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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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machen? Niemand kann dir sagen, wer er wirklich ist – er zeigt dir, wer er ist, und das braucht viel Zeit.«

    Wie Liza David vorhergesagt hatte, folgte zwei Monate auf die Schockbombe auf dem Trafalgar Square ein weiteres Attentat. Am letzten Sonntag im August explodierten Schockbomben wenige Minuten nacheinander in Dublin, Danzig, Schanghai, Houston und Toronto.
    Liza war bei einem Patienten, als ihr plötzlich ein scharfer Schmerz so heftig durch den Kopf fuhr, dass sie sich vornüber zusammenkrümmte. Sie war dankbar, dass ihr Patient – dem man nach einem Schlaganfall in sein verletztes Gehirn einen neu nachwachsenden Bereich eingeflickt hatte – sich immer noch von der Narkose erholte, sodass sie den Klingelkopf drücken und dann zu einem Stuhl taumeln konnte. Liza hatte das Gefühl, als erblindete sie, doch als sie erst ein Auge und dann das andere mit der Hand abdeckte, stellte sie fest, dass sie mit beiden noch normal sehen konnte. Ihr Kiefer verkrampfte sich und Wellen der Übelkeit schienen sich in ihrem Kopf und ihrem ganzen Körper auszubreiten. Sie wusste, dass nichts davon logisch war, und fragte sich, ob sie einen Schlaganfall hatte oder einen Krampf erlitt. Schlimmer war aber das, was sie später als den stummen Schrei bezeichnen würde. Sie wusste, dass sie keine wirklichen Schreie hörte, spürte sie aber im Kopf   – Tausende und Abertausende von Menschen, deren Stimmen sich zu einem endlosen Schmerzensruf verdichteten. Als endlich ein Krankenpfleger zu ihr gelangte, war sie völlig erschöpft vor Furcht und konnte kaum noch spüren, wie ihr jemand auf ein Bett half.
    Als sie aufwachte, erkannte sie am schrägen Licht im Zimmer, dass es früher Abend war. Zwei vertraute Gesichter, Rani und ihre Beraterin, schauten auf sie herab.
    »Was ist mit mir geschehen?«
    Das Zimmer war ruhig und duftete schwach nach Orangen. Die stummen Schreie, die ihren Kopf erfüllt hatten, waren verschwunden.Auch der Schmerz war fort. Liza bewegte die Hand und bemerkte, dass eine Blutdruckmesssonde auf ihrem Zeigefinger steckte. Sie trug ein Krankenhaushemd und in ihrer Ellbogenbeuge war ein Stück Gaze festgeklebt. Man hatte ihr Blut abgenommen. Langsam hob sie ihre andere Hand und tastete nach den EEG-Sensoren , die an ihren Schläfen, ihrer Stirn, knapp hinter den Ohren und im Nacken befestigt waren. Bestürzt begriff sie, dass man ihre Hirnaktivität überwachte. Dieses eine Mal schauten Ranis Augen nicht verschmitzt. Das Gesicht ihrer Beraterin war völlig ausdruckslos.
    »Was ist mit mir geschehen?«, fragte Liza erneut.

Kapitel 7
    Ein Regentropfen
    Liza wartete offensichtlich auf eine Antwort.
    Die Beraterin wandte ihren Kopf ein wenig ab. »Rani?«
    Rani trat näher ans Bett, beugte sich zu Liza und umarmte sie rasch. »Hab keine Angst, Liza«, flüsterte sie. »Du bist der
eine
Regentropfen.«
    Was meinte sie denn damit?, fragte sich Liza. Und warum schaute Rani – die lachende, respektlose Rani – sie mit einem Gesichtsausdruck an, den man nur als Ehrfurcht beschreiben konnte?
    »Was geschieht hier, Rani?«, fragte Liza.
    »Nichts Schlimmes«, sagte Rani. Sie drückte Lizas Hand ganz leicht, und zum ersten Mal schien sie wieder sie selbst zu sein. Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Ich komme dich am Morgen wieder besuchen.«
    Nachdem sie gegangen war, nahm Lizas Beraterin ihren Platz ein. »Zunächst einmal«, sagte sie, »ist körperlich mit dir alles in Ordnung. Wir lassen das EEG noch in allen Einzelheiten analysieren,aber Dr.   Branning und ich finden beide, dass es gut aussieht.«
    Da bemerkte Liza, dass noch eine dritte Person im Raum war, ein Mann, der ein wenig abseits saß.
    Er stand auf, als sein Name erwähnt wurde. »Wir haben uns noch nicht kennengelernt, glaube ich. Ich arbeite im Psi-Zentrum. In einem anderen Gebäude.«
    Im Psi-Zentrum?
    »Stimmt was nicht?«, fragte Liza. »Mit meinem Gehirn? Habe ich – ich kann mich nicht recht erinnern   –, habe ich irgendwas gemacht?« Eine schreckliche Möglichkeit ging ihr durch den Kopf. »Habe ich einen Patienten verletzt?«
    »Nein, nein, nichts dergleichen«, versicherte ihre Beraterin. »Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir die Antwort kennen, aber Dr.   Branning möchte dir noch einige Fragen stellen.«
    Eine Welle der Erschöpfung flutete über Liza hinweg. »Könnten wir das morgen machen? Wenn ich frisch und munter bin? Im Augenblick bin ich einfach nur müde.«
    Dr.   Branning hatte ein freundliches Lächeln. »Es tut

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