Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn
knutschen, dem er CDs brennen und verliebte E-Mails schicken konnte. Ein Mädchen, mit dem er, wenn sie beide so weit waren, Sex haben konnte. Sex, der etwas bedeutete und etwas ganz Besonderes sein würde.
Diese Woche in »Lady Sterling bittet zum Tee«: Das unnatürliche Verhalten geschlechtsreifer Schüler.
»Alles okay?«, fragte Owen, als Hugh außer Hörweite war. Er holte noch zwei Bier aus dem Kühlschrank und stellte sie auf die Kücheninsel. Er wusste, dass Rhys dieser ganze Hype um sein erstes Mal ganz schön an die Nieren ging. Er hatte es mit Kelsey tun wollen, bevor er herausfand, dass sie es bereits mit Owen getan hatte. Es waren harte Zeiten für ihn gewesen, und Owen hoffte von ganzem Herzen, Rhys würde die Vergangenheit endlich hinter sich lassen und wieder nach vorn schauen können.
»Mir geht’s jedenfalls besser als ihr.« Rhys deutete auf Suzettes gekrümmte Gestalt, die durch die Terrassentür zu sehen war. Mit anderen Worten: Er war nicht weit davon entfernt, sich wie ein kompletter Versager zu fühlen.
»Ich mein’s ernst, Kumpel«, rief Hugh von draußen, während er Suzette mechanisch über den Rücken strich. »Du, Carlyle, sorgst mir dafür, dass er als echter Mann zurückkommt!«
Sprach der Meister des Multitasking.
Rhys starrte nachdenklich vor sich hin. So betrunken Hugh auch war, er hatte nicht ganz unrecht. Vielleicht waren die Bahamas ja wirklich der perfekte Ort dafür. Weit weg von New York und dem Dunstkreis seiner Mutter würde es ihm vielleicht leichter fallen, seine Blockade zu überwinden. Und wenn er es erst mal hinter sich gebracht hatte, würde es vielleicht auch mit einer Beziehung, wie er sie sich vorstellte, besser klappen. Er musste endlich aufhören, sich wie ein verdammtes Weichei aufzuführen.
»Ich werde es tun!« Rhys trankt das Sierra Nevada auf ex und knallte die leere Flasche siegessicher auf die Arbeitsplatte. »Ich werd’s euch allen zeigen!«
Das ist jetzt hoffentlich nicht wörtlich gemeint …
familienfest und
andere schwierigkeiten
»›Belle de Jour‹ oder ›Amélie‹?«, rief Jack zu J.P. hinüber und arbeitete sich weiter durch die stinklangweilige DVD-Sammlung ihres Vaters. Obwohl sie jetzt schon seit über einem Monat bei ihm wohnte, fühlte sie sich in seinem Stadthaus auf der Bank Street immer noch nicht zu Hause. Irgendwie gehörte sie einfach nicht dorthin.
Für den Rest der Welt – einschließlich Saoirse, dem irischen Kindermädchen der Laurents – fingen heute Abend die Thanksgiving-Feiertage an. Jack jedoch musste zu Hause bleiben und auf Colette und Elodie, ihre dreijährigen Zwillingshalbschwestern, aufpassen. Zum Glück war J.P. vorbeigekommen, um ihr zu helfen. Naserümpfend schob sie eine Sonderedition sämtlicher Gérard-Depardieu-Filme zur Seite. Der Frankreich-Fimmel ihres Vaters war so offensichtlich, dass es fast schon peinlich war.
»Ist mir egal«, rief J.P. aus dem angrenzenden Kinderzimmer.
Jack stand auf und zog den Bund ihrer Jeans ein Stück höher. Die Antik Denims hatten ein klitzekleines bisschen gespannt, als sie sie heute Morgen angezogen hatte, und eigneten sich definitiv nicht, um damit auf dem Boden herumzukriechen. »Was machst du da eigentlich?«, fragte sie, als sie in der Tür zu dem ganz in Rosa und Lila gehaltenen Zimmer stand, wo J.P. in einen Kinderstuhl gequetscht an einem winzigen weißen Holztisch saß und eine rosafarbene Puppenteetasse auf den Knien balancierte. Elodie saß ihm gegenüber, und Colette lag weiter hinten im Zimmer auf Theo – einem riesigen Plüscheisbär, der einmal Jack gehört hatte, als sie selbst ein kleines Mädchen gewesen war. Sein ursprünglich schneeweißes Fell war mittlerweile schmuddelig grau geworden. Sie hatte Stofftiere noch nie ausstehen können, aber es störte sie trotzdem, dass ihr Vater Theo, ohne sie zu fragen, ihren Halbgeschwistern überlassen hatte.
»Tee?«, fragte J.P. und hielt ihr grinsend die Tasse hin.
»Jack ist aber nicht eingeladen!«, krähte Colette und sprang von Theo herunter, als wolle sie Jack daran hindern, ins Zimmer zu kommen.
»Genau!«, stimmte Elodie mit ein. »Wir wollen mit J.P. allein sein!«
»Umso besser, ich trinke sowieso lieber Wodka.« Jack versuchte, sich ihre Gekränktheit nicht anmerken zu lassen. Für wen hielten sich diese kleinen Biester eigentlich, sie nicht auf ihre dämliche Teeparty einzuladen? Sie war ihre verdammte Schwester, verflucht noch mal!
»Ich mixe dir nachher was Leckeres.« J.P.
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