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Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
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Überschwemmung wieder. Ich blieb mit geschlossenen Augen still liegen und freute mich, durch das Innere meines Körpers zu surfen. Überall Kribbeln und sanfte warme Wellen, ein Gefühl von Lebendigkeit und unbegrenzten Möglichkeiten. Nur ungern schlug ich irgendwann die Augen auf, aber auch da draußen, außerhalb von mir, schien die Welt im Überfluss: Die Farben der Herbstblätter an den Bäumen in unserem Garten wirkten kraftvoller und satter als sonst. Die erdigen Gerüche während meines morgendlichen Laufs durch den Wald erschienen mir intensiver und vollmundiger. Irgendwann wollte ich
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    nicht mehr laufen, um jeden einzelnen Schritt auf dem weichen Waldboden und jede Farbschattierung des Herbstlaubes noch intensiver erl eben zu können. Immer wieder strömte der Gedanke: Alles ist möglich! durch meinen Kopf.
    Alles ist möglich
    Sicher möchten Sie wissen, was der Grund für diesen göttlichen Zustand war: Mein Mann und ich hatten uns nach zwei zähen Tagen voller Anspannung und alter Schatten in der Nacht zuvor wieder tief und von ganzem Heran verbunden. Wir hatten uns körperlich geliebt. Alles entscheidend ist dabei das Wort »geliebt«.
    Alles entscheidend ist, dass ich hier nicht von sexuellem Trieb rede, sondern von körperlicher Liebe. Beide hatten wir gegenseitig unseren Schmerz und unsere Bockigkeit durchliebt, bis jeder beim anderen wieder seine wahre friedvolle Natur entdecken konnte. Wr waren so lange beieinander geblieben, bis unsere Seelen, unsere Herzen und Körper sich endlich wieder mit Liebe füllen und verbinden konnten, bis der heilsame Strom zwischen ins wieder floss.
    Jeder von uns beiden weiß, dass er den anderen aus tiefstem Herzen liebt. Jeder von uns beiden weiß längst, dass solche Tage voller Anspannung und Streitsucht jensets unserer eigentlichen Verbindung sind. Es ist, als ob wir beide unter Halluzinationen litten, Monster im anderen sähen und bösartige Stimmen hörten.
    Wir wissen, dass der andere nicht verantwortlich ist für unsere eigenen drückender Gefühle.
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    Wir wissen, dass wir in solche Zustände nur geraten, wenn wir vorher nicht gut mit uns selbst umgegangen sind: wenn wir :u viel Hektik haben, zu viele Dinge auf einmal machen, Rollen spielen oder irgendwelchen äußeren Anforderungen gerecht werden wollen. Wir wissen, dass wir ausgedörrt und unleidlich werden, wenn wir uns keine Zeit zum »Spielen« und zum Loslassen nehmen. Wir wissen, was geschieht, wem wir wie Roboter unserem Tagwerk nachgehen, uns nicht in die Augen gucken, unser Programm abspulen und uns zwischendurch nicht von Herzen aufeinander einlassen. Wem wir nur über zu erledigende Dinge reden und nicht erkunden, wie es dem anderen wirklich geht. Wir wissen längst, dass wir davon unsere Verbindung zu uns selbst, zum anderen und zur Liebe verlieren. Wir wissen, dass es dann irgendwann knallt. Und trotzdem passiert es uns - wenn auch in immer größer werdenden Abständen.
    Mittlerweile sind wir schon ziemlich geübt darin, durch die nächste Talsohle zu irren, den nächsten Schützengraben am Ende dann doch möglichst unverwundet zu durchwaten. So waren wir diesmal zwei Tage lang mit steigender Tendenz und wegen immer unbedeutenderer Dinge aneinander geraten, immer wieder ging mein Mann auf die Flucht, immer wieder stellte ich ihm nach.
    Kleinigkeiten genügten, damit wir ins ineinander verkeilten wie zwei Terrier. Wenn ich zwischendurch zur Ruhe kam, versuchte ich, so genau wie möglich wahrzunehmen, was da von tief unten an die Oberfläche wollte, was da gerade der nächste alte Schmerz war, der von uns geheilt werden wollte. Dann fiel mir endlich auf, wo einig Tage vorher der Riss zwischen uns entstanden war: 302

    Wir waren besonders guter Laune gewesen, wollten nach längerer Pause mal wieder miteinander tanzen gehen. Dann standen wir auf der Tanzfläche, aber irgendwie fühlte es sich nicht richtig an. Wir tanzten zwar, aber unsere Körper bewegten sich mechanisch, routiniert, aus Gewohnheit - ohne miteinander in Verbindung zu treten. Während mein Mann schließlich anfing, abwesend in der Gegend rumzugucken, suchte ich seinen Blick und wurde angespannt. Es folgten weitere Tänze, aber es war, als wären wir imprägniert. Wir berührten uns und berührten uns doch nicht Erschwerend hinzukam, dass wir diesen Zustand nicht ansprachen, sondern versuchten, ihn einfach zu ignorieren.
    Von diesem Abend an ging plötzlich das Nörgeln und Flüchten zwischen uns beiden los. Nach dem

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