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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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Major Dawson den
Würfel
. Auf dem Boden einer leeren Plexiglaskiste mit etwa einem halben Meter Kantenlänge lag eine schimmernde kirschrote Scheibe. Wenn Liza sich ein Paar ultradünne Sensorenhandschuhe überzog, konnte sie mit den Bewegungen ihrer Hände die Position der Scheibe verändern. Major Dawsonbat sie, sich die Kiste als einen großen Bereich vorzustellen, etwa als Bürogebäude.
    »Ein Zielobjekt wurde bereits irgendwo darin platziert, ist aber im Augenblick noch vor Ihnen verborgen«, erklärte er. »Stellen Sie sich dieses Zielobjekt zum Beispiel als Geisel vor, die gerettet werden muss, und schieben Sie die Scheibe dahin, wo sie meinen, dass die Geisel ist.«
    Das tat Liza, und sobald die Scheibe dort war, wo sie sie hinhaben wollte, drückte sie auf einen Knopf. Sofort erschien eine blaue Scheibe, nur wenige Zentimeter entfernt. Lizas Ergebnisse waren so ungewöhnlich, dass der Major sie nach zehn Durchläufen immer noch bat, den Test zu wiederholen. Bei ihren ersten zehn Tests hatte sich die kirschrote Scheibe in der Hälfte der Fälle beinahe genau über der blauen befunden. Bei der anderen Hälfte der Fälle war sie so weit von ihr entfernt wie nur irgend möglich.
    »Ich glaube, Sie versuchen vorherzusagen, wo das Zielobjekt sein wird«, erklärte der Major. »Wenn es also einmal in der oberen rechten Ecke war, dann glauben Sie, dass es beim nächsten Mal in der unteren linken sein wird. Aber das Zielobjekt wird völlig zufällig platziert. Es könnte beim nächsten Mal genauso gut wieder an derselben Stelle sein. Versuchen Sie nicht, vorherzusagen, wo es sein könnte, fühlen Sie einfach, wo es ist.«
    Liza versuchte, seinen Ratschlag zu befolgen. Das war jedoch nicht leicht. Wie konnte man im leeren Raum etwas erfühlen? Man musste einen ganz klaren Kopf haben und auf Druckunterschiede reagieren, die so klein waren, dass es unmöglich war, sie bewusst wahrzunehmen. Im zweiten Durchlauf war sie sich nicht sicher, ob sie sich einer Lösung des Problems näherte oder schlicht riet und die Scheibe aus Frustration ganz schnell platzierte. Sie hatte keine Ahnung, ob es Geschick oder Glück war,doch bei dieser zweiten Runde verbesserte sie ihre Erfolgsrate auf sieben von zehn Punkten.
    Am meisten mochte sie den letzten Test. Da brachte ihr Major Dawson eine weitere Plexiglaskiste, diesmal in der Form eines übergroßen Schuhkartons. Sie hatte beinahe einen Meter Länge und war völlig leer. Im Gegensatz zum Würfel enthielt die Kiste keine leuchtende Scheibe und es gab auch keine Handschuhe. Auch der Major mochte wohl diesen Test am liebsten, weil er ihn mit einer dramatischen Geste vor sie hinsetzte, wie ein Kellner, der ein Stück Schokoladentorte mit siebzehn Schichten serviert.
    »Und jetzt« verkündete er, »mein kleines Theater. In all den Szenen, die Sie jetzt gleich sehen werden, lauert eine Gefahr. Eine der Personen führt Schlimmes im Schilde und will den anderen Schaden zufügen. Beobachten Sie alles sorgfältig, und versuchen Sie den Schuldigen herauszufinden, ehe er – oder sie – zur Tat schreitet. Wenn Sie ihn oder sie haben, drücken Sie auf diesen Knopf.«
    Liza war sich nicht sicher, was sie zu erwarten hatte, aber was sie sah, als Major Dawson die Kiste aktivierte, ließ sie vor Staunen keuchen. Sofort erschien in Miniatur-3D ein ganzer Abschnitt der Londoner Oxford Street, mit Autoverkehr und Bussen und Menschen, die ihren Geschäften nachgingen. Alles sah unglaublich echt aus, viel wirklicher als die meisten Hologramme. Sie konnte kaum glauben, dass die Miniaturmenschen nicht echt waren. Liza rief sich ihre Aufgabe ins Gedächtnis zurück und begann, die Menschenmenge genauer zu beobachten. Nach wenigen Sekunden explodierte eine Schockbombe und die Menschen begannen zu rennen. Zu Lizas Entsetzen türmten sich einige Dutzend von ihnen am Ende der Kiste auf und erstickten.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Major Dawson. Er tippteauf seinen Palmtop, und die Kiste leerte sich völlig, Leichen, rote Busse und der ganze Rest verschwanden. »Die einzige Person, die das gleich beim ersten Mal geschafft hat, war ein Psychopath und daher aus allen möglichen Gründen völlig ungeeignet für die Aufgabe. Versuchen wir es noch einmal.«
    Diesmal konzentrierte sich Liza auf die Aktivitäten und stoppte die dramatische Szene, als sie meinte, den Attentäter identifiziert zu haben. Aber sie hatte sich geirrt, und als Major Dawson die Handlung weiterlaufen ließ, stellte sich heraus,

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