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Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Titel: Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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je. Natürlich war das Zusammenleben mit ihrem Vater, Rebecca und ihren Halbschwestern kein Idealzustand, aber normalerweise passte das Kindermädchen auf die Kleinen auf. Im Ballett war es nie besser gelaufen; ihre Lehrer sprachen schon von einer Aufnahme an einem der angesehenen Ballettkonservatorien. Und selbst in ihrem Freundeskreis lief alles rund. Es wäre ihr zwar lieber gewesen, Avery wäre nicht mit Baby verwandt, aber Avery hatte sich als interessanter herausgestellt, als Jack anfangs gedacht hatte. Sie konnte erfrischend direkt sein und würde es niemals zulassen, dass Jack in einer Jeans herumlief, die einen platten Hintern machte. Solche Mädchen hatte sie bislang noch nicht kennengelernt.
    Wie aufs Stichwort stimmte ihr Handy die ersten Takte des »Nussknackers« an. Avery.
    »Ich geh kurz nach oben«, sagte Jack. Was sie genauso gut hätte sein lassen können. J.P. lachte gemeinsam mit den Zwillingen über Dora, als hätte er sich nie prächtiger amüsiert.
    »Hey, Avery«, sagte Jack, als sie sich oben im Salon auf die hässliche lachsfarbene Couch fallen ließ. Rebecca hatte eine unsägliche Vorliebe für pastellfarbenes dänisches Design.
    »Tut mir leid, ich weiß ja, dass J.P. grade bei dir ist … Ich hoffe, ich hab euch nicht bei irgendwas gestört?«, sagte Avery.
    »Nein, nein. Hier hat gerade die Kindergartengeneration die Macht übernommen.« Jack seufzte. »Wie läuft’s bei dir?«, fragte sie. Auch wenn sie jetzt sozusagen beste Freundinnen waren, wollte sie nicht, dass Avery mitbekam, wie erbärmlich ihr Abend war.
    »Bestens – ich hab gerade erfahren, dass wir morgen auf die Bahamas fliegen!«, rief Avery aufgeregt. »Der Freund meiner Mutter hat uns eingeladen. Und stell dir vor, Baby, Owen und ich dürfen jemanden mitnehmen – da hab ich natürlich gleich an dich gedacht! Das wird ein Riesenspaß! Bitte sag Ja!«
    Jack stieß einen schweren Seufzer aus. Das Angebot war unglaublich verlockend. Sie wusste, dass sie und Avery sich blendend amüsieren würden, außerdem war sie schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr aus der Stadt herausgekommen. Andererseits wollte sie es nicht schon wieder verschieben. Die fünf freien Tage waren der perfekte Zeitpunkt dafür. Morgen wollte sie sich neue Dessous kaufen; Donnerstag würde sie endlich zur Frau werden, und Freitag, Samstag und Sonntag würden sie und J.P. das Bett nicht mehr verlassen. Das erste Mal war ja angeblich immer eher ein bisschen enttäuschend, und sie wollte wenigstens eine gute Erfahrung gemacht haben, bevor sie ihren Freundinnen am Montag in der Schule häppchenweise kleine Details servieren und genießen würde, wie sie vor Neid grün wurden.
    Ja, in der Tat: Übung macht den Meister!
    »Ich kann natürlich verstehen, wenn du lieber hierbleiben willst«, sagte Avery, die Jacks Zögern als Nein interpretierte. »Ich weiß ja, dass du die Feiertage mit J.P. verbringen willst.«
    »Ich würde total gern mitkommen, ehrlich, aber das kann ich J.P. nicht antun. Tut mir leid.« Es tat Jack wirklich leid – und zwar für sich. Wenn sie und J.P. bereits – wie jedes andere normale Pärchen – Sex gehabt hätten, könnte sie mit Avery auf die Bahamas fliegen und Spaß haben und müsste nicht jede Sekunde der Feiertage durchplanen wie eine verzweifelte Hausfrau.
    »Okay, klar«, sagte Avery. Sie klang zwar ein bisschen enttäuscht, schien aber trotzdem vollstes Verständnis für Jacks Situation zu haben. »Ich wünsch euch beiden ganz viel Spaß!«
    »Danke.« Jack starrte frustriert auf ihr Handy und wünschte sich, Avery hätte nicht so schnell aufgelegt. Sie hatte absolut keine Lust, wieder zu J.P. und den Zwillingen nach unten zu gehen. Sie stand auf und blickte nachdenklich aus dem großen Erkerfenster. Auf den Stufen, die zum Hauseingang führten, saß eng aneinandergeschmiegt ein Pärchen um die zwanzig – wahrscheinlich mal wieder Gäste aus dem angrenzenden Café, die zu ihrem Cappuccino eine Zigarette rauchen wollten.
    An jedem anderen Tag hätte Jack ihnen zugerufen, dass sie sich verpissen sollten, aber heute verspürte sie eher das Bedürfnis, sich zu ihnen zu setzen. Alles war besser, als sich mit den nervigen Bälgern herumzuschlagen. Und obwohl sie sich wahnsinnig auf das lange Wochenende mit J.P. freute, fragte eine leise, aber beharrliche Stimme tief in ihrem Inneren, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Averys Einladung auszuschlagen. Sie hatten immer so viel Spaß zusammen. Sie hätten sich

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