Liebe bringt die höchsten Zinsen
erteilten Baugenehmigung. Die Antwort fiel eindeutig aus.
Fast zornig über seine insistierenden Fragen stellte Frau Vesna klar: „Weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft werden wir ein Projekt genehmigen, wie Sie es beschreiben, erst recht nicht im Krka-Nationalpark. Wir schützen unsere einzigartige Natur, sie zieht jedes Jahr mehr als 600 000 Menschen an – warum sollten wir das aufs Spiel setzen?"
„Und sind Sie sicher, dass da keine Ausnahme erteilt wurde? Weil vielleicht enge freundschaftliche Verbindungen zu maßgeblichen Politikern bestehen?"
„Wofür halten Sie uns? Kroatien ist keine Bananenrepublik."
„Fragen Sie bitte noch, ob ein Mailänder Bankier vorstellig geworden ist", bat Stefanie.
Daniel gab die Frage weiter – auch diese Antwort fiel eindeutig aus. „Ich hab sie nicht gezählt und mir auch ihre Namen nicht gemerkt. Da kommen immer wieder irgendwelche Baulöwen und glauben, sie könnten uns kaufen oder über unser Land bestimmen. Derartige Anfragen sind immer abgelehnt worden. Und so wird es auch in Zukunft sein. Da können sie noch so gute Freunde in Zagreb oder sonstwo haben – wir würden unsere Berge, Seen und Wälder gegen jeden Politiker verteidigen."
„Eine letzte Frage", bat Daniel, „ganz konkret: Hat ein Silvio Bertone hier jemals eine Bauanfrage für Visovac gestellt?"
Die Beamtin holte eine abgegriffene Kladde aus dem Regal hinter sich und blätterte im alphabetischen Namensregister.
„Bertone? – Nein, der hat nicht angefragt. Und was Visovac betrifft - damit hätte er sich erst recht nur lächerlich gemacht."
„Also hatte er nicht einmal die ernste Absicht, es wenigstens zu versuchen", folgerte Daniel: „Er war von vornherein auf Betrug aus."
„Zumindest wissen wir jetzt endgültig, woran wir sind", sagte Stefanie schlapp.
Erst draußen auf der Straße wurde ihr das volle Ausmaß ihrer Recherchen klar. Ihre Bilanz fiel ernüchternd aus: Das „Bauprojekt" ist nicht mehr als ein Luftschloss. Silvio hatte mit ihren Gefühlen gespielt, hatte sie ausgenutzt. Er war berechnend, durchtrieben und ehrlos.
Und sie war blind gewesen und hatte ihm vertraut.
Immer deutlicher wurde ihr: Die schönen Augen, die er mir gemacht hat, waren nichts wert, aber auch gar nichts. Er war von Anfang an auf unsere Bank aus. In wenigen Tagen gehört ihm ein Großteil von Vaters Hinterlassenschaft. Was ich erhalten sollte, wird dann für immer verloren sein!
Und über allem schwebten die ungeklärten Fragen ihrer Vergangenheit. Stefanie war nervlich am Ende und den Tränen nahe. Sie wollte jetzt nicht auch noch an ihre Abstammung denken müssen – aber es kam eben alles zusammen...
Daniel spürte, wie sehr Silvios Lüge und die Sorge um die Bank sie beschäftigten. „Noch ist nicht alles verloren. Wir dürfen nicht aufgeben."
Er zog den Werbedruck aus seiner Brusttasche, mit dem Bertone Investoren für Visovac gesucht hatte. „Zumindest können wir jetzt beweisen, dass er ein Betrüger ist."
Stefanie antwortete mit einer überraschenden, ja kleinlauten Frage, die ihm alles über ihren Gefühlszustand verriet; sie zeugte von Verzweiflung, von Einsamkeit – aber auch von Vertrauen ihm gegenüber.
„Würdest du mich noch nach Zagreb begleiten, wenn ich dich darum bitten würde?"
„Nur mein altes Cabrio könnte mich daran hindern!"
Er ergriff ihre Hand und zog sie zu seinem alten Auto, um sofort in die kroatische Hauptstadt zu fahren: 340 Kilometer weiter, vier Autostunden entfernt. Dorthin wo Bertone eine Filiale unterhielt und in dieser Woche residieren sollte.
„In Zagreb werden wir dem Alptraum ein Ende setzen", machte Daniel sich selbst und Stefanie Mut.
Doch innerlich musste er sich eingestehen, dass er noch keinen Plan hatte. Und auch Stefanie war es längst klar.
Ihr Reisebegleiter war nur noch der Mut; geschwunden war die Hoffnung.
***
Daniel holte aus seinem alten Wagen raus, was rauszuholen war: Er hielt sich an keine Geschwindigkeitsbegrenzung, nur Kurven konnten ihn bremsen - oder Steigungen, die sein
15 Jahre alter Wagen mit murrendem Motor und nachlassender Kraft emporkeuchte.
Auf halber Strecke läutete Daniels Handy. Mario, der Enkel der Ademis, rief an: „Bist du alleine?"
Daniel warf einen Seitenblick zu Stefanie. „Nicht direkt. Was gibt's denn?"
„Das sage ich dir, wenn du
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