Liebe bringt die höchsten Zinsen
„Ihren eigenen Wagen lasse ich Ihnen noch heute Abend vorbeibringen."
„Das Auto ist nicht so wichtig. Mich interessiert viel mehr, wie Sie den ersten Auftritt Ihrer neuen Chefin fanden? Also, wie war ich als Bankeignerin?"
Der Geschäftsführer lächelte gequält: „Sehr überzeugend." Dabei ließ er den Motor seines weißen Porsche aufheulen. An einer Ampel mussten sie anhalten. Er schüttelte ungläubig den Kopf, als könne er das Geschehene immer noch nicht fassen. „Wie Sie die Staatsbankiers um den Finger gewickelt haben... Sonst war an die nie richtig ranzukommen."
Kathi strahlte Rottmayer an. Der junge Bankmanager spürte instinktiv, dass sich die Erbin irgendwie verändert hatte. Lag es am Kurzurlaub an der Küste, der ihr offensichtlich gut getan hatte? So locker und entspannt hatte er sie noch nie erlebt. Erklären konnte er sich das nicht.
Und wie zur Bestätigung verabschiedete sich Kathi von ihm auch noch mit einem forschen Küsschen auf die Wange: „Tschüß. Wenn Sie Probleme haben – melden Sie sich."
Rottmayer packte die Gelegenheit beim Schopfe und lud die falsche Stefanie für den nächsten Abend zum Essen ein. Doch sie wehrte ab: „Vor Montag geht gar nichts. Bin für dieses Wochenende schon ausgebucht."
Damit verschwand sie wankend im Haus und ließ Rottmayer verwirrt und nachdenklich zurück: Klar, sie hält mich ja für einen „selbstverliebten Schönling", der laut Stichwortzettel „mit Vorsicht zu genießen" ist.
31. Die verrückte Verlobung
In Stichworten berichtete Stefanie dem Journalisten von ihrer Sorge um die Bank. Von ihrer privaten Zuneigung zu Bertone erwähnte sie kein Wort; auch nicht davon, dass die vielleicht der wichtigste Grund für ihre Reise waren.
Daniel Milan hingegen erzählte ihr von seinen Recherchen und davon, dass Betrüger aus Kroatien und Italien dalmatinische Aussichtspunkte, Inseln und Naturschutzgebiete für vermeintliche Investitionen anboten, die angeblich von der Europäischen Union mit enormen Zuschüssen gefördert und erschlossen würden.
Was er nicht aussprach, war seine Überlegung: Ich hab' ein Goldtäubchen im Käfig. So viel Glück – das ist kaum zu fassen. Jetzt muss ich nur darauf achten, dass es mir alles erzählt, was für meine Recherchen wichtig ist. Und nicht vorher davonfliegt.
Zu Stefanie sagte er: „Einer der Betrüger heißt Bertone - ein Bankier aus Mailand. Das Problem ist, dass unsere Polizei keinen Geschädigten kennt, weil niemand bei uns Anzeige gegen ihn erstattet hat. So sind unseren Behörden die Hände gebunden. Es sei denn", er legte mit Bedacht eine Pause ein, „es sei denn, Sie erstatten Anzeige."
Eine Stunde lang diskutierten die beiden, immer wieder unterbrochen durch Stefanies wütende Forderungen nach sofortiger Freilassung, einem Abendessen, einem Bad und einem weichen Bett. Daniel verließ sie schließlich. „In ein paar Minuten bin ich wieder bei Ihnen. Versprochen!"
Der Journalist suchte wieder seinen Onkel in der Taverne auf und redete auf ihn ein: „Nimm die Deutsche bei dir zu Hause auf. Dann erzählt sie mir alles. Du kannst sie ja unter Hausarrest stellen. Ich verpfände mein Wort, dass sie sich deinen Anweisungen unterwirft. Und dass sie nicht abhaut" – wobei er noch unsicher war, wie er das hinbekommen sollte. „Und wie soll ich meiner Frau erklären, warum ich unsere Wohnung zum Knast mache? Und eine Mörderin aus Deutschland gleich mitbringe?"
"Noch steht ja nicht fest, ob sie eine Mörderin ist. Wir sagen einfach, sie sei meine Verlobte..."
„Deine Verlobte?"
„Ja, wobei..."
„Was: ‚wobei'?"
„Das mit der Verlobung, das darf die Gefangene nicht erfahren."
„Auch das noch! Du bist ganz schön verrückt. So verrückt wie diese Deutsche."
***
Zurück in der Zelle nahm der Journalist erneut Anlauf; er setzte seine gesamte Überredungskunst ein: „Ich glaube Ihnen, aber Sie müssen verstehen, dass die Behörden in Kroatien streng sind und ihre Vorschriften haben."
„Ich verstehe schon: Sie wollen bestochen werden!"
„Quatsch! Ich bin Journalist und nicht käuflich – also: Wenn Sie bereit sind, mit mir zusammenzuarbeiten, verstecke ich Sie bei meinen Verwandten. Mein Onkel, der Polizist, ist bereit, Sie bei sich zu Hause unterzubringen, bis alles geklärt ist. Sie haben sehr viel Glück: Er ließ sich überzeugen, er vertraut
Weitere Kostenlose Bücher