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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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heilende Brücke zu bauen, diesmal eine Brücke mit Schwimmbahnen und sehr viel ruhigem, blauem Wasser. Als Claras Atem sich verlangsamte und regelmäßiger wurde, wusste Liza, dass das andere Ende der Brücke bei ihr verankert war. Als die nächste Wehe einsetzte, zuckte sie ein wenig zusammen, schien aber nicht mehr ängstlich zu sein.
    »War das einfacher?«, fragte Liza.
    »Eigentlich ja. Hat aber immer noch verdammt wehgetan. Verraten Sie bitte niemandem, dass ich das gesagt habe. Die Presse erwischt liebend gerne Prominente beim Fluchen. Wirklich peinlich.«
    »Ihr Geheimnis ist bei mir sicher«, versprach Liza.
    Dr.   Onyango kam gerade rechtzeitig zur nächsten Wehe. »Sie machen gute Fortschritte«, sagte sie zu Clara. »Wie kommen Siemit den Wehen klar? Betteln Sie immer noch um einen Kaiserschnitt?«
    »Nein, ich glaube, ich kann das jetzt schaffen.«
    »Großartige Arbeit, Liza.« Dr.   Onyango schaute auf die Wanduhr. »Ich glaube, du kannst jetzt zurückgehen, aber wenn du in drei oder vier Stunden auf der Säuglingsstation vorbeischaust, sollte das Baby da sein.«
    »Sie schicken sie weg? Bitte, kann sie nicht bitte bleiben? Mein Mann ist nicht da und ich brauche wirklich jemanden. Bitte?«
    Liza wurde ganz aufgeregt. Sie hatte schon einmal während den Geburtswehen geholfen, aber sie hatte noch nie an der eigentlichen Geburt teilgenommen. Drei Stunden und sechzehn Minuten später, als das in eine blaue Decke gewickelte Bündel, ein kleiner Junge, in Claras Arme gelegt wurde, fühlte sie sich so müde und so beschwingt wie alle anderen im Raum.
Kein Wunder, dass man es Wehen nennt,
dachte sie.
    »Ist er nicht wunderschön?« Clara strahlte.
    Obwohl der Kopf noch ein wenig spitz zulief und der kleine Junge ein Gesicht wie eine zerdrückte Rose hatte, stellte Liza überrascht fest, dass er wirklich wunderschön war.
    Als sie aus dem Zimmer ging, bemerkte Liza, dass ihr Gesicht tränenfeucht war. Dr.   Onyango sagte, das wäre eine ganz normale Reaktion, etwas, das mit den Hormonen zu tun hatte. Doch das schien Liza keine ausreichende Erklärung zu sein. Im Augenblick beschäftigte sich Clara Millers Baby mit seinen Babysorgen.
Ich bin müde. Wohin ist diese Brust verschwunden? Ich mag es, wie sie mich festhält.
Aber Liza war dabei gewesen, als der kleine Junge, in große Geheimnisse gehüllt, aus unbekanntem Gebiet aufgetaucht war. Noch Stunden zuvor hatte er in einer Welt ohne Zeit unter einem Firmament voller Sterne geschwebt. Was für eine Welt war das gewesen? Welche Träume hatte ermitgebracht, die so großartig waren, dass ihre kleinsten Splitter ihn durch sein ganzes Leben tragen würden?
    Ihre Tränen waren Tränen der Ehrfurcht.
    Am nächsten Morgen würde Claras Ehemann kommen und seinen Sohn zum ersten Mal sehen. Bei diesem Gedanken spürte Liza, wie die Wand, die geistige Schranke zwischen ihrer Persönlichkeit und ihrer Arbeit, zu bröckeln begann. Es war unmöglich, sich diese Wiederbegegnung vorzustellen und Clara nicht zu beneiden. Ihr Leben verlief in so geregelten Bahnen, der Weg zu ihrem Glück war so klar und deutlich vorgezeichnet, während Lizas Leben alles andere als klar war. Sie fragte sich, ob sie je das haben würde, was Clara hatte.
Nicht auf diesem Planeten
, dachte sie mit plötzlicher Sehnsucht. Nicht mit David. Die Sehnsucht schmerzte wie der Stich eines Messers, und ihre Tränen begannen nun wirklich zu fließen.
    Als Liza nach Hause kam, war es halb acht am Morgen, und sie sehnte sich nur noch nach dem Trost des Schlafs und vielleicht einem Hologramm, das im Hintergrund lief. Sie aktivierte den Wandbildschirm und blätterte mehrere Seiten durch, ehe sie sich entschied, eine Folge der Serie
Survivor: Die Mars-Ausgabe
anzusehen. Sie schlief ein, während Menschen schrien, wie eisig die Temperaturen waren und dass es kein Trinkwasser gab, und wachte auf, während immer noch das Gleiche ablief. Nur klang das Geschrei, als sie aufwachte, so viel verzweifelter, und ihr wurde schon bald klar, dass sie keine Reality-Holovision mehr anschaute, sondern den Live-Kanal sah, der sich von allein eingeschalt hatte.
    »Jedes Gebäude!«, sagte eine Frau in ausländisch klingendem Englisch. »Die Promenade, die Straßen, alle Gebäude innerhalb von mindestens einer Meile im Inland. Ganz Beirut istverschwunden. Der Staub und Schutt sind so dicht, dass man nichts sehen kann, nicht einmal die Sonne.«
    Liza setzte sich mit einem Ruck auf. Es war das Lied, das ihr seit den Tagen vor

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