Liebe bringt die höchsten Zinsen
außer seinem Freund Rottmayer kam ja niemand an den Bürosafe ran. Und kein anderer kannte die Zahlenkombination. Und erst recht nicht die Liste mit den wechselnden Codes."
Stefanie überlegte: Wenn das alles so stimmt – was haben Rottmayer und Bertone dann tatsächlich dem Bürosafe entnommen. Und wenn sie auch den Schlüssel zum Geldschrank in der Villa entwendet haben – was haben sie damit vor?
Aber die Gedanken daran versuchte Stefanie schnell wieder hinweg zu wischen, sie wollte sie nicht wahrhaben. Doch die Ungewissheit über ihre Vergangenheit und jetzt auch noch das Rätselraten um die merkwürdigen Vorgänge in der Bank belasteten sie immer mehr.
Noch stärker irritierte sie jedoch, dass Silvio für sie nicht mehr erreichbar war, von roten Rosen ganz zu schweigen.
Stefanie konnte nicht glauben, dass er unlautere Ziele mit der Bank verfolgte und eventuell nur mit ihr und ihren Gefühlen spielte. Aber Zweifel und Unsicherheit hatten sich festgesetzt: „Ich muss wissen, was los ist; warum er jetzt schon tagelang nichts von sich hat hören lassen", sagte sie zu Frau Zupfert. „Ihm ist sicherlich etwas passiert. Vielleicht sind das alles falsche Rückschlüsse, die wir hier ziehen? Vielleicht tun wir ihm Unrecht?"
In diesem Moment platzte Kathi herein. „Ich hab' es hinter der Tür nicht mehr ausgehalten", entschuldigte sie sich.
Überrascht blickte Frau Zuert auf.
Kathi fragte mit treuherzigem Blick: „Was schauen Sie so? Stimmt 'was nicht mit mir?"
„Doch, ich meine nur: Sie sehen sich sehr, sehr ähnlich."
„Das tun wir wirklich", erwiderte Kathi und legte zärtlich ihren Arm um Stefanies Schultern.
„Lasst uns überlegen, was wir tun können", bat Stefanie, „ich muss wissen, woran ich bin."
Ohne ihre Befürchtungen auszusprechen, fragte sie sich: Wie kann ich erfahren, was er für mich empfindet? Liebt er mich? Oder bin ich ihm gleichgültig? Hab' ich ihn vielleicht mit meiner Abfuhr nach dem Restaurantbesuch verärgert?
Kathi dagegen hatte sich ihre Meinung schnell gebildet: „Der Kerl ist nicht echt. Ich würde die Safeschlösser austauschen und warten, bis er sich wieder meldet."
„Soll ich etwa untätig dasitzen? Was wird aus der Bank?"
Sie wollte Klarheit in ihre Gefühle bringen und in die Geschehnisse um ihr Geldhaus.
Bis in die Nacht diskutierten die drei Frauen, schmiedeten sie Pläne und überlegten, wie sie den Knoten der Unwissenheit lösen könnten.
„Und wenn ich nach Italien fahre?", fragte Stefanie. „Mir kann er nicht ausweichen."
„Wenn er weiß, dass du kommst, kannst du gleich mit einem Fanfarenchor anrücken", grinste Kathi. „Deine Recherchen vor Ort können nur Erfolg bringen, wenn er nichts ahnt und du ihn überraschst."
„Das würde der Herr Rottmayer erfahren und ihm brühheiß berichten", merkte Frau Zupfert leise an. „Der Herr Generalbevollmächtigte ist wie eine verlängerte Hand von dem Herrn Bertone. Er tut alles, was Italien verlangt."
„Dann fahr' ich eben", schlug Kathi vor, „und du kannst dich um deine Bankgeschäfte kümmern."
„Wenn eine von uns beiden fährt, dann bin ich das. Parlo un po' d'italiano; ich kann wenigstens ein bisschen italienisch."
„Wenn du schon selbst fahren willst - Frau Zupfert hat doch gerade festgestellt, dass wir uns so ähnlich sehen", erinnerte Kathi. „Was hältst du davon, wenn du dir das Haar blond färben lässt und mit meinen Papieren nach Italien fährst?"
„Ich und blond?", wehrte Stefanie ab. „Niemals. Und außerdem würde jede Friseuse darüber tratschen. Dann kann ich gleich eine Anzeige im Tageblatt aufgeben."
„Man soll niemals ‚nie' sagen, hab' ich von unserer Mutter gelernt", meinte Kathi schelmisch, „und außerdem kann ich dir die Haare färben – damit hab' ich genug Erfahrung; das hab ich mit der Schauspielgruppe im Camp regelmäßig gemacht."
„Und du willst dein Haar dunkel färben?"
„...damit ich so aussehe wie du – und damit keiner merkt, dass du gar nicht in Talstadt bist."
„Dann bin ich also ab heute Nacht Kathi und du die Stefanie!"
„So machen wir's, lieb' Schwesterlein", freute sich Kathi.
Stefanie würde in wenigen Stunden in ihrem blaumetallicfarbenen Golf sitzen und nach Mailand fahren; Kathi würde zu Hause ihre Schwester spielen. „Nur übertreib' nicht", warnte Stefanie, „es
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