Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
für meine Starrköpfigkeit. Meine Tante ist wesentlich anstrengender als ich, was dazu führt, dass sich viele vor ihr fürchten.
Mir ist nicht entgangen, dass „Knochi“ für die Aufgaben im Stall bereits zu alt geworden ist. Seine Gesundheit leidet unter der schweren Arbeit und nicht selten schafft er sein Pensum nicht mehr in der vorgeschriebenen Zeit. Daher greife ich ihm ein wenig unter die Arme und helfe ihm beim Ausmisten der Ställe.
Gedankenverloren stehe ich in der leeren Pferdebox und hebe das schmutzige Stroh auf die Mistgabel, um es in die Schubkarre fallen zu lassen, als sich meine Freundin Veronica Stephens meinen Bemühungen in den Weg stellt.
„Was hast du hier verloren? Ich kann mich nicht erinnern, dass Ställe ausmisten zu deinen Aufgaben gehören würde! Für dich ist einzig und allein der Besen reserviert.“
Und sie scheint mir für die Aufgabe des Hofdrachens genau die Richtige zu sein. Es kann ihr doch egal sein, was ich mache. Solange die Stallgassen immer sauber sind. Das Fegen füllt doch meinen Arbeitstag gar nicht aus. Und wenn ich Mr. Downey dabei helfen kann, sich etwas zu schonen, dann ist das schließlich nur gut für alle Beteiligten.
„Ich verstehe nicht, wo dein Problem ist, Veronica. Solange wir beide uns nicht in die Quere kommen, kannst du doch ganz beruhigt sein. Ich will dir nichts wegnehmen und habe kein Interesse an Pferden. Du brauchst also nichts zu befürchten.“
Wie ich inzwischen erfahren habe, ist Veronica als Bereiterin angestellt. Da könnte ich ihr, selbst wenn ich es wollte, niemals den Rang ablaufen. Pferde hassen mich. Jedenfalls glaube ich das.
„Bitte sehr, du willst also nicht hören, dann werde ich wohl ein ernstes Gespräch mit Mr. Barclay führen müssen, ob Mr. Downey unter diesen Umständen auf dem Hof überhaupt noch benötigt wird. Sollte er also gekündigt werden, kannst du es ganz allein dir zuschreiben.“
„Das kann nicht dein Ernst sein, Veronica!“
Was für eine fiese Methode, Unschuldige in unsere Streitereien mit hineinzuziehen. Auf keinen Fall werde ich das zulassen.
„Unter diesen Umständen wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben. Wir bezahlen doch nicht zwei Kräfte für die gleiche Arbeit.“
Hocherhobenen Hauptes verlässt sie den Stall. Offenbar erhebt sie Ansprüche auf eine Alleinherrschaft über alles und jeden. Wütend über ihre Worte, schiebe ich die Schubkarre in den Hof, um das verdreckte Stroh auf den Misthaufen fallen zu lassen. Ich höre lautes Pferdegetrappel rasant näher kommen. Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie David Barclay im flotten Galopp auf mich zugeritten kommt. Er wird mich doch wohl nicht umreiten? Meine Güte, wann bremst er endlich ab? Oder funktionieren die Bremsen an seinem Pferd etwa nicht?
Knapp vor meiner Nasenspitze kommt das tollwütige Pferd zum Stehen. Zur Begrüßung schnaubt es mir direkt ins Gesicht. Bevor ich etwas auf seine ungestüme Reitattacke bemerken kann, springt Mr. Barclay aus dem Sattel und drückt mir die Zügel in die Hand.
„Hier, halten Sie das Pferd einen Augenblick, ich bin gleich wieder zurück!“, fordert er von mir und will sich gerade aus dem Staub machen, als er erstaunt zurückschaut.
„Wer sind Sie eigentlich?“, fragt er mich verdutzt und kratzt sich im gleichen Augenblick am Kopf.
Leider gelingt es mir nicht, ihm seine Frage zu beantworten, denn aus irgendeinem Grund scheine ich das Pferd nervös zu machen. Da haben wir wieder mein kleines Problem. Hab ja gleich gesagt, dass ich kein Händchen für diese Tiere habe.
Angestrengt versuche ich, es ruhig am Zügel zu halten, aber dummerweise wehrt es sich immer heftiger dagegen.
Meine Tante sagte mal, dass meine Aura die Tiere verunsichere. Das hilft mir natürlich sehr. Was ist eine Aura?
Das Pferd hat mehr Kraft als ich. Gleich hat es sich losgerissen.
„Meine Güte, Sie werden doch wohl noch ein Pferd halten können!“, fährt mich Mr. Barclay mit einem Mal an. Aufgebracht kommt er zu mir gelaufen und entreißt mir die Zügel. Erstarrt sehe ich ihn an. Aber ... aber ich kann doch nichts dafür! Oder doch? Wie durch ein Wunder beruhigt sich das Pferd wieder und steht regungslos da, als sei nichts gewesen. Mr. Barclay sieht mich nachdenklich an.
„Sind Sie nicht diese Frau ..., wie war doch gleich Ihr Name?“
„Robertson ist mein Name. Jennifer Robertson. Und ich bin diejenige, ja.“
Sein eben noch raubeiniges Wesen verwandelt sich mit einem Mal in ein durchaus
Weitere Kostenlose Bücher