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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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ihr E-Mail -Stick auf dem Nachttisch farbig blinkte, nahm ihn zur Hand, richtete ihn auf eine Wand und blätterte dann ihre E-Mails durch. Erschöpft wie sie war, lächelte sie, als sie eine Mail von Jasmine sah. Jas arbeitete im Krankenhaus und engagierte sich abends ehrenamtlich in einer kostenlosen Klinik, sodass ihr nur wenig Freizeit blieb und eine E-Mail von ihr wirklich etwas ganz Besonderes war und immer mindestens eine interessante neue Klatschnachricht enthielt. Diese fing gleich mit dem wichtigsten Thema an:
Erinnerst du dich an den neuen Praktikanten, von dem ich dir erzählt habe? Raj? Wir hatten jetzt schon drei Verabredungen und dieses Wochenende fahren wir zusammen an den Strand.
Die Mail war so lang, dass sie beinahe die ganze Wand einnahm. Es war ein Hologramm im Anhang, und da war Raj zu sehen. Er sah nett aus, sogar attraktiv, aber sie musste ihn unwillkürlich mit David vergleichen. Raj hatte einen offenen und ehrlichen Blick, aber er zog sie nicht so an, wie David es getan hatte. Sein Haarwar ordentlich nach hinten gebürstet, ohne Davids störrischen kleinen Wirbel und die widerborstigen Strähnen, die ihm in die Stirn fielen.
    Sei nicht so langweilig
, ermahnte sie sich. Sie würde David Sutton nie wiedersehen, also war es reine Zeitverschwendung, an ihn zu denken. Sie klickte mit dem Stick, um die E-Mail zu schließen.
Anhang speichern?
Nein. Sie hatte es immer ein bisschen gruselig gefunden, Holos von Leuten aufzuheben, die man nicht kannte. Ganz besonders von den Freunden seiner besten Freundinnen.
    Liza schälte sich aus den Kleidern und zog sich ihr vier Nummern zu großes riesiges Lieblings- T-Shirt über den Kopf, schlüpfte ins Bett und drückte dort auf die Schaltfläche, die die Wände ihres Schlafzimmers dimmte. Schließlich breitete sie ihre hellgelbe Bettdecke über sich. Sie fand den Schalter an der Ecke der Decke und drückte zweimal auf das obere linke Quadrat. Sofort hob sich die Bettdecke und bildete einen Kokon, der rings um Liza zwei Zentimeter Platz ließ. Dann drückte Liza auf das obere rechte Quadrat und spürte sofort, wie sich der Raum ringsum mit sanfter, warmer Luft erfüllte. Jetzt erst gestattet sie es sich, an David Sutton zu denken.
    Gegen alle Erwartungen hatte er sie zum Lachen gebracht.
    Zunächst hatte er sie jedoch wieder in die Welt der lebendigen Menschen zurückgebracht. Als er Liza draußen vor dem Krankenhaus sitzen sah, hatte sich die Erkenntnis, dass Mrs   Hart sterben würde, in ihr wie ein kalter, tiefer See ausgebreitet. Auf dem kurzen Spaziergang zwischen dem Krankenhaus und dem Café war sie sicher, dass er mitbekommen hatte, wie sie ein, zwei Mal vor Kälte gebibbert hatte. Es gefiel ihr, dass er sie nicht fragte, was los war, sondern einfach nur ihre Schritte von der schattigen Straßenseite auf die sonnige gelenkt hatte.
    Im Café suchte er eine Nische aus, die ziemlich weit von der Tür entfernt war, und forderte sie mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. »Du setzt dich besser zuerst hin. Meine Beine nehmen dann irgendwie den restlichen Raum ein.« Er schaute verlegen, aber es stimmte wirklich. Als er sich ihr gegenüber in der Nische niederließ, berührten seine Knie beinahe die gegenüberliegende Wand.
    Er musste gesehen haben, wie groß Lizas Augen wurden, als eine Kellnerin mit einem Tablett voller doppelter heißer Schokoladen-Krakatau-Mokkas, einer Spezialität des Hauses, vorüberging. »Ich denke, wir lassen Plan A sausen und nehmen die«, sagte er, »mit extra viel   … hm   … extra viel von allem.«
    Sie erinnerte sich, dass sie noch vor wenigen Minuten ganz versessen darauf gewesen war, den wahren Grund dafür herauszufinden, warum die Außerirdischen auf die Erde gekommen waren. Aber konnte ein Mann mit Marshmallow-Schaum im Mundwinkel wirklich finstere Pläne schmieden? Liza neigte den Kopf, rührte in ihrem Krakatau-Mokka und strengte sich an, alle ihre Gedanken zu löschen.
    Die Absichten einer anderen Person zu erahnen, war sogar für Empathen schwierig, die viele Jahre über Lizas Niveau hinaus ausgebildet waren. Der Körper hatte keinen Grund zum Lügen und gab seine Geheimnisse leicht preis. Aber das Herz und die Gedanken hatten endlose Geheimnisse und endlose Verteidigungsmechanismen, die nur sehr wenige Empathen je durchdringen konnten.
    Liza versuchte es trotzdem. Nicht nur einmal, als sie sich im Café hingesetzt hatten, sondern mehrere Male. Und jedes Mal war das Ergebnis dasselbe. Nicht, dass sie gar

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