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Liebe deinen nächsten

Liebe deinen nächsten

Titel: Liebe deinen nächsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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größere Gläser?«
      Der Tischlermeister schlug mit der Faust auf den Tisch. »Verflucht noch einmal, da hast du verdammt recht! Das ist es! Größere Gläser, das ist eine Idee! Daß ich darauf noch nicht gekommen bin!«
      Sie nahmen größere Gläser und tranken eine Stunde lang. Dann verwechselte der Tischlermeister alles und beschwerte sich darüber, daß seine Frau drei Jungen geboren hätte. Mit Mühe zahlte er und schwankte mit seinen Kumpanen hinaus.
      Steiner räumte ab. Er schenkte sich noch ein Wasserglas voll Zwetschengeist ein und trank es aus. Sein Kopf dröhnte. Er setzte sich an den Tisch und brütete vor sich hin. Dann stand er auf und ging in seine Kammer. Er kramte aus seinen Sachen eine Fotografie seiner Frau hervor und sah sie lange an. Er hatte nie etwas von ihr gehört. Er hatte ihr auch nie geschrieben, weil er annahm, ihre Post würde überwacht. Er glaubte, daß sie sich hatte scheiden lassen.
      »Verdammt!« Er stand auf. »Vielleicht lebt sie längst mit einem andern und hat mich vergessen!« Er riß mit einem Ruck die Fotografie durch und warf sie zu Boden. »Ich muß auch da ’raus! Es macht mich sonst kaputt. Ich bin ein Mann, der allein lebt, ich bin Johann Huber und nicht mehr Steiner, fertig!«
      Er trank noch ein Glas, dann schloß er ab und ging auf die Straße. In der Nähe des Rings sprach ihn ein Mädchen an. »Gehst du mit mir, Schatz?«
      »Ja.«
      Sie gingen nebeneinander her. Das Mädchen betrachtete Steiner forschend von der Seite. »Du hast mich ja nicht einmal angesehen.«
      »Doch«, erwiderte Steiner, ohne den Blick zu heben.
      »Ich glaube nicht. Gefall’ ich dir?«
      »Ja, du gefällst mir.«
      »Das geht ja schnell bei dir.«
      »Ja«, sagte er, »das geht schnell.«
      Sie schob ihren Arm unter seinen. »Was schenkst du mir denn, Schatz?«
      »Ich weiß nicht. Was willst du haben?«
      »Bleibst du die ganze Nacht?«
      »Nein.«
      »Wie wäre es mit zwanzig Schilling?«
      »Zehn. Ich bin ein Kellner, der nicht viel verdient.«
      »Du siehst nicht aus wie ein Kellner.«
      »Es gibt auch Leute, die sehn nicht aus wie Staatspräsidenten und sind es doch.«
      Das Mädchen lachte. »Du bist lustig. Ich mag lustige Leute gern. Also zehn, meinetwegen. Ich habe ein schönes Zimmer. Paß auf, ich werde dich glücklich machen.«
      »So?« sagte Steiner.
      Das Zimmer war eine rote Plüschbude mit Nippesfiguren und Deckchen über Tischen und Sesseln. Auf dem Sofa saß eine Reihe von Teddybären, Fastnachtspuppen und Stoffaffen. Über dem Sofa hing die vergrößerte Fotografie eines Feldwebels in voller Uniform mit glotzendem Blick und gewichstem Schnurrbart.
      »Ist das dein Mann?« fragte Steiner.
      »Nein, der Selige von der Alten.«
      »Die ist wohl froh, daß sie ihn los ist, was?«
      »Hast du eine Ahnung!« Das Mädchen nestelte sich die Bluse los. »Die heult ihm heute noch nach, so fabelhaf soll er gewesen sein. Stramm, weißt du?«
      »Weshalb hängt sie ihn denn dann hier zu dir herein?«
      »Sie hat bei sich noch ein anderes Bild von ihm. Größer und bunt. Natürlich nur die Uniform bunt, verstehst du? Komm, mach mir die Hafeln hinten auf!«
      Steiner spürte feste Schultern unter seinen Händen. Er hatte das nicht erwartet. Er wußte aus seiner Militärzeit, wie Huren sich anfühlten – immer etwas zu weich und grau.
      Das Mädchen warf die Bluse auf das Sofa. Die Brüste waren voll und fest. Sie paßten zu den kräfigen Schultern und dem Hals. »Setz dich, Schatz«, sagte sie. »Mach dir’s bequem. Kellner und unsereins haben immer müde Füße.«
      Sie streife den Rock ab
      »Verdammt«, sagte Steiner, »du bist ja schön!«
      »Das hat mir schon mancher gesagt.« Das Mädchen legte seinen Rock sorgfältig zusammen. »Wenn’s dich nicht stört …«
      »Doch, es stört mich.«
      Sie wandte sich halb um. »Du machst Witze … bist halt ein lustiger Patron!«
      Steiner sah sie an.
      »Was siehst du mich denn so an?« sagte das Mädchen. »Man
    könnte sich ja vor dir furchten. Jesus, wie ein Messerstecher! Hast lange keine Frau gehabt, was?«
      »Wie heißt du?« fragte Steiner.
      »Du wirst lachen … Elvira. War so eine Idee von meiner Mutter. Die hat immer hoch hinaus wollen. Komm ins Bett.«
      »Nein«, sagte Steiner, »laß uns noch was trinken.«
      »Hast du Geld?« fragte sie rasch.
      Steiner nickte. Elvira ging nackt und

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