LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
wurscht, was ihre Leute dazu bewegte, bei der Sache mitzumachen, Hauptsache, das Ergebnis stimmte. Am Ende des Monats sollte genug Geld auf ihr Konto fließen, allein das zählte. ‚Jeder Reporter und Journalist müsste eigentlich sein Gewissen herausschneiden und wegschmeißen, sonst werden sie es nicht weit bringen‘, lehrte sie einst ihr Vater, der auch bei einer Zeitung arbeitete. Schaffte es aber nie, aus der Reihe zu tanzen, war mehr oder weniger ein Dritte-Seite-Lokalreporter.
„Wir haben einige gute und weniger gute Bilder machen können“, sagte B enny außer Atem. Sein Gesicht hatte rote Fäden, sah nach Kratzspuren aus, die von den dornigen Ästen herkamen, vermutete Katherina. Beide waren schmutzig und stanken leicht nach Kloake. „Wir konnten nicht ganz bis nach oben, die obere Tür war verschlossen, wir haben durch das Gitter fotografieren müssen“, fügte Jo hinzu. Katharina lächelte stumm. ‚ So sind die heutigen Mädels‘, dachte sie, ‚ verstecken sich nicht mehr hinter den Rücken der Männer‘. Sie schüttelte den überflüssigen Gedanken mit einem Achselzucken von sich und sagte nur: „Jetzt müssen wir wirklich los, sonst gibt es morgen keine Zeitung.“ Sie blickte sich kurz um, da sie die Orientierung in der Finsternis verloren hatte. „Hierher“, hörte sie die ihr so vertraute Stimme sagen. Es war Andreas. Er stand zum Gehen bereit und wies den anderen den Weg.
„Im Auto werden wir alles nochmal durchgehen müssen und schicken die Fotos dann zum Drucken“, sprach die Chefin zu ihren Angestellten, als sie der Reihe nach den schmalen Pfad hinunter stolperten. Nur die kleine Taschenlampe, die Andreas bei sich hatte, zeigte ihnen den Weg. Der helle Kegel tastete mit seinem gelben Schein unruhig den matschigen Untergrund ab.
*****
„Nicht so schnell, Judas.“ Gabriel blieb stehen und hielt sich an den Rippen, ein leises Stö hnen brodelte in seinem Brustkorb. Dann atmete er verbittert aus und spuckte wieder Blut. „Die Tage sind gezählt, was?“ Als er das sagte, hing ein kleiner Blutstropfen auf seiner Unterlippe. Seine Lippen glänzten feucht im Mondschein, er sah wie ein Vampir nach einem seiner tödlichen Bisse aus. ‚Wie auch mein Leben‘ , dachte Sebastian. Ihm wurde klar, dass nach all dem, was er bisher im Auftrag des Messias getan hatte, er nie mehr ein normales Leben führen könnte. Er hatte Menschen umgebracht, getötet zum Wohle der restlichen Menschheit, beteuerte Vater Gabriel. Das sagten viele Menschen vor ihm auch, es wurden Kriege geführt im Namen des Herrn, des Allmächtigen und zum Wohle seiner Kinder. Ich bin euer Hirte ... ‚Und wir sind deine blöden Schafe‘, dachte er verbittert und sog die frische Nachtluft durch die große Zahnlücke ein. Sein offener Oberkiefer zuckte vor Kälte.
„Komm, wir müssen ins Haus!“ Es klang nicht wie ein Befehl, er bat ihn darum, was sehr selten war, und das tat dem gebrochenen Mann gut.
Im Haus brannte Licht. Am massiven Holztisch saßen die vier, die genauso gut gebaut waren wie ihr Messias. Sie waren sein Werkzeug. Sie erledigten alles, ohne zu hinterfragen, sie waren seine Armee.
Als sie ihren Anführer sahen, standen sie auf und verharrten, die Köpfe gesenkt, auf die nächsten Befehle wartend.
Die beiden schlossen sich den am Tisch stehenden Männern in Schwarz an. „Der Allmächtige wird euch richten“, sprach Gabriel leise und strich mit seinen beiden Fingern durch die Luft. Er fuhr die Linien des fünfzackigen Sterns nach. Die religiöse Geste sollte seine Schützlinge vor dem Bösen schützen, klärte er den unwissenden Sebastian einmal auf, als er seinen Boss darauf ansprach.
„Im Namen des Geistes, des Daseins und der Rück kehr zum Allmächtigen“, begrüßte Gabriel seine Männer im monotonem Singsang.
„Wir werden uns dem Allmächtigen fügen und sein Wollen gutheißen“, sangen die Männer im Chor.
„So sei es“, beendete Gabriel ihr Ritual.
Alle sechs setzten sich an den Tisch, nahmen das Brot und hielten inne.
„Unser Schöpfer im Himmel. Geheiligt werde dein Dasein. Dein Recht komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden. Unser täglich Brot soll uns an Dich erinnern, vergib uns unsere Schuld, wenn wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Dann sprach Gabriel allein.
„Teilt mit mir das Brot, es
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