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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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ihrem Geburtstag durch den Kopf gegangen war:
Nur bis es keine Sonne mehr am Himmel gibt.
    »Für diejenigen, die gerade erst einschalten: Wir fahren fort mit unserer Live-Berichterstattung über das Erdbeben in Beirut. Es ereignete sich um acht Uhr vierzehn heute Morgen und die Stärke wird auf neun Komma fünf auf der Richterskala eingeschätzt. Es hat beinahe alle Gebäude von Beirut dem Erdboden gleichgemacht und im gesamten Mittelmeerraum eine ungeheure Flutwelle hervorgerufen. Hier zeigen wir Ihnen noch einmal die dramatischen Bilder, die ein Nachrichtenteam aus seinem Studio auf dem Mount Lebanon aufgenommen hat.«
    Liza starrte auf eine Panorama-Aufnahme eines Strandes – nur dass sich der Strand meilenweit erstreckte und den Platz einnahm, an dem das Meer hätte sein sollen.
Nur bis alle Meere längst versiegt.
    Am Strand entlang hatten sich Tausende von Menschen versammelt, die von diesem Anblick wie hypnotisiert schienen. Mehr und mehr Leute gesellten sich zu ihnen. Es war nicht klar, ob sie aus den Ruinen der Gebäude geflohen waren oder das beinahe trockene Meer anschauen wollten. Eine dünne dunkle Linie erschien am entfernten Horizont, verdichtete sich rasch und kam mit furchterregender Geschwindigkeit auf die Menschenmenge zugerast. Nun wandten sich die Leute um und versuchten, auf höheres Terrain zu gelangen, aber die immer noch herbeiströmenden Menschenmassen hinderten sie daran. Die schwarze Linie des Tsunami schoss vorwärts, und Liza, die die Augen nicht abwenden konnte, schaute zu, wie die Riesenwelle Tausende von Menschen verschlang und mit sich aufs Land riss.»Die Höhe der Hauptwelle wurde auf sechzig Meter geschätzt und die Welle hat sich mit einer Geschwindigkeit von über sechshundert Meilen pro Stunde vorwärtsbewegt«, sagte die Moderatorin. »Wie zu erwarten, fürchtet man, dass die meisten am Strand versammelten Menschen tot sind. Zusammenfassend: Das Erdbeben ereignete sich ohne Vorwarnung um acht Uhr vierzehn, dauerte etwa eine Minute und legte den größten Teil von Beirut einschließlich der Vorstädte in Schutt und Asche. Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond arbeiten weltweit zusammen, um Hilfssendungen vorzubereiten. Das heutige Beben war wohl stärker und sicherlich tödlicher als das legendäre Erdbeben von Beirut im Jahre 551 nach Christus   … «
    Liza bekam den Ausdruck
ohne Vorwarnung
nicht mehr aus dem Kopf. Es
hatte
eine Warnung gegeben.
Sie
hatte sie erhalten. Aber sie war so sehr in ihre eigenen Sorgen verstrickt gewesen, dass sie blind dafür gewesen war. Ehe sie ihre Meinung ändern konnte, suchte sie den Zettel heraus, auf den ihre Beraterin die Telefonnummer und die Adresse des Psi-Zentrums geschrieben hatte, und machte einen Termin für einen Test.

Kapitel 12
    Reisen
    Beinahe eine halbe Million Menschen waren bei dem Erdbeben und dem Tsunami umgekommen. Liza schrieb die Zahl auf eine Karte und verstaute sie als Erinnerung an die Katastrophe in ihrer Brieftasche. Sie hoffte, dass sie sich nie wieder so nutzlos fühlen würde wie an dem Tag, an dem sie hilflos zugeschaut hatte, wie der Tsunami über Beirut hereinbrach. Es gab viele Leute, die ein gewisses Talent zur Empathie hatten, und eine ganze Reihe von Menschen entschlossen sich, dieses Talent zu entwickeln. Es fehlte der Welt nicht an Empathen. Aber Seher waren selten. Lizas Beraterin hatte zwar gesagt, dass die Entscheidung ganz allein ihr überlassen war, aber das falsch interpretierte Lied und seine verheerenden Folgen hatten für Liza alles verändert. Wenn sie Fähigkeiten hatte, die sie entwickeln konnte, um auch nur ein einziges Leben zu retten, dann blieb ihr keine andere Wahl.
    Sie wusste nur sehr wenig über die Tests. Man hatte ihr lediglich gesagt, dass sie den größten Teil des Tages dauern würden und dass Liza sich für den Abend nichts Anstrengendes vornehmensollte. Liza, die
mit
Patienten gut umgehen konnte, selbst aber eine äußerst schlechte Patientin war, begann sich allerlei vorzustellen: milde Elektroschocks oder Spritzen, mit denen ihr Blut abgenommen werden würde.
    Um sich zu beruhigen, dachte sie an den Abend, der vor ihr lag. Sie und Rani wollten zu Hause bleiben wie in alten Zeiten, als sie Studentinnen waren. Nur verdienten sie jetzt ihr eigenes Geld, also würde Liza auf dem Heimweg anstatt wie früher Fish und Chips – oder manchmal nur Chips – heute zwei Portionen Pasta mit Artischocken, Knoblauchbrot und gefüllte Champignons einkaufen. Rani hatte die Verantwortung

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