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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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überraschen.“ Dabei biss ich Augustin ganz leicht in die Unterlippe, um unsere Zärtlichkeiten zu beenden. Ich wusste, wenn ich mich jetzt nicht von ihm löse, werde ich schwach. Dann werde ich mich nicht mehr beherrschen können, viel zu zügellos würde ich über ihn herfallen. Ich musste meine Leidenschaft an die Kandare nehmen, sonst ging sie mit mir durch. Das wollte ich nicht, nicht jetzt, so zwischendurch, nein, ich wollte alles noch etwas hinauszögern, mich noch ein wenig an der Vorfreude laben, mich noch ein bisschen lustvoll quälen.
    Augustin schien meine Hinhaltetaktik zu akzeptieren.
    „Ich liebe Überraschungen“, erwiderte er spitzbübisch, wobei er aufsprang und sich tatendurstig die Hände rieb.
    „Also schmücken wir jetzt den Baum!“
    Sofort kam ich seiner Aufforderung nach und öffnete die Weihnachtskisten, kramte vorsichtig den antiken Weihnachtschmuck hervor. Die bunten Weihnachtskugeln und Tannenzapfen mit Glitzerschnee, die verschnörkelten Kerzenhalter, das bauschige Lametta, das noch originalverpackt ganz unten in der Kiste vergraben war, dort, wo ich auch das Weihnachtsgeschenk von meinen Eltern verstaut hatte.
    Augustin hatte den Tannenbaum bereits im Ständer befestigt und war gerade dabei , ein paar Äste zurechtzustutzen.
    „ Stimmt was nicht?“, erkundigte er sich, als er meinen verdutzten Blick bemerkte.
    „Da ist noch das Weihnachtsgeschenk von meinen Eltern drin…“, antwortete ich zerstreut und deutete mit dem Finger in die Kiste.
    „Willst du, dass es in der Kiste verstaubt? Nimm es raus und öffne es!“
    Ich zögerte.
    „Na, mach schon“, stachelte er mich an, kam auf mich zu und legte seinen Arm um meine Schulter. „Warum hast du es noch nicht aufgemacht, nach all der Zeit?“
    „Weil… weil ich auf den richtigen Moment gewartet habe“, stammelte ich leise.
    „Jetzt ist der richtige Moment“, versicherte er, und ehe ich mich versah, griff Augustin in den Karton und nahm das Päckchen heraus.
    „Ja, wie du meinst… Sicher hast du recht… Heute ist der richtige Tag dazu.“
    Mit zitternder Hand löste ich die bunten Schleifen und öffnete ganz behutsam das Geschenkpapier, ich wollte es keineswegs beschädigen. Mit klopfenden Herzen hielt ich einen silberfarbenen Umschlag in meinen Händen und blickte versteinert auf die geschwungene Handschrift meiner Mutter.
    Für unseren geliebten Schatz! stand auf dem Umschlag geschrieben. Wir wünschen dir eine traumhafte Reise, liebe Leila! Vielleicht findest du jemanden, der dich begleitet!
    „Eine Reise… sie haben mir eine Reise geschenkt… nach Hawaii… zwei Wochen… für zwei Personen…“, stammelte ich schluchzend, wobei ich die Tränen umständlich vom Umschlag wischte.
    Augustin setzte sich zu mir, nahm mich in seine Arme und wiegte mich sanft hin und her.
    „Das ist , ich meine, war… sehr großzügig von deinen Eltern“, kommentierte er hilflos. „Du solltest dich darauf freuen… Hawaii ist traumhaft schön… Jetzt hör auf zu weinen! Mach dir lieber Gedanken, wann du fahren möchtest…“, munterte er mich auf. Ich nickte einsichtig und schnaufte herzhaft in das Taschentuch, dass er mir reichte. Während ich die Tränchen tupfte und kurz ins Badezimmer huschte, nahm sich Augustin den Gutschein vor, der im Umschlag meiner Eltern steckte.
    „ Das Reiseguthaben kannst du noch einlösen“, nickte mir Augustin mit einem Blick aufs Papier zu, als ich aus dem Bad zurückkam: „Und nun komm, der Baum ist bereit, geschmückt zu werden!“ Mit einer ausladenden Handbewegung deutete Augustin auf den Weihnachtsbaum. Er war beinahe zwei Meter hoch und besaß dichte Tannenzweige.
    „Er ist wunderschön und riecht so gut“, sagte ich bewundernd .
    Eine halbe Stunde später, war der Baum geschmückt. Mit bunten Glaskugeln, Lametta und echten Kerzen, in der klassischen Art, wie ich sie liebte, ohne blinkende Lichterketten und neumodischem Schnickschnack.
    „Wenn wir zurückkommen, zünden wir die Kerzen an“, sagte Augustin feierlich bewegt, während er wieder seinen Arm um meine Schulter legte und selbstvergessen den Baum betrachtete. Ich nickte lächelnd.
    „Leider habe ich für dich kein Geschenk“, bedauerte ich.
    „Das , was ich mit dir heute erleben darf, ist mir mehr wert als tausend Geschenke“, versicherte er und drückte mich fest an sich, so fest, dass ich kaum noch Luft bekam.
    „Gehen wir !“, sagte er aufmunternd, wobei er auf das Grabgesteck deutete.
    Bis ans Ende der Welt, dachte

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