Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
endlich: Schrei drauflos! Nun mach schon!
„Ihr plötzliches Schweigen, lässt mich vermuten, dass Sie Ihren kleinen Vortrag nun beendet haben, Miss Robertson.“
Ich erwidere nichts auf seine Anmerkung und sehe ihn nur fragend an. Mit einer derartig beherrschten Reaktion seinerseits habe ich überhaupt nicht gerechnet. Das bringt mich ganz aus meinem Konzept. Ich muss meine Lage kurz neu taxieren.
„Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann behagen Ihnen hier ein paar Dinge nicht ganz?“
Abwartend sieht er mich an. Doch ich schweige immer noch. Wo ist mein Faden? Ich muss ihn finden, damit ich weiß, wo ich anknüpfen kann. Eigentlich dachte ich, wir könnten uns ein wenig anschreien. Darauf war ich eingestellt. Nicht aber auf das, was gerade folgt.
„Sicher können Sie mir jetzt ein paar Beispiele nennen, auf die sich Ihre hemmungslosen Anschuldigungen stützen, die Sie eben mir gegenüber äußerten.“
Um ehrlich zu sein, nein. Ich kann nicht ein einziges Beispiel nennen, außer dem heutigen. Denn ich habe ihn selbst zuvor niemals cholerisch erlebt. Lediglich sein Ruf eilte ihm voraus. Und die Geschichten meiner Kollegen kann ich wohl kaum als Beleg gelten lassen. Aussage gegen Aussage. Der Angeklagte ist mangels Beweisen freizusprechen. Das Urteil ist gesprochen und die Verhandlung somit als beendet zu erklären. Eujeujeu!
„Nicht direkt. Ich gebe zu, ich beziehe mich lediglich auf die Berichte meiner Kollegen und meiner soeben selbst gemachten Erfahrung mit Ihnen, aber ...“
„Also bleiben wir doch mal bei den Fakten, Miss Robertson“, fällt er mir ins Wort. „Sie fühlen sich ungerecht behandelt, weil ich mich in Mrs. Stephens Gegenwart verärgert über eine Arbeit geäußert habe, die nicht unbedingt dem Standard entsprach, der auf einem Gutshof, also hier auf Rosefield, erwartet wird. Eine Arbeit, die Sie nach eigenen Angaben nach allen Regeln der Kunst und unter größter Mühe zustandegebracht haben. Jetzt frage ich Sie als Erstes, weshalb Sie sich von mir denunziert fühlen, obwohl meine zugegeben beträchtliche Rage sie nicht einmal persönlich getroffen hat? Und beantworten Sie mir noch eine zweite Frage: Wenn Sie mit Ihrem Unternehmen profitabel wirtschaften möchten, was würden Sie mit Mitarbeitern machen, die sich zwar Mühe geben, aber unrentabel arbeiten?“
Verstehe schon. Dann werde ich mir wohl einen neuen Job suchen müssen. Ich habe gerade meine Kündigung heraufbeschworen. Das hab ich nun davon. Warum muss ich auch immer gleich sagen, was ich denke? Könnte ich nicht hin und wieder auch mal meine Meinung für mich behalten? Ich Esel!
„Gut“, beginne ich zu sprechen „ich verstehe durchaus, was Sie mir damit sagen wollen. Meine Arbeit ist unrentabel und daher schade ich dem Unternehmen. Also werden Sie mir nun kündigen. Da kann ich ja von Glück sagen, dass Sie mir so viel Zeit zur Einarbeitung gegeben haben. Die meisten beherrschen diese Arbeit wahrscheinlich schon nach ein paar Minuten“, bemerke ich höhnisch. „Ich will nicht leugnen, dass ich zuvor in einer ganz anderen Sparte tätig war ...“
„Na dann erzählen Sie doch mal, was Sie vorher gemacht haben“, durchkreuzt er schon wieder meinen gerade begonnen Satz und verschränkt die Arme vor seinem Oberkörper.
„Ich bin gelernte Krankenschwester. Und Sie können mir glauben, dass ich diesen Beruf gewiss nicht in zwei Monaten erlernt habe.“
„Glauben Sie denn, dass ich das von Ihnen erwartet habe?“, fragt er in einem feinfühligen Ton.
Ich sehe ihn abwägend an und versuche, aus seinen dunklen Augen herauszulesen, worauf er eigentlich hinauswill.
„Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass Sie aufgrund meines Fehlers nun meine gesamten Fähigkeiten infrage stellen.“
Was will ich damit jetzt ausdrücken? Die Infragestellung meiner Fege-Fähigkeiten etwa? Vielleicht hat er Recht und ich tauge nicht zur Arbeit auf einem Gutshof.
„Aber nicht doch, Miss Robertson, ich stelle gar nichts infrage. Ich dachte nur, es könnte nicht schaden, wenn Sie Ihren Standpunkt mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Interessanterweise sind Sie ganz von allein zu dem Schluss gekommen, dass eine ergebnislose oder gar fehlerhafte Arbeit nutzlos für ein Unternehmen ist. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, Ihnen gegenüber eine Kündigung ausgesprochen zu haben, und eigentlich hatte ich das auch nicht vor.“
Nicht? Er will mir gar nicht kündigen?
„Aber was erwarten Sie dann überhaupt von
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