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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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klang brüchig. Der Schock saß mir noch in den Knochen.
    Ich bekam keine Antwort . Augustin war verschwunden. Märchenhaft schön glitzerte der Schnee im Licht der alten Laternen.
    Vielleicht war das ja alles nur ein Märchen , ein kurzes Wintermärchen, dachte ich.
     
    In dieser Nacht stand ich noch lange am Fenster, hörte Radio und blickte in den dunklen Winterhimmel. Der Radiosprecher verkündete, dass es am Heiligen Abend wieder schneien würde. Genau wie vor drei Jahren, damals, als das Unglück geschah… da hat es auch am Heiligabend geschneit, seitdem nie wieder. War das nun ein gutes oder schlechtes Omen?
     
    Heiligabend, war mein erster Gedanke, als ich am nächsten Morgen erwachte. Wie wird der heutige Tag verlaufen? Wird Augustin sein Versprechen einhalten? Wird er mich wirklich besuchen kommen, heute an diesem denkwürdigen Tag? Wie schön wäre das, beinahe zu schön, um wahr zu sein. Ich stand auf, ging zum Balkonfenster und zog die Gardine beiseite. Tatsächlich, es schneite. Während ich verträumt hinausblickte, entdeckte ich den kleinen Tannenbaum, den ich auf dem Balkon abgestellt hatte. Der Baum war viel zu klein, um ihn als Christbaum zu schmücken, aber seine Äste waren groß genug, um daraus ein schönes Gebinde für das Grab meiner Eltern zu fertigen. Ich holte das Bäumchen herein und nahm mir vor, gleich nach dem Frühstück mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Frühstück? Ich betrachtete meine Küchenuhr, als hätte sie sich in ein Hirschgeweih verwandelt. Konnte das sein? Es war bereits kurz nach 11 Uhr. Wieso schlafe ich in letzter Zeit so viel? Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Während ich das Kaffeewasser aufsetzte, wanderten meine Augen zum Kühlschrank. Was ist mit der Weihnachtsgans?
    Wenn Augustin heute kommen würde, müsste ich sie langsam zubereiten… wenn er kommen würde… Und wenn nicht? Er hatte es doch versprochen… hatte er das wirklich? Nein, wirklich versprochen hatte er es nicht.
    Nach einer starken Tasse Kaffee waren meine Lebensgeister erwacht und meine Zweifel hatten sich in Luft aufgelöst. Ich ging unter die Dusche und beschloss, anschließend die Weihnachtsgans bratfertig zuzubereiten, so dass ich sie nur noch in den Backofen schieben musste. Bei dem Gedanken, dass ich heute Abend mit Augustin zusammen an einer festlich gedeckten Tafel sitzen würde, lief mir das Wasser im Munde zusammen. Bei der Vorstellung jedoch, dass er nicht kommen könnte, verging mir der Appetit. Ich verbannte diesen Gedanken aus meinem Dunstkreis und widmete mich lieber dem Tannengesteck für meine Eltern. Ich nahm eine Tonschale zur Hand, füllte sie mit kleinen Kieselsteinen, dekorierte die Tannenzweige mit Schleifenbändern und integrierte drei große Teelichter aus Glas in das Gesteck. Drei Kerzenlichter: eines für meine Mutter, eines für meinen Vater und eines für mich. Eines hatte ich noch übrig, eigentlich zur Sicherheit, falls mal eines kaputtgehen sollte. Ich wusste nicht so recht, wohin damit, drehte es in meiner Hand und betrachtete es unschlüssig.
    „ Wenn er heute kommen sollte, dann ist die vierte Kerze für ihn“, flüsterte ich beschwörend vor mich hin, während mein Blick gedankenverloren auf dem Tannengesteck ruhte.
    Ich legte es auf den Couchtisch und begann eilig , die entstandene Unordnung zu beseitigten. Dabei fiel mir auf, dass ich noch im Bademantel herumlief und meine gewaschenen Haare immer noch unter einem zum Turban gedrehten Handtuch steckten.
    „ Oh, Gott, schon 14.30 Uhr!“, rief ich aufgeschreckt.
    W ährend meiner Bastelei hatte ich die Zeit vergessen. Ich flitzte ins Badezimmer, föhnte mir die Haare und überlegte mir währenddessen, was ich anziehen könnte. Diesmal schwebte mir etwas Festliches vor, schließlich war heute ein ganz besonderer Tag, der viele Stimmungen in sich vereinte: Trauer, Hoffnung, Liebe.
    Welches der Gefühle am heutigen Abend dominieren würde, weiß ich in einer Viertelstunde. Während ich meine Wimpern tuschte, fiel mir mein schwarzes Etuikleid ein. Dieses Kleid hatte ich noch nie getragen, jetzt war es Zeit dafür. Fünf Minuten vor drei Uhr klingelte es nicht an der Haustür, sondern direkt an meiner Wohnungstür. Wie das?
    Leider bes itzt die Tür keinen Spion. Mein Herz schlug heftig, als ich die Tür zaghaft öffnete. Es war unmöglich, mich zu beherrschen. Überrascht schrie ich auf. Vor meiner Tür stand der Weihnachtsmann. Und zwar der schönste, den ich je in meinem Leben zu Gesicht bekommen

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