Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
den Zusammenhang zwischen Körper und Seele könnte man an dieser Stelle ein ganzes Buch schreiben - und es sind schon viele gute Bücher dazu verfasst worden. Unser Körper ist unser
»Gehilfe«, unser ausführendes Organ. Er ist der Ort, an 147
dem sich unsere unbewussten Gedanken und Bedürfnisse, unsere eigentliche Wahrheit zeigt. Er ist der Ort, an dem wir erkennen können, wie tief wir innerlich gespalten sind. Er ist der Ort, an dem unser Wille, unsere Disziplin und unsere Ideale von unseren Süchten bezwungen werden. Er ist der Ort, an dem so vieles geschieht, was unserem bewussten Verstand missfällt: Wir wollen treu sein - jede Faser unseres Körpers sehnt sich aber leidenschaftlich nach einem anderen. Wir wollen schlank sein - unser Körper isst. Wir lächeln freundlich und angepasst unsere Arme verschränken sich zu einem Schild vor unserer Brust. Wir setzen den Berührungen der anderen keine Grenzen nur unsere Lippen bekommen Herpes.
Die Vorteile des unbewussten Zusammenspiels zwischen Körper und Seele lernen wir schon zeitig in unserem Leben kennen. Häufig erleben wir bereits als Kinder, dass uns Krankheit besonders viel Zuwendung beschert, dass Eltern uns Aufmerksamkeit zollen, die sie uns sonst nirgends so üppig geben. Auf einer tieferen Ebene lernen wir, dass unser kranker Körper uns hilft, etwas zu bekommen, was unsere Seele so dringend braucht. Es gibt in diesem Zusammenhang den Begriff des »sekundären Krankheitsgewinns« - bewusst rufen wir zwar nach Arzt, Medizin und Heilung, unbewusst möchten wir aber nur ungern gesund, stark und fit sein, weil wir so das Risiko eingehen, nicht gehalten und umsorgt zu werden.
So finden wir die Krankheit später immer wieder auch auf dem Kampfschauplatz um die Liebe. Da gibt es den schwachen oder wehleidigen Partner - häufig der Partner, der 148
schon früher während der Beziehung immer wieder krank gewesen ist. Er wird mit zunehmender Erstarrung der Beziehung so krank, dass der andere nun gezwungen ist, ihm Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit zu schenken. Ich glaube, es gibt unzählige Fälle, wo einer von beiden aufgrund von jahrelanger Vereinsamung und Erkaltung in seiner Ehe schließlich zum ernsthaften Pflegefall wurde. Ich habe eine Frau erlebt, die nach über zwanzig Jahren Ehe immer mehr in Depression versank, bis sie schließlich nur noch mit Psychopharmaka und regelmäßigen stationären Klinikaufenthalten funktionieren konnte. Auf einer praktischen, alltäglichen Ebene organisierte der Ehemann alles - je kranker sie wurde, desto perfekter. Im Kern der Beziehung war er allerdings schon lange unfähig, ihr die emotionale Zuwendung zu geben, nach der sie sich sehnte. Nach Jahren voller wachsendem psychischem und physischem
Siechtum
und
dementsprechend
verbesserten,
organisatorischen Dienstleistungen suchte er sich endlich eine Geliebte und trennte sich unter großen Schuldgefühlen und Selbstmordandrohungen ihrerseits von seiner Frau. Nachdem ihr so das Gegenüber für ihr Betteln nach Zuwendung fehlte, fehlte ihrer Krankheit der tiefere Zweck - nicht mal ein Jahr nach der Trennung war sie komplett genesen.
Wenn es um Krankheit und Liebe geht, gibt es noch ein anderes Phänomen - das der Selbstaufgabe. Ein Partner, der diese Rolle übernimmt, ist stets beschäftigt, arbeitet hart, nimmt keine Rücksicht auf sich und seine Schwächen, schwelgt meist in einer oder gleich mehreren ihn ernsthaft beeinträchtigenden Süchten und geht über jedes Anzeichen
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von Krankheit heroisch hinweg. Wenn auch nicht sofort erkennbar, ruft doch auch dieser Mensch händeringend nach Fürsorge und Zuwendung. Unbewusst vernachlässigt er sich in der Hoffnung, jemanden zu finden, der sich um ihn kümmert und der ihn mehr liebt, als er selbst es tut. Was er sich natürlich nie eingestehen und worum er natürlich auch nie bewusst bitten würde. Ganz im Gegenteil - taucht so jemand in seinem Leben tatsächlich auf, entzieht er sich meist hartnäckig allen guten Ratschlägen und Hilfsangeboten. Ich kenne Paare, bei denen die Ehefrau längst zur perfekten Krankenschwester und Therapeutin gereift ist, um trotzdem hilflos zusehen zu müssen, wie der Ehemann sich ihr immer mehr entzieht, immer mehr schuftet, immer mehr raucht und trinkt und immer ungesünder isst und immer
mehr
Krankheitssymptome
achtlos
mit
sich
herumschleppt.
Ob Siechtum oder Selbstaufgabe, gerade von Krankheit geprägte Beziehungen können deutlich machen, wie sehr jede
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