Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn
ab, überzeugt davon, auf der Stelle zu erblinden, wenn sie den beiden beim Küssen zusehen würde, ungefähr so wie bei einer Sonnenfinsternis, die man sich ohne Schutzbrille anschaut. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie an der Reihe war. »Ähm …« Sie sah sich am Tisch um und drehte schnell den Kopf weg, als ihre und Rhys’ Blicke sich trafen. »Ich bin Avery und …«
… abartig in den besten Freund meines Bruders verliebt?
»… und abenteuerlustig «, vollendete sie uninspiriert ihren Satz. Das war mal wieder typisch für Edie, sie alle zu diesem albernen Spiel zu nötigen. In Nantucket hatten sie früher immer Scharade spielen müssen, wenn Gäste kamen. Wenigstens hatte sie vor Rhys nichts total Peinliches gesagt.
Alle sahen erwartungsvoll zu Baby, die als Nächste dran war. Rileys Blick schien sie zu verbrennen. Er saß ihr gegenüber neben Layla, aber ihre Stühle standen mindestens zwei Handbreit voneinander entfernt und keiner der beiden berührte den anderen. »Okay«, sagte Baby und schaute auf ihren Teller, um Riley nicht ansehen zu müssen. »Ich bin Baby und …«
»… begnadet !«, rief Layla und streckte ihr über den Tisch die Hand zum Abklatschen hin.
»Absolut!« Riley nickte bekräftigend. »Ihr hättet mal sehen sollen, wie sie gestern auf ihrem Pferd davongaloppiert ist!«
Baby grinste die beiden über den Tisch hinweg an. Layla war so witzig und cool, und je länger sie sie kannte, desto mieser fühlte sie sich. Als ihre und Rileys Blicke sich kreuzten, schaute sie hastig weg.
»Du bist dran, Riley!«, verkündete Edie fröhlich und strahlte die beiden Kellner an, die gerade riesige Platten mit Meeresfrüchten auftrugen. Avery war gottfroh, dass ihre Mutter die beiden nicht einlud, bei dem dämlichen Spiel mitzumachen.
»Also, ich bin Riley und freue mich schon richtig darauf, wieder zu reiten .«
Baby fixierte eine rosa Garnele, weil sie wusste, dass Riley ihren Blick suchte. Sie hoffte, sie würde nicht rot werden. Musste er ausgerechnet ihren Ausritt erwähnen?
»Ooohhh, gleich zwei Wörter mit R ! Du bist mir ja ein ganz helles Köpfchen!«, flötete Edie, die mittlerweile bei ihrem dritten Drink war. Ihr war anzusehen, dass sie Riley am liebsten durch die Haare gezaust hätte, aber zum Glück saß er weit genug von ihr entfernt.
»Hab schon gehört, dass du gestern wie eine Amazone am Strand entlanggeprescht bist, Baby«, sagte Remington lächelnd und nahm sich eine Languste von der Platte. »Ich wusste gar nicht, dass du reitest. Du solltest es ausnutzen, solange du hier bist. In Manhattan wirst du so schnell keine Gelegenheit mehr dazu haben«, fügte er mit einem Zwinkern hinzu.
»Oh, ich weiß nicht, ob …«, wollte Baby abwehren, als Riley ihr ins Wort fiel.
»Auf jeden Fall«, stimmte er Remington begeistert zu. »Auf der anderen Seite der Insel gibt es noch ein paar tolle Reitpfade. Ich zeig sie dir morgen.«
»Ohne mich!«, sagte Layla lachend, obwohl von ihr gar nicht die Rede gewesen war, und leerte ihr Glas. »Ich bin auf diesem Pony gestern total seekrank geworden. Für kein Geld der Welt steig ich in diesem Urlaub noch mal aufs Pferd. Außerdem würde ich morgen gern eine Bootstour mit dir machen, Dad.«
»Okay«, sagte Riley. »Dann ziehst du morgen mit deinem Dad los und ich mit Baby.«
Baby lächelte hilflos. Sie konnte jetzt, vor allen anderen, schlecht ablehnen. Sie würde sich morgen etwas einfallen lassen müssen. Und dann waren es nur noch ein paar Tage; es würde hoffentlich nicht so schwer sein, Riley anschließend wieder aus dem Weg zu gehen.
»Okay, ich bin dran.« Remington räusperte sich, während die Kellner Schälchen mit Thunfischtartar, kleinen Krabben-Tacos und Maki-Sushis auf dem Tisch verteilten. »Ich bin Remington und rasend in Edie verliebt.«
»Hach, Liebling, das macht mich gleich noch ekstatischer !«, gurrte Edie und schob sich ein Lachsröllchen in den Mund. Owen knallte die Karaffe, aus der er sich gerade eingeschenkt hatte, so heftig auf den Tisch, dass die Limonade auf den Tisch schwappte.
»Ganz toll«, murmelte Avery und streckte ihm ihre Serviette hin. Owen bemerkte es gar nicht, sondern starrte mit finsterer Miene und mahlendem Kiefer zu Remington.
»Wenn ich ganz kurz um eure Aufmerksamkeit bitten dürfte«, sagte Remington und hob eine Hand, ohne Owens wütenden Blick wahrzunehmen. Selbst die Kellner hielten erwartungsvoll inne. »Mit euch allen hier zu sein … also … wie soll ich sagen? Das fühlt sich …
Weitere Kostenlose Bücher