Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
etwas gekommen war. Oft machte es Spaß, oder es war aufregend, manchmal sogar unersättlich, wild oder geheimnisvoll. Aber mit der Zeit fehlte immer etwas, nur selten und nie auf Dauer fühlte ich mich in der Tiefe wirklich berührt Vor allem mein Herz behielt eine Sehnsucht und immer öfter eine still nachklingende Traurigkeit. Während ich mich vom einen trennte, um irgendwann früher oder später in den Armen eines anderen zu landen, war es doch als sollte mir das größte Geheimnis des Lebens verwehrt bleiben. Das Verrückte war - ich hatte es nie wirklich kennengelernt, aber etwas in mir wusste, dass es dieses Geheimnis gab. So blieb ich rastlos und auf der Suche, zur Geduld verdammt.
Dam tauchten Situationen und Erlebnisse in meinem Leben auf, die auf den ersten, selbst auf den zweiten Blick nichts mit Sex zu tun hatten, die sich aber von allem unterschieden, was ich je erlebt hatte. Meist für einen völlig über306
raschenden, kurzen Augenblick fühlte ich mich erfüllt, schien es keine Zeit und keinen Raum mehr zu geben, war ich von allem frei, voller Liebe und gänzlich verbunden. Es war, als ob alle Last von mir fallen würde, als ob ich tief in meinem Körper durchdrungen und von einer magischen Kraft geführt würde. Damals fehlten mir jegliche Worte, dieses unendliche und unwirkliche Glück zu beschreiben. Ich hatte die Sorge, jeder Versuch dieser Beschreibung könne verrückt klingen, deshalb wagte ich nicht, mein Empfinden mit jemandem zu teilen. So kam ich weder auf die Idee, dass Sex etwas mit diesem Gefühl zu tun haben könnte, noch kam ich in die Situation, dieses Gefühl mit Sex zu verbinden.
Später entdeckte ich, dass dieses Gefühl stets nur dann auftrat, wenn ich in eine ungewöhnlich tiefe Entspannung geriet.
Überrascht stellte ich fest, dass es einige Male gerade dann auftauchte, wenn ich nichts mehr kontrollieren konnte, wenn ich mich bis weit über meine Grenzen hinaus gefordert hatte und mir das, was ich unbedingt bestimmen wollte, zu entgleiten schien.
Aber erst Jahre später las ich etwas Entscheidendes über Sex, das die Brücke baute und dessen Botschaft mich nie mehr losließ. Ich war schon mit meinem Mann verheiratet und hatte mittlerweile auch mit ihm das Gefühl, dass Sex irgendwie nicht das in mein Leben brachte, wonach sich mein innerster Kern so sehr sehnte. Damals fiel mir ein Buch des australischen Lehrers Barry Long in die Hände, das den Titel Sexuelle Liebe auf göttliche Weise trug. Seine zentrale These lautete: »Wo immer ihr Frauen spürt, dass von einem Mann begehrlicher Sex ausgeht und keine euch nährende Liebe, verweigert euch! «
307
Der Schoß gebiert alle Dinge
Ein Buch über Sex, das den Sex radikal aus unseren Betten verbannen wollte ...? Ein Buch, von einem Mann geschrieben, das mit folgendem Wortlaut beginnt:
Das grundlegende Leiden der Frau, ihre beständige Unzufriedenheit entsteht, weil der Mann sie nicht mehr körperlich erreichen kann. Ihre emotionale Maßlosigkeit, ihre Depression, ihre Frustration [...] sind auf das sexuelle Versagen des Mannes zurückzuführen, der während des Liebesaktes ihre feinsten und tiefsten weiblichen Energien nicht zu sammeln oder freizusetzen vermag. Diese unglaublich schönen göttlichen Energien sind intensiv und exquisit, und wenn sie in der Frau unerschlossen bleiben, wie es jetzt der Fall ist, entarten sie zu psychischen oder emotionalen Störungen und verfestigen sich schließlich zu physischen Anomalien. Der Schoß gebiert alle Dinge.*
Das klang damals in meinen Ohren wie die Kampfschrift einer Hardcore-Feministin, aber es war von einem siebzigjährigen Mann, der den Sex und die Frauen liebte, geschrieben worden.
Es war eine radikale Aufforderung an den Mann, sich der Liebe zu- und von seinem Sextrieb abzuwenden:
Die Fähigkeit, die Frau in dieser Weise zu lieben, ist die Autorität, die der Mann verloren hat, seine einzig wahre Autorität über die Frau. Dies erfordert reine Liebe. Es hängt von keiner Technik ab. Ein Mann mag seine sexuelle Technik verbessern, aber um wirklich zu lieben, nützt ihm kein Fachwissen .
* Barry Long: Sexuelle Liebe auf göttliche Weise, Saarbrücken: Verlag Neue Erde 2001, S. 19-20
308
Aufregende Empfindungen und Orgasmen sind angenehm und geben ihm eine Art von Autorität. Aber dies ist nicht die Liebe, die die Frau ersehnt. Er wird sie vielleicht befriedigen, wie ein gutes Essen es tut.
Aber bald hat sie wieder Hunger und wird schließlich ihren Appetit oder
Weitere Kostenlose Bücher