgendwo?« Britneys Stimme riss sie jäh aus der Trance.
Jacob ließ sie augenblicklich los und trat zurück. Er fluchte leise und betrachtete sie mit einer unergründlichen Miene.
»Jacob?«
»Ich bin hier«, rief er und lief ihr entgegen. Kurz bevor sie um die Ecke bog, hatte er sie schon erreicht.
Catherines Beine zitterten. Langsam sackte sie auf die Bank. Heilige Scheiße, was war das denn?
Den restlichen Ausflug über bekam sie Jacob mehr oder weniger nicht mehr zu Gesicht. Erst, als sich alle beim Abendessen an einer langen Tafel einfanden, lächelte er ihr zu.
Neben ihm saß, wie zu erwarten, Britney, in einem sexy Neckholderkleid . Sie legte ihre Hand auf Jacobs Unterarm, beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Es dürfte sehr unterhaltsam gewesen sein, denn beide lachten und blickten in ihre Richtung.
Catherine atmete tief durch und weigerte sich, dem Schauspiel weiter zuzusehen. Sie hatte einen schönen Tag erlebt und würde sich den Abend nicht durch Jacob und seine Gespielin verderben lassen.
Das Essen war köstlich.
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