LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
wackelte sehr gefährlich, als sie ihren Arm streckte und nach oben sah, drehte sich der Dachstuhl. Alles schwankte und schwebte. Als sie auf Zehenspitzen stand, rutschte die verdammte Kiste unter ihren Füßen weg, rücklings fiel sie zu Boden. Instinktiv schloss sie ihre Augen und spannte ihren zierlichen Körper an. Somit wollte sie den Aufprall mindern. Lisa fühlte nicht den harten Boden, auch der Fall war kurz und ungewöhnlich sanft. Sie merkte, wie zwei muskulöse Arme ihren Körper umspannten. Als sie ihre Lider anhob, sah sie in die blauen Augen des blonden Mannes, den sie heimlich begehrte. Zu ihrem Verdruss erlaubte Lisa ihr reines Gewissen es nicht, ihm gegenüber ihre Gefühle zu zeigen, er war verheiratet, und Familie ist heilig, wusste sie. Trotzdem küsste sie ihn flüchtig auf die warmen Lippen und sagte: „Danke, du edler Ritter.“ Beide taten so, als wäre es ein Freundschaftskuss, obwohl sie bei der Berührung spürte, wie auch seine Lippen weich wurden und Michael ihren Kuss erwiderte.
„Willst du dich erhängen und das ganz ohne Seil?“, scherzte er in seinem gewohnt ironischen Ton.
„Das Buch“, krächzte sie, immer noch von verbotenen Gefühlen übermannt. Und zeigte mit ihrer zierlichen Hand nach oben. Michael folgte ihrer Geste.
„Welches? Dort oben?“ Michael verstand nicht, was sie an dem Buch fand und warum es ihr so außerordentlich wichtig zu sein schien. Er mochte Lisa genauso, dieses Knistern löste auch bei ihm nicht nur freundschaftliche Gefühle aus, doch wollte er nicht ihre Freundschaft dadurch gefährden, und seiner Frau gegenüber wollte er auch ehrlich sein. Der Schwur vor Gott bereitete ihm weniger Sorgen, umso mehr das Versprechen an seine Frau, immer ehrlich zueinander zu sein, allein das hielt ihn von einem Seitensprung ab. An Gott glaubte Michael seit dem Tod seines jüngeren Bruders, der an einer Überdosis starb, nicht mehr. Auf jeden Fall nicht an den Allmächtigen und den Gerechten aus der Bibel, kirchlich geheiratet hatte er nur auf Wunsch seiner Frau und seiner Mutter. Seine Mama wollte, dass ihr kleiner Sohn Wladimir vom Himmel aus zuschauen konnte. Er war erst siebzehn, als er eines Tages im Park blau und starr vor Kälte, es war im Dezember, erst zwei Tage nach seinem Tod gefunden wurde. „Er ist im Himmel bei Gott“, hoffte seine Mutter, die immer noch nicht den absurden Tod ihres Sohnes realisierte. „Ist ja kurz vor Weihnachten gestorben, mein kleiner Engel“, sagte sie immer wieder. So, als stünde sie unter Drogen, der Missbrauch von Baldrian zeigte langsam seine Wirkung, seine Mama war wie ein Junkie, wenn es um dieses Medikament ging.
Dass keine Engel existieren, vor allem nicht solche, die ständig nach dem nächsten Schuss lechzten, sabbernd sich in die Hose scheißen und hohl in der Birne sind, das sagte Michael seiner verzweifelten Mutter natürlich nicht, auch nicht, dass ihr Sohn sie schon lange vor seinem Tod verlassen hatte. Wladimir war nur eine billige Kopie seines früheren Ichs, den Michael sehr liebte, als er jedoch anfing, Drogen zu nehmen, mutierte der gutmütige Teenager zu einem stupiden Geschöpf, zum Schluss hasste Michael seinen kleinen Bruder. Ständig bettelte er Michael an. Er lebte immer auf Pump. Einmal hatte er sogar damit gedroht, Michaels zukünftige Frau zu vergewaltigen, falls Michael ihm kein Geld leihen würde, er verdrosch seinen vollgedröhnten Bruder krankenhausreif. Die Mutter stand natürlich auf der Seite des Jüngeren, er war ja immer ihr Liebling. 'Endlich ist er bei den Engeln' , diese Worte riefen in ihm immer wieder schlechte Erinnerungen wach. Engel gibt es nicht, nur in den farbenfrohen Märchen. Mit glücklichem Ende, wo alle zusammen singen und tanzen.
Als Michael Lisa wieder ansah, zweifelte er an seiner Aussage, denn sie war so, wie er sich die Engel immer vorgestellt hatte , bevor sein Bruder starb. Vor allem jetzt, in diesem Augenblick. Ihre grünen Augen voller Liebe und das blonde schulterlange Haar verliehen ihr das unschuldige Aussehen eines Himmelgeschöpfes. Michael schüttelte all diese Gedanken aus seinem Kopf, sah seine Kollegin an und sagte prosaisch: „Wenn du das Ding unbedingt brauchst ...“
Das Nächste, was er tat, ließ sie aufschreien. Er hob sie einfach in die Höhe. Sie griff hastig nach dem Buch. Sie spürte seine starken Hände an ihrer Taille. Ihr T-Shirt verrutschte leicht, sodass seine Finger ihren nackten Körper berührten. Ihr Atem stockte kurz.
„Nun lass
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